Noch pünktlich vor den Bundestagswahlen meldeten sich OK Kid mit „Warten auf den starken Mann“ zurück. Und sind dabei sowohl mit Text, als auch mit Video gewohnt politisch unterwegs. Vielleicht sogar noch politischer als sonst. Wie schon bei „Es ist wieder Februar“ und „Ich kann alles“ steckt das Kölner Duo No Drama hinter der Produktion.
Sänger Jonas beschreibt im Song die Verbreitung rechter Parteien in Deutschland: Die Angst einer ‚Islamisierung‘ („Ich fürchte mich, dass ein Minarett bald höher, als die Kirche ist„), versteckter Rassismus in der Bevölkerung, Xenophobie und der Wunsch nach einem starken Führer, dem das Denken überlassen wird.
Im Video wird der „Neuling“, gespielt von Leon Seidel, Mitglied einer Gruppe Jugendlicher. Unter dem Kommando des „Führers“ (David Hürten), ziehen sie durchs Dorf, helfen alten Menschen, streichen Hauswände und entfernen das Unkraut aus den Gehsteigritzen. Nach außen hin alles friedlich, die Bedeutung dahinter verbirgt sich im Text: „Raus auf die Straße Junge, heute wird gekehrt. Einer muss ja dafür sorgen, dass sich Unkraut nicht vermehrt„. Die Szenen erinnern an die HJ der 1930er-Jahre: Nach einer Musterung lernen die jungen Männer in einem Zeltlager zu marschieren, machen Liegestütz, Hampelmann, arbeiten und gehorchen. Dabei sind alle in Shorts, Hemd und Hosenträger gekleidet – und haben keine Augen mehr. Blind folgen sie den Anweisungen. Als der Neuling nach anfänglicher Begeisterung doch Schwäche zeigt, zerren ihn seine Kameraden nachts in eine Dusche und prügeln auf ihn ein. Schreiend und unter Tränen wird er in den Armen des Führers schlussendlich Teil der „Gang ohne Augen“.
Es fing an mit Montagsdemo, dann kam Petry, danach „Heil!“
Als hätten OK Kid es kommen sehen: Bei den kurz nach Videorelease stattfindenden deutschen Bundestagswahlen erzielte die AfD 12,6 Prozent und ist somit mit 94 Sitzen im Bundestag vertreten. Dahinter die FDP mit knapp 10 Prozent. Der „Wunsch nach einem starken Führer“ ist aber weder ein von OK Kid gewähltes Extremum, noch ein „rein deutsches“ Phänomen. Eine Umfrage des Österreichischen Marktforschungsinstituts SORA aus dem Frühjahr 2017 zeigt: Unter 1000 Befragten stimmen 43 Prozent einem totalitären System zu. Beim Interview im Februar meinte Bandmitglied Raffi gegenüber The Message, Deutschland werde sich verändern. Doch die Politik müsse zeigen, dass Flüchtlinge dem Land nicht schaden, sondern deren Integration notwendig und profitabel sei. Damit „ich steh‘ stramm für dich, steh‘ mein Mann für dich, irgendwann stell ich die Lügner an die Wand für dich“ doch nur Zeilen im Song bleiben.
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