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Sean Paul Interview

Sean Paul Interview


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Es scheint, als hättest du im Moment den Midas-Touch, jeder Track auf dem auch nur drei Worte von dir zu hören sind, wird ein Hit… Wie gehst du damit um, für dich wäre es zur Zeit ein Leichtes, täglich Songs zu releasen, aber ich denke, du bist da eher vorsichtig…

SP: Ich habe von Anfang an gewusst, dass man geduldig sein muß, wenn man eine Karriere aufbaut. Omeone told me this a long time ago, und ich glaube, ich habe immer danach gelebt: In der Kunst geht es nur zu einem Prozent um Talent, die restlichen 99 Prozent sind harte Arbeit. Und du musst auf deine Chance warten. Du weißt, du bist mit einem Talent gesegnet, und es gibt für den Moment gar nichts mehr für dich zu lernen, du hast das Gefühl, du kannst gar nicht mehr besser werden, also musst du geduldig sein und deine Chance erzwingen. Es geht nur Schritt für Schritt. Versuche, die Zukunft vorherzusehen! Whatever the future brings is inevitable. Das ist seit jeher meine Einstellung, und somit habe ich kein Problem damit, die eine oder andere Sache auszulassen.

Ich habe kürzlich dein erstes Album gehört, und hatte den Eindruck, daß eigentlich das gesamte Konzept schon da war, aber vor allem deine Stimme heute einfach besser zur Geltung kommt. Inwiefern hat das Mischen der Stimme den Erfolg beeinflusst?

SP:Wir haben zu Hause einfach fähige Leute in den Studios, denen man sich voll anvertrauen kann, die auch immer dazulernen und mit deinen Ansprüchen wachsen. Leute wie Radar, Jig Zag, unser Manager Steve Wilson… sie alle tragen zur Musik bei, weil ich ihre Meinungen respektiere und berücksichtige. Wenn sie zum Beispiel meinen, der eine oder andere Song klingt wie ein älterer Track, dann lasse ich ihn weg oder ändere ihn, weil ich einfach jedes Mal anders kommen will. Aber ich weiß, was du meinst, natürlich klingt die Stimme heute wesentlich breiter und präsenter, was für Radio und Video einfach unerlässlich ist.

„Dutty Rock“ war für mich ja eine echte Renaissance! Ich bin mit Leuten wie Cutty Ranks aufgewachsen, und mich erinnert dein Style an diese Zeit.

SP: Yeah man! Vor allem Supercat ist mein Mann. Er ist ein Künstler zu dem ich als Kid total aufgeschaut habe, dessen Stimme ich einfach geliebt habe und immer noch liebe. Er war ein Innercity Kid, so wie ich, jemand der in seiner Jugend viel kämpfen musste, immer gestruggled hat, dessen Lyrics aus dem Leben kamen und der mit seinem Erfolg viele Kids wie mich angespornt hat. So that sound definitely comes from dem typa guys… Supercat, Cutty Ranks..

Anfang der Neunziger dachte man ja auch schon, dass Dancehall ganz groß wird, als Shabba, Shaggy oder Chaka Demus & Pliers ihre ersten Hits hatten. Was lief danach falsch, bzw. was hat sich geändert?

SP:Time moves on you know, und glücklicher Weise lernen die Leute dann doch aus Fehlern. Auch wenn es nicht meine eigenen Fehler sind, kann ich daraus lernen, z.B. was ein gutes Album ausmacht. Ich glaube, dass es uns gelungen ist, einfach ein gutes Package abzuliefern, von der Zusammenstellung der Songs, der Produktion, dem Image, bis zu den Videos. Das hat bei früheren Dancehall-Alben oft gefehlt, und das hat uns auch so weit gebracht. Jeder, der sich ein bisschen mit Marketing auskennt, wird dir das bestätigen: If you don´t make a chocolate bar pretty on the outside, a lotta kids not gonna pick it up outta da shelf. Aber ich glaube, die Leute haben Dancehall nie vergessen, sondern erinnern sich so wie du an den Sound von früher und sind wieder dabei, sobald es etwas Interessantes gibt. Und damit es den Kids gefällt muss man innovativ sein, also beeinflusst einen auch die Musik der jüngeren Generation. Eigentlich geht es um die immer gleichen Songs, die man an die Zeit anpassen muß. Music is music, it´s 12 keys, these songs are around for centuries, since the beginning of time, it´s only up to you to manipulate dem in a way that people like it now. That´s the way I look at it, that´s when it´s gonna last a long time!

Jig Zag: Viele Leute nehmen das Videoding einfach nicht wichtig genug. It does carry the music further. Wir alle lieben die Underground-Joints, wenn du einen heißen Tune zum ersten Mal auf Single hörst… Aber damit die Leute hier es wahrnehmen, brauchst du einfach ein Video. Wir machen weiterhin Joints für die Credibility. Viele der Songs heute Abend haben kein Video oder waren nicht mal auf der LP, aber die Leute mögen auch diese Songs, wenn du sie erst mal erreicht hast und sie ihnen proper präsentierst. So it´s about: Create a spark and get into what´s going on now. With the same songs! Melody, style, lyrics- that´s all.

Was haltet ihr von Def Jamaica und diesem ganzen Crossover-Kram?

SP: Manchmal kann ein Phänomen nicht so vieler Leute Karrieren tragen. Es mag bei gewissen Dingen funktionieren. You cannot just jump the bandwagon. It only works, if there´s some connection between the people, like I did some tings for Tony Touch and he did some for me, that´s a natural ting and that´s when it works, not if some A&R guys decide to put this rapper and that Dancehall –Dude together. Sometimes it will work, sometimes not.

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Was mir auffällt, ist, daß heute die DJs sich untereinander mehr respektieren. Früher hat eigentlich keiner niemandem Respekt gezollt.

SP:As I said, people tend to learn lessons from time to time. Wenn ich früher auf den fleamarket in Kingston gegangen bin und von der neuen Supercat geschwärmt habe, hat es natürlich immer Leute gegeben, die sofort gesagt haben „naaah, you gotta listen to Ninjaman, he´s top rankin.“ I saw dem guys fighting about it back in the days. Für mich ist das alles einfach jamaikanische Popmusik. Jeder DJ hat einen gewissen Einfluß auf das Dancehall- Ding. Auch wenn es ein Tune ist, den das ganze Land haßt… dann weißt du wenigstens, dass das nicht die Richtung ist, in die du gehen solltest.

Eigentlich bist du ja nicht viel später als diese Leute aufgetaucht. Ich glaube, ich habe deinen Namen zum ersten Mal so um ´95 herum wahrgenommen, aber hattest du damals nicht eine Crew?

1995 haben wir die ersten Dubplates releast, Ende ´96 kamen die ersten Singles. Die Duttycup Crew gibt es noch immer, damals waren wir 6 Kids, aber nie eine richtige Band, more a Wu Tang kinda ting. Kid Kurupt ist der Bekannteste von ihnen, er macht gerade ein Album für Greenesleeves, Loogaman wird der Nächste sein. Wir gehen alle unseren eigenen Weg, versuchen uns aber gegenseitig so gut es geht zu unterstützen. They helped me write songs when we had no big dinners, now I gonna help dem. These kids are out there!

Text: Paul Nawrata

Foto: Daniel Shaked
Dieses Interview erschien in seiner vollen Version in THE MESSAGE Ausgabe Nr.: 20