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ON TO THE NEXT ONE (63): Lee Scott

ON TO THE NEXT ONE (63): Lee Scott

Lee Scott

Für die Faulen: Der Conscious-Rap-King von England.
Aktuelles Release: Butter Fly (High Focus, 2015)
Für Fans von: The Four Owls, Dirty Dike, Earl Sweatshirt, Ocean Wisdom
Nächstes Release:

The perfect imperfect veteran.

Ich erinnere mich an eine Redaktionssitzung von The Message, bei der nur ich und Nedim (als Fotograf bekannt unter Lichtreflex) die letzten Überreste der Redaktion waren und uns gegenseitig Musik zeigten. Ich zeigte ihm Ocean Wisdom und er mir daraufhin „Don’t Make Me“ vom neuesten Lee-Scott-Album. Lee Scott ist mir schon länger ein Begriff, aber sein neues Release schien an mir vorbeigegangen zu sein. Ein guter Grund für ein ON TO THE NEXT ONE.

Lee Scott kommt aus der Battle-Community und wirkt, als hätte er schon von Kind auf eine multiple Persönlichkeit. Natürlich hat er auch als Rapper ein Alter Ego namens Mr. Wrong – an Verqueertheit ist bei ihm aber kaum ein Unterschied zwischen den Rap-Projekten. Doch gerade seine geniale, vor Sarkasmus triefende Art des Storytellings und seine komplexen Wortspiele machen ihn zu einem der faszinierendsten Wortschmiede, die das UK zu bieten hat.

Mit über 20 Releases, unter anderem mit Salar als Antiheroes und als Mitglied der Mcabre Brothers und Children Of The Damned, hat Scott sogar sein eignes Label gegründet – Blah Records. Trotz seines Legenden-Status’, kennen Lee Scott aka LEEZUS nur die wenigsten.

I wipe the ink off me train ticket before it dries
And tell the passengers I don’t want to hear about your boring lives
I want it all jib an allocated portion size
Give me a Cadillac, fat mansion and forty wives
Fuck bitches, chop cocaine, snort supplies
On the same rotting table I use to torture flies
I pretend I don’t have a basement and ignore the cries
Skip breakfast and get pissed like normal guys
Hoodie’d up on a para cause the walls have eyes

Meine erste Hörprobe von Lees Sound bekam ich mit dem 2012 erschienenen Album „Happy Sellout Sh!t“, jedoch wirklich gefunkt hat es erst mit dem „Stupid Poignant Shit“-Album, das Lee mit Illinformed zusammen kreierte – der Track „Sunshine“ ist wärmstens zu empfehlen. Danach kamen die Alben „Tin Foil Fronts, „CactusOwlsMoonGoatund obendrauf noch zwei Kollabo-EPs: „UVAVU EP“ und „B Movie Millionaires EP“. Eine Menge Musik für zwei Jahre. Aber jedes der Releases hat ein paar richtig fette Tracks mit sich gebracht. Jazzy-, BoomBap- und Lo-Fi-Produktionen (großteils von Dirty Dike) machen das Durchhören der Scheiben zu einer fast psychedelischen Reise durch Lee Scotts verrückten Geist.

I always say it, when it comes to writing, if the shit doesn’t writes itself I just don’t do it.“

Sein neues Werk „Butter Fly“, das unter High Focus erschienen ist, schließt den Kreis. Komplett von Dirty Dike produziert, stellt das Album für mich einen Meilenstein des britischen HipHops dar. „Don’t Make Me“, „Sell Drugs“ und „Don’t Tell Me“ sind auf jeden Fall meine Highlights.

Abschließend kann ich sagen, dass Lee Scott nicht für jeden ist – teils einfach zu verspuhlt und zu conscious. Aber wer das mag, wird Leezus lieben. Gebt ihm Zeit und einen Abend mit ein paar guten Trees auf der Couch – das funktioniert sicher. Ach und Lee, bitte rap doch mal über einen ThriftworksBeat – wenn nicht du, wer dann?

Meine Lieblingstracks: „Don’t Tell Me“, „Frankensdime“, „Puta ft. Trellion, Don Silk & Sniff (Sumgii Remix)

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What happened to: Little Simz

Vor 50 Folgen: In Folgen Nr. 13 der ON TO THE NEXT ONE-Reihe habe ich über Little Simz geschrieben. Den alten Artikel könnt ihr hier nachlesen.

Little Simz ist da angekommen, wo ich sie mir hingewünscht hab. Ihr Debüt-Album „A Tale Of Persons + Trials“ (Review) war eine Wucht und zum Jahreswechsel kam sogar noch eine EP ihrer „AGE 0:1“ Reihe – gratis! Jetzt fehlt mir noch ein Feature mit Kendrick. Live kann man sie am 24. Jänner im Wiener Flex bewundern – Pflichttermin!