1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
Lost Tapes haben eine lange Tradition in der HipHop-Historie. Immer wieder finden Alben, die aus diversen Umständen nie in der Form erschienen sind wie sie sollten, ihren Weg ins Internet. So geschehen vor einigen Tagen bei den Produzenten DJ Friction und Don Philippe, zwei seit den 90ern umtriebige Gestalten in der HipHop-Szene, die man am ehesten wohl von Freundeskreis kennt, aber auch darüber hinaus in viele Projekte involviert waren. Eines davon formierte sich Anfang der 90er noch vor Freundeskreis-Zeiten aus Don Philippe und Tom Krüger, die als Acid Jazz-Formation No Sé zwischen 1992 und 1994 zwei EPs und ein Album veröffentlichten.
Durch die Idee von Groove Attack (der Kontakt entstand durch einen gewissen Freddie, dessen Plattenladen in Stuttgart leider nicht mehr existiert) und Don Philippes Connections nach Frankreich – seine Mutter ist gebürtige Französin – entstand 1994 der Track „Quelle Aventure“ mit dem zu dem Zeitpunkt noch recht unbekannten Ménélik (Teil der Entourage und einer aufkeimenden HipHop-Szene in Frankreich um MC Solaar) auf einem Beat des gleichnamigen No Sé-Albums (1994) und erschien zunächst als Maxi-Single mit Remixen in Deutschland, später auch in Frankreich. Vollkommen unerwartet avancierte der Track (eigentlich der Club Mix davon) dort im Sommer 1995 zu einem Top 10-Hit, der auch heute noch auch über Genregrenzen hinweg eine gewisse Bekanntheit hat.
Ausgehend von diesem Erfolg erwartete das französische Label Wotre Music weitere Zusammenarbeiten mit No Sé und plante ein Album mit verschiedenen französischen Rappern. Don Philippe, der sich genau wie Tom Krüger zu dieser Zeit nicht unbedingt als HipHop-Produzent verstand, kontaktierte DJ Friction, der zu dieser Zeit trotz seines jungen Alters schon eine Instanz und Anlaufstelle in der Stuttgarter HipHop-Szene war, einerseits durch seine eigene Crew Raw Diamenz, aber auch mit seinem Homestudio, in dem unter anderem erste Demos der Massiven Töne aufgenommen wurden. Außerdem traten die beiden bereits mit Max Herre und anderen live auf und arbeiteten ebenfalls an ersten Demos für Agit Jazz und Maximilian und sein Freundeskreis, woraus sich später Freundeskreis formierte – der Rest ist Geschichte.
In der Folge verbrachten No Sé in den Jahren 1995 und 1996 einige Zeit in Paris und produzierten Tracks für das geplante Release, auf dem zwar kein MC Solaar, dafür aber andere namhafte französische Rapper wie die Urgesteine Dee Nasty oder Sydney vertreten waren, dazu zahlreiche unbekannte, aber nicht weniger talentierte Rapper. Die erste Singleauskopplung floppte jedoch, das Label ging Label gleichzeitig Bankrott, weshalb das dazugehörige Album nie veröffentlicht wurde, wenngleich die beiden die genauen Gründe dafür nie wirklich erfahren haben. 1996 erschienen allerdings laut Discogs tatsächlich die letzten Releases des Labels. Gleichzeitig begann der Erfolg von Freundeskreis, weshalb sich auch die Prioritäten der Produzenten verschoben haben und das Album erstmal ad acta gelegt wurde. Nun wurde es wieder ausgegraben und nach ganzen 25 Jahren endlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: „Ein kleines Stück Musikgeschichte, das wahrscheinlich erste deutsch-französische HipHop-Album, ein verloren geglaubter Baustein in der Geschichte der beiden Produzenten.“
Das Album kann auf Bandcamp gehört und kostenlos heruntergeladen werden (aktuell für 0,50€, weil das Kontigent für diesen Monat schon aufgebraucht ist).
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