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Ein Song, zwei Welten: Haftbefehl und Shirin David mit „Conan x Xenia“ // Video

Ein Song, zwei Welten: Haftbefehl und Shirin David mit „Conan x Xenia“ // Video

Haftbefehl
Haftbefehl im Jahr 2013
Foto: Siniša Puktalović

Für seine neue Video-Single aus dem kommenden Album „DWA“ hat Haftbefehl auf dem „Jahrmarkt der Aufmerksamkeiten“ richtig zugeschlagen. Als Feature für „Conan x Xenia“ engagierte er YouTube-Star Shirin David, die seit einiger Zeit mehrgleisig fährt: Schminkvideos waren gestern, heute versucht sich die Hamburgerin vornehmlich als freche Musikerin, als deutsche Version von Cardi B und Nicki Minaj.

Musikalisch ist das Ergebnis ihrer bisherigen Anstrengungen eine eher lauwarme Angelegenheit. Kommerziell ist Shirin David allerdings höchst erfolgreich, hinsichtlich YouTube-Klicks macht ihr in Deutschland so schnell keiner etwas vor. Das war wohl auch ein Grund, warum sich Haftbefehl für eine Zusammenarbeit mit Shirin David entschieden hat. Weil der Gallus-Poet zwar in der Feuilleton-Bubble eine Größe ist, beim herkömmlichen Deutschrap-Teenie aber eine eher untergeordnete Rolle spielt. Da kann ein Shirin-David-Boost nicht schaden.

Kommerziell betrachtet macht die Zusammenarbeit also Sinn. Einen Wirbelsturm an Kritik gab es in der Haftbefehl-Fanbase trotzdem. Etwas fadenscheinig. Shirin Davids Musik ist sicherlich keine Offenbarung, aber auch nicht schlimmer als die übliche Deutschrap-Menagerie des Schreckens, die jeden Freitag auf YouTube niederhagelt. Zudem hat Haftbefehl in der Vergangenheit auch Künstler gefeaturet (und gesignt), deren Potenzial weit unter dem einer Shirin David liegt. Von einem Shirin-David-Feature geht die Azzlackz-Welt bestimmt nicht unter.

In der Praxis funktioniert auch vieles auf „Conan x Xenia“. Zwar beginnt Haftbefehl mit einem schwachen ersten Part, steigert sich aber im Verlauf des Songs. Die Hook und der Bazzazian-Beat haben das übliche Niveau einer Haftbefehl-Nummer. Auch das EASYdoesit-Video ist, Berlin-Mitte-Humor zum Trotz, gelungen. Es wäre eine Genugtuung gewesen, wenn Shirin David dann noch den ganzen Zweiflern Lügen gestraft hätte.

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Leider wird sie diese aber eher bestätigen, wirkt sie doch wie ein Fremdkörper auf der Nummer. Dass sie in ihrem Part kein einziges Mal die titelgebende „Xenia“ erwähnt, passt perfekt ins Bild. Obendrein wurden gegen Shirin David „Biting“-Vorwürfe laut: Die kosovo-albanische Rapperin Tayna (1,4 Millionen Abonnenten auf Instagram) bezichtigte sie, den knurrigen „Argh!“-Laut von ihr kopiert zu haben. Falls dem wirklich so ist, kann man nur sagen: Gratulation Shirin David, damit bist du endgültig im Deutschrap angekommen. „DWA“ erscheint am 5. Juni 2020.