TM: Wie gefällt dir der neue Club, das Birdland?
Er ist fantastisch, sehr schön. Es ist eine riesen Ehre für Joe seinen Namen mit einem Klub verbunden zu sehen, der auf einem derartigen Niveau steht. Ich hoffe nur er zerstört das Geschäft der anderen Klubs nicht. Ich warte darauf ihm eine dicke Umarmung zu geben wenn ich Joe wieder sehe. Wir haben viel zusammen gespielt. Jetzt habe ich ihn über sechs Monate nicht gesehen. Ich habe nur gehört, dass sein Freund der Präsident gestorben ist und er heute auf dem Begräbnis ist.
TM: Wann hast du Joe zum ersten Mal getroffen, kannst du dich daran noch erinnern?
McCann: Ich kann mich nicht mehr an das Jahr erinnern. Aber irgendwann in den 60ern. Er war auf Atlantic Rec. und ich weiß jetzt nicht genau, ob ich ihn zuvor schon getroffen habe, aber gehört habe ich ihn! Er arbeitete damals mit Cannonball. Ich traf ihn in den Atlantic Studios, die im selben Gebäude wie die Büros waren. Joe saß an seinem Instrument und ich fragte ihn: „Was ist das?“, und er sagte nur: „ Ahh, setz dich her! Spiel das!“ Und ich spielte und es war eine Fender Rhodes — es war das erste Mal, dass ich überhaupt eine Fender berührte. Und er sagte „You are a funky dude!“. Er mochte meine Art zu spielen. Über die Jahre trafen wir uns unzählige Male und immer wenn er in der Stadt ist versuchte ich ihn zu sehen.
TM: Du und Joe waren Kollegen auf Atlantic Records. Eure Karieren zeigen auch gewisse Parallelen auf.
Ich bin mir nicht sicher, ob er auf Atlantic war…
TM: Er hat dort sein erstes Album als Leader aufgenommen.
Ah wirklich? Unter seinem eigenen Namen?
TM: Ja, er begann damals eigentlich als Sessionmusiker bei Atlantic. Hast du auch viele Sessions gespielt?
Einige, aber nicht zu viele. Ich bin aus Kalifornien, damals konnte ich das nicht so oft, außer ich war gerade in New York. Aber zu Joe: er ist einiger der wenigen in dem Business, der es schafft, immer eine crowd anzuziehen. Und er hat immer ausgezeichnete Musiker in seiner Band.
TM: Joe erzählte mir, dass er als er bei Atlantic unterschrieb, gab es noch nicht einmal schriftliche Verträge. Stimmt das?
Ich kann mich auch nicht erinnern einen Vertrag unterschrieben zu haben. Die meisten hatten Manager, aber ich glaub ich hatte keinen Vertrag und als ich aufhörte bin ich reinmarschiert und sagte: das wars und sie sagten ok, ciao! Kann also schon möglich sein.
TM: Sie haben die aber nichts geschuldet.
(..verzieht das Gesicht…) Hast du von Roberta Flack gehört? Ich habe sie entdeckt, verkauft Millionen Alben, und ich glaube ich habe noch immer nicht den Betrag von ihr bekommen, der mir als ihr Entdecker zusteht. Sie schuldet mir mehr als 80.000 Dollar — und glaube nicht, dass ich die je sehen werde! Aber das ist ok. Ich wurde nicht geboren um reich zu sein, nicht diesmal. Ich war schon mal reich. Es ist scheiss hart reich zu sein — ich würde gern reich sein, ohne dass es jemand weiss. Wenn ich Feinde haben sollte, möchte ich im Lotto gewinnen und es dann ihnen schenken! Sie können dann alles Geld haben und dann verbreite ich das. Leute bringen sich deshalb um in den Staaten. Im Lotto zu gewinnen ist eine Form von Selbstmord.
TM: Dir und Ed Harris, einer wunderbaren Kombination aus Funk, Bluesy Funk oder Jazz, sagt man nach, dass ihr zwar musikalisch gute Freunde wart, aber darüber hinaus nicht wirklich.
