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„Ich seh‘ aus wie dreißig und im Kopf bin ich vier“ // Interview mit FETTE FETE

„Ich seh‘ aus wie dreißig und im Kopf bin ich vier“ // Interview mit FETTE FETE

Keine gute Party ohne genussorientierte Realitätsprokrastination. Und dicke Bässe. Frido und Feichti aus Graz aka FETTE FETE machen verschiedene Aspekte zerfeierter Nächte zu Musik: um gemeinsam mit anderen für ein paar Momente abzuheben – und um die Fete am Laufen zu halten. Mit ihrem Sound wollen sie einen Space für Positives schaffen, trotz oder gerade wegen des oft bitteren Gefühls beim Blick auf die Welt. Nicht nur in dieser Hinsicht sind sich die beiden mehr als einig, auch in der Umsetzung ihrer geteilten Vorstellung vom Genre TechHop ergänzen sich die – eigentlich Bassisten – gar wunderbar. 

Feichti schreibt die deutschsprachigen Lyrics und produziert/zeichnet die Videos selbst, Frido ist für alles zuständig, was den Sound angeht. Raum für realisierbare Ideen scheint bei dieser Kombination jedenfalls ausreichend vorhanden und ihr Track “Partycringe” verzeichnet auf Spotify inzwischen über 73k Aufrufe, auf YouTube 24k. In ein paar Wochen (am 10.11.) kommt mit “FETTE FETE” die mittlerweile vierte Single raus, das vollständige Album folgt im Frühjahr 2024. Live-Auftritte werden wahrscheinlich bei Festivals in Deutschland stattfinden und auch in Österreich sind im kommenden Jahr Gigs geplant.

The Message: Dass ihr beiden euch im Tech Hop wiederfindet, war keineswegs selbstverständlich, hat sich eure musikalische Reise ja zunächst in genretechnisch ganz anderen Dimensionen abgespielt (Kitsch Royal, Candlelight Ficus). Wie würdet ihr euer Genre definieren?
Frido: Tech Hop ist das, was ganz organisch entstanden ist, als wir zwei uns zusammengetan haben, um Musik zu machen.

Feichti: Ja, so etwas kann anscheinend dabei rauskommen, wenn zwei motivierte Bassisten ein Projekt starten. Tech Hop hört sich einfach genau nach uns an – und drückt am besten aus, was wir mit der Welt teilen wollen.

Wie klingt Tech Hop?
Frido: Auf jeden Fall nach Spaß und Energie.
Feichti: Nach Bässen. Geilen Synth Sounds. Knackig. In die Fresse.

Ihr verfolgt mit FETTE FETE einen starken DIY-Ansatz und produziert eure Sachen selbst. Welche Talente und Skills bringt jeder von euch ein?
Frido: Ich bin ja zuerst mit reinem Producing-Kontext in das Ganze reingegangen – mit dem Gedanken, Feichtis Musik zu supporten. Während der sehr intensiven ersten Sessions haben wir gemerkt, wie gut wir harmonieren und beschlossen, FETTE FETE gemeinsam zu machen. Und jetzt möchte ich einfach so viel wie möglich von den Sachen umsetzen, auf die wir Bock haben. 

Feichti: Ich war lange Zeit im Video-/Bühnentechnik-Bereich tätig und mach immer schon nebenbei Musik, Frido kommt komplett aus dem Musikbereich. Mit unserem kombinierten Skillset haben wir die Kapazität, so gut wie alles selbst zu machen – ein Aspekt, der uns Freiraum zum Experimentieren lässt. Wir können einfach ausprobieren und rumspielen, was uns enorm viel Freude bereitet.

Was harmoniert so gut zwischen euch? 
Frido: Unsere Zusammenarbeit bedeutet uns die Welt. Wir kennen uns ja seit geraumer Zeit und können problemlos über alles sprechen. Beide wollen stets das Beste aus unserer Musik herausholen – dazu gehört für uns ehrlich zu sein, auf sich zu achten und sich hin und wieder auch einzubremsen, wenn es Zeit ist, etwas gut sein zu lassen.

