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Hip Hop Messages #9: Big J

Hip Hop Messages #9: Big J

In der bisherigen sechzehnjährigen Rap-Karriere von Big J gab es viele Höhepunkte, aber auch einige peinliche Momente. Wir nutzten die Gelegenheit, dass der vielgereiste Linzer mal ausnahmsweise im Lande war, um unter anderem über seinen FM4 Hit „Kraunk“, seine Vergangenheit als CEO von Black Wall Street Europe, seinen Ex-Produzenten Paul Blaze und Sidos Blockstars, seinen Saturn Werbeclip, sowie vor allem über seine Filmarbeiten und kulturellen Erfahrungen in Lateinamerika und Island zu reden. In gewohnt ausführlichem Hip Hop Messages Mix von Video und zusätzlichen textlichen Fragen und Antworten…

TM: Ein Vorwurf, der dir gegenüber häufig geäußert wird, ist, dass du deine Styles immer wieder änderst…
Big J: Wieso muss ein Rapper immer dasselbe machen? Den Vorwurf verstehe ich nicht. Ich möchte auch ambivalent in meiner Musik bleiben und nicht immer einen Style fahren. Nazar hat früher auch nur auf Straße gemacht und jetzt macht er auch einen anderen Style. Da könnte ich jetzt tausend Rapper nennen. Casper hat zum Beispiel früher auch ganz anders gerappt. Es hängt auch mit der persönlichen Entwicklung zusammen. Man wird älter und reifer. Die Themen im Leben ändern sich.

Inwiefern war „Kraunk“ auch ein bewusster Imagewandel?
Naja es war schon mit The Game und Black Wall Street so, dass ich mich verpflichtet gefühlt habe, einen gewissen Style zu fahren.
Ich wollte mich dann auch ganz bewusst verändern und glaube, dass die Beats dazu viel beigetragen haben. So ist dann auch mein „Audio Kush“ Album anders entstanden und ist meiner Meinung nach auch viel besser als „Brooklinz Finest“ geworden. Trotzdem hat „Brooklinz Finest“ viel mehr Aufmerksamkeit bekommen…damals bei The Game…

Hast du The Game getroffen als du in den Staaten warst?
Ich war ja im Studio bei den Aufnahmen.

Zu welchem Album?
Zu LAX. Im Encore Studio. Ich habe aber nicht bei The Game gewohnt, sondern bei einem seiner Homies geschlafen und sonst im Encore Studio gechillt. Wo Dr.Dre „2001“ aufgenommen hat, oder die Black Eyed Peas…Es war ein Wahnsinn in so einem Studio dabei zu sein, auch wenn ich dort nichts aufgenommen habe, außer ein paar Shots für das Video. Es war schon sehr interessant bei so einem Aufnahmeprozess einer fetten Albumproduktion dabei zu sein.

BIG J by Daniel Shaked

Was hälst du prinzipiell von Mundart-Rap?
Ich finde Mundart super. Grad am Beispiel der Schweiz ist abzusehen, dass das funktioniert, dass man darauf basierend eine eigene nationale Szene aufbauen kann. Bei mir war es halt immer so, dass ich auch immer wollte, dass mich die Leute auch in Deutschland und der Schweiz verstehen und das geht halt mit Mundart nicht. Nichtsdestotrotz haben der Jamin und ich gesagt, dass wir jetzt eine gemeinsame EP machen werden. Wenn ich ihm gescheit in den Arsch trete, wird man dann vielleicht wieder einiges Mundartmäßiges von mir hören.

2009 bist du beim „Am Strom“-Festival aufgetreten. Flowin Immo hat dich damals während deines Auftrittes von der Bühne geholt
Flowin Immo hatte glaube ich viel zu viel LSD genommen. Ansonsten gab es dafür echt keinen Grund. Er meinte, dass ich das Publikum beschimpft hätte, was natürlich überhaupt nicht gestimmt hat. Es war schon mein letzter Track und er ist einfach währenddessen auf die Bühne gekommen. Das war ziemlich skurril, weil es ja sonst nicht vorkommt, dass der Moderator einfach in die Show reinkommt und da reinredet. Ich glaube das hat schon mit seiner persönlichen Antipathie gegenüber mir zu tun, aber ja…water under the bridge…

Du hast auch gemeint, dass du ein paar Monate in Island warst. Wie war Island im Vergleich zu Lateinamerika?
Natürlich ganz anders. Ich meine in Island leben gerade einmal 300.000 Leute. Alle sind weiß, alle blond…Es ist landschaftlich wahnsinnig, kulturell super und es geht nie die Sonne unter. Ich habe einen wahnsinnig coolen Job als Programmdirektor beim Reykjavik Filmfestival gehabt, wo ich zum Beispiel persönlich mit Jim Jarmusch zu tun gehabt habe. Musik habe ich dort auch gemacht. Wir haben dort auch ein paar Konzerte gespielt.

Zu welchem Anlass?
Die Hip Hop Szene ist dort natürlich schon sehr klein. Wobei es da schon eine Crew gegeben hat, die heißen XXX Rotweiler , die haben richtig Erfolg gehabt. Die waren Platin obwohl die Musikszene dort quasi nicht existent ist. Aber ich habe mich außerdem mit dem DJ Intro connectet, das ist so der Zuzee von Reykjavik, mit dem haben wir viel gespielt. Also jetzt auch nicht jedes Wochenende. Es waren wie in Lateinamerika auch viele Hostings dabei, oder Kurzauftritte mit vielleicht 2-3 Tracks. Keine 40 Minuten Liveshows als Headliner…

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Foto: Lara Heußner

Man sagt ja auch, dass eines deiner größten Talente das Connecten ist.
Ja das sagt man. Aber ich glaube da gibt es noch bessere, weil sonst wäre ich ja schon woanders.

Wo wärst du dann?
Irgendwo in der Medienlandschaft in Österreich, wo man mich wahrnimmt. Weil man muss schon sagen: ich bin seit 16 Jahren dabei und bin trotzdem immer noch Underground. Mich stört es ja nicht zwingend, aber ich möchte trotzdem zumindest irgendwie davon leben können. Dafür müsste ich halt auch eine gewisse Medienpräsenz haben. Vielleicht muss ich dafür auch einfach nach Deutschland gehen…

Du bist vor ein paar Monaten in der Arena Wien vor Cro und Mac Miller aufgetreten. Ersteren hast du auf der Bühne immer wieder angekündigt. Als er dann auf der Bühne war, hat er über das Mikrofon seinen DJ für das Publikum gefragt wie jener eigentlich heißt und der hat darauf geantwortet „Small J“…
Auf die Geschichte bin ich schon letztens so angesprochen worden, aber sie stimmt so nicht. Jeder erzählt das so, aber es ist anders gewesen. Ich bin nach meinem Auftritt im Backstage gewesen und habe oben irgendwas von Big J gehört. Danach habe ich Psaiko (Anm.: Cro´s DJ) gefragt was da war mit Little J oder so und der hat darauf nur gesagt, dass er auf der Bühne gesagt hätte er feiert Big J und Cro drauf geantwortet hätte: „Ja aber ich bin nur Little J“. Wie dem auch sei, sie waren dann auch noch bei der Afterparty und alles cool….außerdem, ist es auf jeden Fall nicht schlecht wenn mich der meist gehypteste Rapper auf der Bühne erwähnt.

Interview: Jan Braula
Camera: Daniel Shaked & AMRBTZ
Edit: AMRBTZ
Wordrap Tags: Skizo