Ja, das stimmt. Man muss sich nicht immer besonders mögen. Es ist sehr schwer mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein Genie — ich schätze ich habe auch meine Macken — aber nach 2 Jahren begannen wir uns besser kennen zu lernen. Und nachdem wir beide wirklich krank wurden, lernten wir uns noch besser kennen! Bevor er starb erlebte ich ihn als volle Persönlichkeit. Es war nicht, dass er ein Problem darstellte, mit dem ich nicht umgehen konnte. Ich hatte nie einfache Beziehungen zu anderen Menschen. Erst muss man durch die ganze Scheisse, bevor du zum Guten kommst. Genau so war es auch mit ihm. Viele hätten wahrscheinlich aufgegeben, aber jeder mit dem ich gespielt habe hätte dasselbe gemacht. So wie auch Eddie. Also enthalte ich mich da der Stimme und fahre fort zu tun was ich mache. Die Leute sollen entscheiden.
TM: In einem Interview 2 Jahre bevor er starb, meinte er, als er über eure Platte sprach…
Er hat sicher gesagt, ich wäre der größte Musiker, den er je getroffen hat, oder…(lacht)..
TM: Fast, dass du „the most soulful musician“ bist, den er je getroffen hat.
Hat er wirklich? (schmunzelt) Seine Mutter hat ihm gesagt: „You better stay with Les McCann if you wonna become famous, son!” Oh gott. (lacht)
Ja, er war ein wahres Genie. Es war eines der großen Geschenke in meinem Leben, die Möglichkeit gehabt zu haben, mit ihm zu spielen.
TM: Glaubst du, dass der blues ist die Quelle aller Stücke ist, die du in Laufe deines Lebens gespielt hast?
Blues ist der Ursprung allen Jazz! Der Blues ist das Element, das heutzutage in der Musik vermisst wird! Wir nannten es feeling! Sachen wie smooth jazz oder so, sind sicherlich gute Musik, aber ich denke, sie sollten es nicht Jazz nennen, weil das grundlegende Elemente des Jazz ist es, Neues zu kreieren — und das tun sie nicht! Sie spielen das selbe immer und immer wieder. Folge dessen ist es kein Jazz — aber da hat wohl jeder selbst zu entscheiden!
TM: Ich möchte nun ein wenig auf die Anfänge des Soul Jazz Movement Ende der 50er / anfang der 60 eingehen. Wenn wir es genau betrachten, war es die Vorausnahme von Elementen, die Mitte bzw Ende der 60 in den Mainstream aufgenommen wurden.
Ausdrücke wie „soul“, „funk“ bezeichneten ja erst Jazz Gruppen und Musiker — soul und funk sagte man Leuten wie Bobby Timmons, Horace Silver, Ramsey Lewis oder auch dir nach.
TM: Sogar Mingus nahm 1969 gospel-artige Songs auf. Warst du dir dieser Situation also bewusst?
Was man damals soul music nannte, war alles was so klang als würde es aus der schwarzen Kirche des Südens der USA kommen. Das nannte man soulful!
Als meine Platte erschien, war es die erst die man soul jazz nannte — es war ein marketing Trick! Ich bezeichnete sie nicht so. Ich mag es überhaupt nicht, etwas das ich mache zu benennen. Egal was es ist. Ich spiele nur am Klavier und singe. Manche Leute meinen auch, McCann hat nichts mit Jazz zu tun. Aber es stimmt, damals spielte ich wahre Gospelsongs. Ich spiele sie noch nimmer. Man kann seine Wurzeln nicht verleugnen. Ich bin in der Kirche aufgewachsen.
TM: Warst du dir der Situation der wachsenden Aufmerksamkeit für afrikanische Musik bewusst?
Es ist nicht afrikanische Musik. Es ist amerikanische Gospel Musik. Der afrikanische Part ist der Rhythmus. Das Drumming.
TM: Aber da gab es ja einen relativ großen Kontrast. Denn als du in den späten 50ern in Kalifornien begonnen hast, war das große Ding doch west coast Jazz — Leute wie Mulligan & Baker, Candoli Brothers.
Ich habe nie so etwas gespielt wie sie. Da gibt es keine Verbindungen. Es war zwar dieselbe Firma, aber das war nur eine andere Art zu sagen: „He, wir sind weiß und ihr seid schwarz!“ Die Jungs waren Westcoast Musiker — das ist weiße Musik! Wir sind aus New York — wir spielen schwarze Musik. That’s what it’s all about!
TM: Aber ihr habt auch in denselben Clubs gespielt?
Ja, genau deshalb hatte ich ein Problem! Weil ich nicht das spielte, was alle anderen spielten. Ich habe nie das gespielt, was andere spielten. Ich kann das gar nicht, selbst wenn ich wollte. Wir haben die Massen angezogen, weil das was wir spielten anders war. Genau gesagt, war sogar die schwarze Kirsche angefressen auf uns, weil wir die Musik in den Nachtklubs spielten. Ja ja, die schwazre Kirche! Aber sobald Ray Charls das dann bekannt gemacht hat, war es dann auch schon wieder ok! Naja, was solls! Es gibt doch überall eine Kontroverse. Egal was du machst.
