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Kobito – Blaupausen

Kobito – Blaupausen

Kobito
(Audiolith/VÖ: 6.6.2014)

Kobito kennen die meisten wohl als Gründungsmitglied des Kollektivs „Schlagzeiln“ oder durch seine Zusammenarbeit mit Sookee – schließlich bilden die beiden ja das Duo „Deine Elstern„. Doch auch solo wiederfuhr der Berliner schon einiger Beachtung, 2011 erschien sein erstes Soloalbum mit dem Titel „Zu eklektisch„. 2014 ist es also Zeit für den zweiten Streich. Mit „Blaupausen„, ein Titel, der zweifelsfrei gewisse Erwartungen weckt (bediente sich doch schon so manche Größe dieses Begriffes), will der Berliner, dessen Künstlername für „Kombination aus Bild und Ton“ steht, ein weiteres Ausrufezeichen setzen.

Wenn man sich noch nicht näher mit Kobito auseinandergesetzt hat, liegen wohl gewisse Formen von Schubladisierung relativ nahe: Das alles sei Zeckenrap, im schlimmsten Fall schnöde „Hammer und Sichel-Romantik“, die nur eine ganz kleine Sparte von Hörern anzusprechen vermag. Egal wie man zu dieser Spielart von politischen Rap steht: „Blaupause“ hat damit sowieso wenig zu tun. Persönliche Themen stehen hierbei ganz klar im Vordergrund, und wenn Sozialkritik geübt wird, dann auf für jeden, also wirklich für jeden, nachvollziehbare Weise. Nach einem wunderbar atmosphärischen Intro (das Video dazu wurde an der Ostsee gedreht und passt wie die Faust auf’s Auge),  ausgestattet mit Vocalcuts von Kai Kani, erfährt der Hörende in „Niemals arm“ von Kobitos Weltanschauung: Reichtum lässt sich seiner Meinung nach nicht an Geld, sondern an anderen Werten festmachen. Klingt sehr sozialromantisch, aber man wird ihm nur schwer widersprechen können. Eine ähnliche Thematik manifestiert sich auch in „Meine Leute„, einer Ode an die Freundschaft (hey, ist wirklich so, auch wenn das jetzt etwas komisch klingt). Positives vermittelt der Berliner auch in den Tracks „Träume“ („In der Zeit meines Lebens/erinner Erlebtes und nichts ist Vergebens„) und „Du gibst deiner Welt einen Ruck“ („Machen uns schlau und stark und fit und halten die Augen dabei auf/denn man braucht ’nen Horizont um neue Welten zu bau’n“). Thematisch nahe am Kitsch liegen jedoch die Liebeslieder, besonders „Lass dich fallen“ ist schon an der Schmerzgrenze – dies ist aber zum Glück eine Ausnahme, ansonsten zeigt sich Kobito thematisch äußerst ansprechend. Hervorgehoben muss auch noch die Kollaboration „Hoffnung“ mit Mal Élevé von der Heidelberger Band Irie Révoltés, die vollends überzeugen kann. Zu den positiven Aspekten zählt auch die große Bandbreite an verschiedenen musikalischen Einflüssen, die sich in den Beats wiederspiegeln, aber  dennoch zu einem zeitgemäßen Soundteppich zusammenfügen. Bis auf das nervige Instrumental von „Tränen“ (einer der wenigen Skipkandidaten) passt da sehr vieles sehr gut zusammen – da haben die Produzenten Beat2.0 und Grossstadtgeflüster ganze Arbeit geleistet.

„Blaupause“ ist zwar vielleicht nicht ganz so krass wie Jay-Zs „Blueprint“, aber sowas erwartet ja auch keiner. Dennoch liefert Kobito hier äußerst rundes Material ab: Wenige Skipkandidaten, starke Beats, interessante Themen, solider Flow, überzeugende Features und passende Hooks – auch wenn nicht jeder Gesangsversuch gelingt. Mit „Blaupausen“ bekommt man  ein starkes Album, dem durchaus einiges an Zeit gewidmet werden darf – ohne eine Sekunde von Reue.

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(thomki)