Februar ist bei den drei Kölnern von OK Kid nicht nur irgendein Monat, er steht stellvertretend für alle Dinge, mit denen man im Leben zu kämpfen hat und die verschiedenen Arten, damit umzugehen. Das Februar-Motiv zieht sich schon durch den 2014 erschienenen Song „Februar (Kaffee warm 2)„. Im dazugehörigen Video zeigen OK Kid kein „sinnloses Gemetzel“, sondern sprechen an, was tatsächlich Realität ist: Die Überwindung der eigenen Furcht, was auch Hauptthema im Lied selbst ist, wird bei vielen Studentenbewegungen und Burschenschaften als tapfer empfunden. Um dem eigenen Verständnis von „Ehre, Freiheit, Vaterland“ also gerecht zu werden, nutzen diese auch heute noch die seit dem 16. Jahrhundert übliche Mensur, um sich in Fechtkämpfen zu duellieren. „Wir sind ja auch nicht gerade bekannt für Musikvideos, wo wir nur mit unseren Instrumenten posen und mit Regen und Wind performen„, sagt Sänger Jonas gegenüber Noisey.
Gekämpft wird bei der Mensur, wie auch im Video sichtbar, in engem Abstand zueinander, mit scharfen Waffen, Kopf und Gesicht sind größtenteils ungeschützt. Was mit einer kleinen Auseinandersetzung auf der Toilette beginnt, hinterlässt Schauspieler Christoph Bertram am Ende mit Schnittwunden und blutigem Gesicht. Sieg oder Gewinn ist nicht durch eine erlittene Verletzung definiert, vielmehr gilt ein Zurückweichen beim Kampf als Niederlage – diese Bilder sind also weder Erfindung der Regie, noch Übertreibung. Hauptdarsteller Bertram hat übrigens schon Erfahrung mit Kampf und kugelsicheren Westen, hat er auch schon in „BADT“ von Majoe, Kollegah und Farid Bang mitgespielt.
OK Kid wollen mit ihrem neuen Video zeigen, was sich hinter vielen Mauern deutscher – aber auch österreichischer – Burschenschaften abspielt, wo Chauvinismus und Homophobie als Teil der Tradition verstanden werden. In einem Kommentar zum Video erklärt die Band aber, dass ihnen während der Recherche für die Dreharbeiten auch Mitglieder begegnet sind, welche sich von den rechten Haltungen anderer Bewegungen distanzieren. Automatisch alle als Nazis zu bezeichnen, bringt einen also selbst in die Position, andere vorschnell zu verurteilen. Dennoch stellen sie klar: „Uns wird wohl trotz der ganzen Diskussionen für immer schleierhaft bleiben, wieso man sich freiwillig die Köpfe blutig schlägt und eine Tradition pflegt, die schon für unsere Grosseltern reaktionär war.“
Wer Näheres über Burschenschaften in Österreich erfahren möchte, dem sei die Dokumentation „Jedes Jahr nie wieder“ von Paul Buchinger und David Pilcher ans Herz gelegt. Der Film behandelt vor allem den Akademikerball und dessen Einbettung ins Burschenschafter-Milieu.
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