TM: Die soul jazz Bewegung sowie auch die gesamte soul Bewegung war eng mit der Civil rights Bewegung verbunden. Wann wurde das dann ein Thema für Musiker?
..(grübelt)…. Darüber weiß ich nicht viel…
TM: Und für dich?
Ich spiele nur. Ich mache mir keine Gedanken darüber. Das einzige Mal, dass ich daran dachte politisch zu sein, war „compared to what“. Dieser Song ist heute noch gültig — gegen Krieg, gegen Politiker, gegen Falschheit. Aber mir ist bewusst, dass es viele gibt, die versuchen politisch zu sein. Ich aber konzentriere mich eher auf Schönheit, Liebe und Frieden. Das bin ich — und du kannst deine eigenen Gedanken haben und ich werde dich nie bekämpfen, mit dir argumentieren oder ähnliches. (macht eine kleine Pause, schaut sich um…sinniert)…das ist eigentlich auch Jazz. Du kannst nicht kommen und sagen ich spiele diesen oder jenen Jazz. Jazz ist einer Person angeboren. Du hast keine andere Wahl als das zu tun. Und viele bringen sich um, weil sie ihrem eigenen Herzen nicht folgen können. So viele entscheiden sich für einen guten Job, eine Anstellung, die die Eltern glücklich macht, um auch eine Karriere zu gewährleisten. Jazz Musiker haben keine andere Wahl! Sie müssen das tun! Es gibt auch nichts Intellektuelles an Jazz — die Schreiberlinge dichten das immer an. Es ist eher im Gegenteil sehr einfach: Folge deinem Herzen, sag die Wahrheit und mach das was dein Herz dir sagt. Das ist wie ich lebe, wie ich denke. Punkt!
TM: Kommen wir zu deinen momentanen Projekten. Du hast die Band Soul Survivors und deiner Band. Stehen diese Gruppen in Verbindung oder gibt es Ähnlichkeiten im Repertuar?
Eigentlich machen wir zwei verschiedene Dinge — aber compared to what spielen wir mit beiden, weil die Leute das hören wollen. Mit meiner Band spiele ich aber nur meine eigene Musik. Die Hälfte der Sachen, die die Soul survivors spielen, würde ich gar nicht spielen wollen. Ich mag keine pop tunes. Aber wir raufen uns zusammen. Dazu kommt, dass uns wenig Zeit bleibt zu proben. Wir wohnen alle in verschiedenen Städten, und wenn wir zusammen kommen dann ist der Soundcheck unsere Probe.
TM: Wessen Idee war es eigentlich die Soul Survivors zu gründen?
Cornels. Wir spielten alle für Herb Mann und als dieser starb war es Cornels Idee es am laufen zu halten. Er will auch nicht, dass man THE soul survivors sagt. Es gab zwar immer wieder andere Besetzungen, aber nachdem diese Konstellation immer ein größeres Publikum anspricht, blieben wir dabei. Der Name am Poster wechselt immer. Entweder man kannte ihn oder mich, in Japan zum Beispiel kennt man ihn mehr als mich. Aber nachdem ich so krank geworden bin, will ich eigentlich kein Leader sein. Ich will eigentlich nur reinspazieren, tun was ich tun kann und meine Finger wieder in Spielkonditionen bringen.
TM: Mit der anderen Band spielt ihr also dann deine Kompositionen. Komponierst du noch? Wie verläuft dein Kompositionsprozess?
