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Schöner Schmerz: maïa mit „ich hoff du brichst mir das herz“ // EP

Schöner Schmerz: maïa mit „ich hoff du brichst mir das herz“ // EP

Geht es um deutsche Pop-Newcomer*innen mit HipHop-Connections und massig Talent, taucht seit einiger Zeit immer wieder der Name maïa (20) auf. Gen-Z-getreu machte die ursprünglich aus der NRW-Stadt Duisburg stammende Künstlerin via TikTok auf sich aufmerksam, wo ihre Kurz-Videos bis zu einer Million Views vorweisen. Dort lud sie diverse Cover-Versionen hoch, darunter eine von Paula Hartmanns „Veuve“.

Textlich geht maïas Musik oberflächlich auch in eine ähnliche Richtung wie jene von Paula Hartmann. Das zeigt ihre zweite EP „ich hoff du brichst mir das Herz“, die als Nachfolger ihrer letztjährigen Debüt-EP „tatendrang und todmüde“ am 28. Juni 2024 erschienen ist. Wer näher hinhört, merkt aber: maïa bestreitet eigene Wege.

Über das „Glück, traurig zu sein“

Die Assoziationen zu Paula Hartmann ergeben sich in erster Linie durch maïas Hingabe zu dem, was der französische Schriftsteller Victor Hugo einst als das „Glück, traurig zu sein“ beschrieben hat: der Melancholie. Die ist auf dem dramatisch instrumentalisierten „intro“ ebenso wahrzunehmen wie auf der schmerzhaft-nachdenklichen Heimatstadt-Abrechnung „cyanblau“: Im Gegensatz zu Charlotte Day Wilson meint maïa hier keine Augenfarbe, sondern die Färbung des Himmels.

Der mehrdeutige Abschiedssong „überall du“, den maïa auf Instagram als „ein song auf den ich auf ewig stolz sein werde“, bezeichnete, und das mystische „stadt der geister“ sind ebenfalls von der Melancholie getragene Werke. Wut und Liebe mischen sich hingegen Yin-Yang-artig in „ambulanz“, wo die Ambulanz metaphorisch für die Wut steht, wie maïa in einem Interview mit dem Online-Magazin MADS erklärte: „Die Liebe war schön, also schön wird der Schmerz“, textete sie folgerichtig im Pre-Chorus des Songs.

maïa sollte man sich merken

„ich hoff du brichst mir das herz“ zeichnet sich durch maïas ausdrucksstarke Stimme und der Poesie in ihren Texten aus, die sich aus ihrem Faible für Literatur nährt: So gab sie gegenüber MADS Albert Camus als eine ihrer Inspirationsquellen an; dass der französische Autor nicht der schlechteste Einfluss für musikalische Werke ist, war schon bei The Cure zu hören.

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Warum „ich hoff du brichst mir das Herz“ so überzeugt, liegt aber auch an der sehr stimmigen Produktion: Das von maïa so geliebte Klavier nimmt weiterhin eine zentrale Rolle ein, Drums, wie sie kürzlich in einem anderen Interview mit dem Online-Magazin Untoldency erzählte, sind verstärkt hinzugekommen – Akustik-Gitarren und kühl klingende Synthies runden dann noch das Soundbild ab, das sich in Contemporary R’n’B-Gefilden bewegt.

Verantwortlich für den Sound waren RGB (bisher unter anderem für Wa22ermann tätig), Ismail (Produktionen für Lostboi Lino) und Hardy X (arbeitete unter anderem mit Casper, Nina Chuba, Vega zusammen). Auf „ich hoffe du brichst mir das herz“ zeigt maïa, warum man sich ihren Namen für die Zukunft merken – und auf weitere Musik freuen sollte.