Feichti: Es funktioniert ideal, weil wir beide ähnlich verwirrt sind und gleichzeitig einen ziemlich starken Drive haben. Unsere Arbeitsweisen passen sehr gut zueinander und wir verstehen, was im anderen vorgeht – was die Kommunikation zwischen uns in den allermeisten Fällen mühelos macht. 

„Ich seh‘ aus wie dreißig und im Kopf bin ich vier“ ist eine Line aus eurem Song „Partycringe“. Wie spiegelt sie sich in eurer Arbeitsweise wider?
Feichti: Diese Zeile trifft besonders auf die langen, langen, LANGEN Nächte beim Produzieren zu. Bei denen man am nächsten Tag im Spiegel eigentlich eher wie 60 aussieht als 30 – und dennoch die ganze Zeit so viel Spaß hatte wie ein Kind beim Spielen. 

Frido: Und genau das wollen wir in unserer Musik und unserer kompletten Arbeit auch bewahren: Spaß und Leichtigkeit. 

Wenn FETTE FETE eine echte Fete wäre, warum sollten wir hingehen?
Feichti: Unsere Musik selbst bringt schon die Fete mit und sobald ihr kommt, seid ihr automatisch in der richtigen Stimmung. Es geht uns ums kollektive Abdancen und Fallenlassen – in einem Rahmen, wo wir dafür sorgen wollen, dass es allen gut geht. Alle sind eingeladen.

Frido: Schön gesagt. Dieses Kollektive ist eines unserer Hauptziele, das Teilen einer großartigen gemeinsamen Zeit. Und das alles keineswegs gedankenlos. Wir möchten gleichzeitig immer wieder Bewusstsein für Dinge schaffen, die in der Welt schief laufen – weil sie das nun einmal tun. 

Feichti: …was allerdings nicht bedeutet, dass man deshalb immer nur bitter sein muss. Man kann hin und wieder einfach über das Schlechte drüberstampfen und sich mit guter Laune eine neue Welt bauen. Das ist durchaus möglich und wirkt auch richtig befreiend.

Welche Themen behandelt ihr in eurer Musik? 
Feichti: ​​Ich versuch beim Texten das große Ganze zu sehen. Abstrakt zu formulieren und Abgespactes dabei mit Alltagssituationen zu verbinden, um den Kontext nicht zu verlieren. Dabei beleuchte ich unter anderem gesellschaftliche Missstände und Zusammenhänge: Was ist in der Vergangenheit passiert, welche Auswirkungen gibt es auf das Jetzt? Was passiert in diesem Jetzt – und was machen wir daraus? 

Im Frühjahr 2024 kommt euer Album, was erwartet uns? 
Feichti: Bisschen Tech, bisschen Hop. 

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Frido: Genau. Wir wollen einfach fette Feten feiern und glauben, dass das mit unserer Musik bestens funktioniert. Es gibt durchaus einen roten Faden, zugleich sind die Songs vielfältig, abwechslungsreich und vor allem sehr verspielt. Jeder Track ist aus dem Nichts entstanden und hat sich dann von Mal zu Mal während unserer Sessions weiterentwickelt. Man kann sich also überraschen lassen.

Wie nutzt ihr eure gemeinsamen Sessions am besten? 
Frido: Für mich ist Feichti als Mensch die größte Inspiration. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen und so ist der Druck in den Sessions im Endeffekt immer geringer, als man zunächst befürchtet. Es entsteht immer etwas, was uns beiden gefällt. 

Feichti: Egal wo wir sind, Hauptsache wir sind zu zweit – und am besten noch eingesperrt, dann passiert fix was Gutes. Es hat fast was Meditatives, sich diesen kreativen Raum zu nehmen und dabei zuzusehen, was er alles umfassen kann.  

Einer eurer Songs heißt „2 x 3 = 6„. Das ist mathematisch einwandfrei – nur was ist eure Maßeinheit? 
Feichti: Einhörner, auf jeden Fall. 

Wenn FETTE FETE ein Hundeleckerli wäre…
Frido: …dann wäre es kreisförmig. Eine runde Sachen eben.

FETTE FETE in drei Worten?
Feichti: FETTE. BÄSSE. Punkt.