Bei mir läuft das so ab, dass wenn ich in meinen Aufnahmeraum reinkomme, brauche ich nur einen Knopf zu drücken, und alles ist ready to go. Egal ob ich es notiert habe oder einspiele -hab ich es! Wenn ich also komponiere – was ich die meiste Zeit über mache — verläuft das so: mir kommt eine Idee. Wann auch immer, besonders spät abends, wenn ich zu Hause sitze, mit einem schönen Ofen ( …inhaliert tief…), some good smoke, now what I mean, und dann spiele ich dir Grundidee ein. Dann höre ich es mir durch, gebe ein paar Drums dazu, dann ein paar Bläser und so geht das weiter, alles was einfach dazupasst. Es ist wie einzelne Schichte auf eine Torte aufzutragen. Oftmals passiert es, dass wir das mit meiner eigenen Band live auf der Bühne machen. Das ist aufregender und in meinen Augen wahrer Jazz. Wo keiner weiß, was wir spielen werden, nur dass wir spielen werden. Dabei versuchen wir Details zu verbinden, im selben Moment aber auch Ausdruck zu erzeugen. Jeder Auftritt soll für mich eine neue Herausforderung darstellen! Das ist für mich wahrer Jazz. Dir selbst Neues herauszulocken, nicht das zu spielen, was du bereits kennst! In einer gewissen Weise zerstören Aufnahmen viel von diesem Gefühl. Denn dann wollen die Leute nur noch das hören, was sie von der Platte her kennen. Nicht nur dass sie diese Tracks hören wollen, nein, sie sollen auch noch genau so klingen wie auf der Platte. Das kannst du im Jazz nicht machen!
TM: Zu Hause arbeitest du mit Keyboards und Computer?
Ja, ja…vielen Keyboards, aber keine Computer. Ich habe es noch nicht geschafft por tools zu bedienen; aber alles was ich mache wird dann von meinen Tontechnicker in pro tools gezogen und dort von ihm weiterverarbeitet.
TM: Hast du je daran gedacht eine Platte mit diese Aufnahmen zu releasen?
Das wird meine nächste Platte sein. 18 Tracks die ich seit dem Spitalsaufenthalt aufgenommen habe. Ich hoffe die Plattenfirma nimmt sie an, einige sind eher strange, aber mal sehen! Ich bin mir nicht sicher, ob du schon „Invitation To Openness (1972, Atlantic)“ schon je gehört hast, aber das ist einer meiner Lieblingsplatten. Ähnlich, nur in komprimierterer Form. Für diese Platte ließ ich damals 15 Musiker kommen, darunter 5 Drummer, und als sie ins Studio hineinkamen, schauten sie sich alle an und einer, Alphonse Muzon, fragte: „ Warum so viele?“ „Weil du nicht kannst was er kann, und er nicht was du!“ und er „Mein Ding sind Soli“, worauf ich nur meinte: „Dann will ich, dass du über die gesamte Platte solierst!“ Und er tat es wirklich.
TM: Wie hast du begonnen zu spielen? Wie war deine Entwicklung?
Meine Eltern waren sehr darauf bedacht, dass ihre Kinder eine gute Ausbildung erhalten, die Schule besuchten usw. und das im Süden, Kenntucky. Meine Mutter war die einzige in der Familie die einen Schulabschuss vorzuweisen hatte. Sie brachte Bücher nach Hause, Magazine, National Geographic. Als Kinder bekamen wir also verschiedenste Eindrücke, doch ich war immer der musikalische. Ich war immer am Singen, hab auf Töpfen getrommelt oder klimperte auf dem alten ausgeleierten Piano, das meine Mutter von der reichen Familie geschenkt bekam, bei der sie arbeitete. Die Liebe zur Musik war also schon seit dem Tag an dem ich geboren war vorhanden. Schon früh habe ich im Kirchenchor gesungen, in der Kapelle gespielt, im Militärmusikregiment. Meine Vorgesetzte sagte damals zu mir: „Ich will nicht, dass du hier je wieder auftauchst, sondern dass du jeden Tag in der Kirche übst. Das brachte mich dorthin wo ich bin!
TM: Worauf hast du besonders geachtet? Das Gefühl, die Technik?
Technik hab ich keine. Also nur auf das Gefühl. Es konnte nur das sein. Aber daran denkst du erst später. Dessen bist du dir nicht bewusst. Sogar heute noch — ich mache was ich machen muss. Man hat mir gesagt, dass ich nie wieder spielen werde. Wenn manchmal die eine Hand nicht auf der Tastatur bleiben will, dann muss ich sie wieder rauflegen und zum Spielen zwingen…(lacht). Es wird zwar immer besser, aber das dauert. Die Technik kam mit der Praxis. Ich habe 8 Stunden geübt, jeden Abend gespielt. Es ist eben keine klassische Technik wie bei Oscar Peterson oder Bill Evans, sondern meine ganz eigene.
TM: Wie hast du dir dann die Theorie angeeignet? Hast du da Lehrer gehabt?
Ja, als ich in die Navy kam ging ich ins College und auf die Uni. Dann begann ich Theorie zu lernen. Ich wollte wissen wie man Sachen aufschreibt, die ich tat.
