Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Die achte Ausgabe der von Selbstlaut und dem Kulturverein FOMP initiierten Konzertreihe Wetterleuchten führte am Dienstagabend Quelle Chris in den Kramladen. Mit dem in Detroit verwurzelten Rapper und Produzenten beehrt einer der produktivsten und facettenreichsten Künstler aus dem US-Underground erstmals Wien.
Gestartet als Protegé von J Dilla, arbeitete Quelle Chris zu Beginn seiner Karriere viel mit Denmark Vessey zusammen. Zudem übernahm er bei früheren Werken von Danny Brown Teile der Produktion und des Songwritings. Erst mit der Zeit nahm seine Solo-Karriere Fahrt auf. In den vergangenen Jahren releaste er eine Vielzahl an Alben über das Label Mello Music Group – darunter „Everything’s Fine“ mit seiner hochgeschätzten Rap-Kollegin und späteren Ehefrau Jean Grae. Bei seinen Werken greift Quelle Chris oft auf sperrige Beats zurück. Die Tracks fallen teils introspektiv und selbstironisch aus, teils werfen sie einen satirischen bis zynischen Blick auf die US-Gesellschaft und ihre Problemfelder.
Bevor der Hauptact die kompakte Bühne betritt, startet Ksafa mit einem Spoken-Word-Set in den Abend. Auf ihn folgt Parkwächter Harlekin. Der Badener legt viel Energie und Herzblut in seinen Auftritt, er rappt (und singt) fast durchwegs mit geschlossenen Augen. Mit einem kurzen Querschnitt seiner mit experimentellen Sounds und abstrakten Lyrics bespickten Diskografie sorgt er für einen passenden musikalischen Einstieg, während sich der kleine Raum langsam füllt.
Als Selbstlaut nach einer kleinen Pause Quelle Chris ankündigt, sitzt dieser noch apathisch auf der Seite der Bühne. Er wirkt fast gezwungen lustlos und desinteressiert, wie ein trotziges Kind in der Statur eines bulligen Mittdreißigers. Das ändert sich schlagartig, als er aufsteht und einleitend seinen DJ John – „He doesn’t have a DJ name, he’s just John“ – gebührend vorstellt. Bei der Performance der ersten Tracks arbeitet Quelle Chris die Bühne ab und gibt sich musikalisch fokussiert. Der erste Eindruck erweist sich schnell als haltlos.
Zu Beginn seiner Show zeigt Quelle Chris seine selbstironische Seite, die vor allem auf dem 2017 erschienenen „Being You Is Great, I Wish I Could Be You More Often“ zur Geltung kommt. „It hasn’t always been this way but i’m really into myself“, sagt er, bevor er die Crowd dazu anstiftet, im Chor „I fuck with myself“ zu grölen. Eine gekonnte Überleitung zur Hook von „Buddies“. Nach einigen älteren Nummern wird er zunehmend ernster, etwa wenn er sich mit „Mind Ya Bidness“ und „Obamacare“ zwei intensiven Tracks seines aktuellen Albums „Guns“ widmet. Im Anschluss sorgt eine Spoken-Word-Einlage über dem Beat von „Straight Shot“ für einen stimmigen Kontrastpunkt.
Zwischen fast jedem Track sucht Quelle Chris die Interaktion mit dem Publikum, macht launige Bemerkungen und sorgt damit immer wieder für Schmunzeln. Mitunter kommt es zu skurrilen Momenten – etwa wenn er alle im Publikum dazu auffordert, ein „Spirit Animal“ zu wählen und mehrmals auf Kommando dessen Geräusche lautstark nachzuahmen. Selbst scheint er dabei fünf Tiere zugleich zu mimen.
Nach gut einer Stunde und mehreren Zugaben beendet Quelle Chris seinen Auftritt mit einem Schlusssatz, der seiner Art gerecht wird: „If you have a dream, never give up. If you give up, never give up!“ Zum Abschluss des Abends rundet noch Spinelly am DJ-Pult ab
Fazit: Ein feiner Konzertabend im kleinen Rahmen. Quelle Chris konnte bei seinem ersten Wien-Besuch mit seiner launigen Art und einer abwechslungsreichen Show punkten. Die Tracks performte er routiniert, dazwischen sorgte er für viele unterhaltsame Momente.
Ähnliche Posts
- Bilderstrecke: Texta Live am Seaside
Vom diesjährigen Seaside-Festival haben uns noch ein paar wilde Bilder des Texta-Konzerts erreicht. So viel…
- Bilderstrecke: Texta Live am Seaside
Vom diesjährigen Seaside-Festival haben uns noch ein paar wilde Bilder des Texta-Konzerts erreicht. So viel…
- Bilderstrecke: Texta Live am Seaside
Vom diesjährigen Seaside-Festival haben uns noch ein paar wilde Bilder des Texta-Konzerts erreicht. So viel…