Der Schwerpunkt lag aber nicht auf dem notieren sondern mehr darauf Noten zu transkribieren, nachdem ich aufgenommen habe.
TM: Neben deiner Musikalischen Karriere bist du auch ein Maler und Photograph. Als solcher, was hältst du von Multimediakunst?
Was ist das?
TM: Die Verbindung von Musik und Bild zu einem Kontext. Videoanimationen etc .
O ja, finde ich super. Aber habe ich bis jetzt noch nicht gemacht. Ich habe viele Ideen, dachte auch schon mal daran ein Video zu drehen, aber wie viele Videos von Jazz Musikern kennst du? Keines — eben! Aber ich bin ja mittlerweile trotzdem ein Moviestar (lacht). Kürzlich ist ein Film erschienen mit dem Titel Soul to Soul. Wir sind damals alle nach Afrika gefahren, Santana, Wilson Pickett, Ike & Tina Turner, Roberta Flack, Eddie Harris, und noch eine Gruppe von Leuten. Wir haben dort in Afrika diese super Doku gedreht, die jetzt auf DVD erscheint.
TM: Du bist ja beides, Sänger und Pianist. Als du deine großen Erfolge Ende der 60er gefeiert hast, dachtest du jemals daran einen kommerziellen Durchbruch zu starten als Sänger?
O ja, auf jeden Fall. Jeder will mit dem was er gerne macht auch Geld verdienen. Ich habe es auch versucht — und ich hasse diese Platten. Pump it up. Ich wollte es gar nicht machen. Nur einiges ist ok drauf. Ich weiss es gar nicht wieso ich es gemacht habe? Aber eines Tages werde ich es sicherlich auch wieder weniger kritisch sehen.
TM: Das erste Mal als ich von dir hörte war auch einer kleinen roten Kassette, die mein Bruder mir gegeben hat. Darauf stand: Les McCann — Talk to the people. Hast du irgendwelche Erinnerungen an die Platte? Mit einer Version von Marvion Gayes Whats going on, nur ein halbes Jahr nachdem er seine Version herausgebracht hatte.
Und er meinte, dass er meine Version am liebsten mochte. Die Erinnerung an die Platte ist lustig: Wir haben diese Persuations eingeladen mit uns zu singen, und sie sangen: „whats going on, I hate you whity, i kill you motherf***er….“. Das was die ganzen Rapper heute so machen. Normalerweise lasse ich ja jeden singen was er will, also brüllte ich: Stopp! Lets do this again! Lets understand where I’m coming from — this is about love and not about that shit!” Das ist meine Platte und das könnt ihr woanders singen. Aber sonst war es ein riesen Spass.
TM: Wie siehst du das mit dem Sampeln?
Ich wurde auf über 150 Scheiben von Top Leuten gesampelt. Ich habe viele junge Leute, die sich alles anhören und sobald sie etwas von mir irgendwo hören, benachrichtigen sie mich. Ich handhabe da so: Wenn du nachher kommst, dann gehört mir der ganze Song, aber wenn du zuerst an mich herantrittst, dann können wir einen deal machen. Wenn ich es im Nachhinein herausfinde geht entweder die Platte vom Markt oder mir gehört die Hälfte.
TM: Du bist ja außerdem noch Fotograf. Welche Fotos schießt du?
Wenn man eine Kamera hat, gibt es nur eines: Menschen. Menschen oder Musiker – alle möglichen Leute. Ich habe über 10.000 Bilder zuhause. Ich schiesse einfach alles! Mein Hauptmotiv, als ich wirklich drinn war, war Basketball. Ich liebte es. Genau unter dem Korb, und dann draufhalten. Oft wurde ich getroffen. Aber das geht jetzt nicht mehr. Jetzt lassen sie dich dort nicht mehr hin. Und ich wohne in L.A, mit den weltbekannten Looos Angeles Laaaaiikers. (imitiert die Ansage)
Jetzt geh ich auf keine Spiele mehr, schau sie mir von zuhause aus an, da brauch ich mich auch nicht anzuziehen. (lacht) Ich spielte 15 Jahre lang, hatte sogar Angebote. Nach einer Zeit kannte ich alle Spieler —Phil Jackson war ein guter Freund von mir. Alle Athleten wollen Musiker sein und alle Musiker Athleten!
Words: Geri Schuller, Foto: Daniel Shaked
Geri Schuller ist Jazz & Funk Pianist und Keyboarder, als auch Produzent. Er lebt und arbeitet in Wien.
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