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Saul Williams und die Befreiung vom Patriarchat: „Experiment“ // Video

Saul Williams und die Befreiung vom Patriarchat: „Experiment“ // Video

Saul Williams mit Publikum
(c) Niko Havranek

Multitalent Saul Williams veröffentlicht am 18. Juli mit „Encrypted & Vulnerable“ den zweiten Teil seiner „MartyrLoserKing“-Trilogie. Diese handelt von einem burundischen Hacker namens „MartyrLoserKing“, der zu einer internationalen Sensation wird, gleichzeitig aber große politische Irritationen im Westen auslöst. Ihren Anfang nahm die Reihe 2016 mit dem Album „MartyrLoserKing“, das Saul Williams im Nachfolger nicht einfach wiederholen will: „Encrypted & Vulnerable“ kündigte er als sein erstes, selbst als solches betitelte spoken word album“ an.

Unkonventionell sind auf „Encrypted & Vulnerable“ die Beats, über die er seine Reden platziert. Die gänzlich von ihm produzierten Kompositionen bezeichnet er im Pressetext als „strong rhythms“, als „invisible and implied beats“. Die Drums werden dabei ganz der Imagination des Hörenden überlassen: „I figured the drums in your head could be crazier and more complex than anything I could program“, erklärt Saul Williams die Idee hinter den sogenannten „DIY-Drums“.

Erster Vorbote auf das neue Album ist die Video-Single „Experiment“. Darin spuckt Saul Williams über eine hypernervöse Geräuschkulisse politische Zeilen, mit Vorliebe kryptisch verpackt. Eine Ausnahme der Ausspruch „Death to the Patriarchy!“, der ist ganz konkret und weist auf den Tenor des Albums hin. In „Encrypted & Vulnerable“ gehe es schließlich um „(…) a takedown of heteronormative capitalistic patriarchal authoritarian politics in topics ranging from love, technology, religion, war, to migration“, so Williams.

Das 360°-Video zu „Experiment“ stammt von Christian Stephen. Neben seinen Tätigkeiten als Kriegsreporter machte sich Stephen in den vergangenen Jahren als Virtual-Reality-Filmer einen Namen. 2015 drehte er eine Virtual-Reality-Dokumentation in der vom syrischen Bürgerkrieg so gepeinigten Stadt Aleppo, 2018 stellte er auf dem „Sundance Film Festival“ den VR-Film „The Sun Ladies“ vor. „The Sun Ladies“ erzählt die Geschichte einer Gruppe jesidischer Frauen, die den Schergen des sogenannten Islamischen Staates entfliehen konnte und im Anschluss eine Kampftruppe gründete, um die terroristische Miliz zu bekämpfen.

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Stephen ist nicht der einzige spannende Name, der in „Encrypted & Vulnerable“ involviert ist. Auch die musikalischen Gäste klingen vielversprechend. Auf dem Album vertreten sind unter anderem Multiinstrumentalist David Sitek (TV on the Radio, vormals Jane’s Addiction), die Barock-Pop-Band My Brightest Diamond, der House- und Techno-Musiker King Britt und der Jazz-Musiker Christian Scott aTunde Adjuah. Gemischt wurde das Album vom psychedelischen Warp-Signing Gonjasufi. „Encrypted & Vulnerable“ ist zugleich Score des kommenden Musicals „Neptune Forest“, mit Musical-Größe Lin Manuel Miranda („Hamilton“) als ausführenden Produzenten. Das Musical wird auf einer Graphic Novel von Williams basieren, die 2020 erscheint und von einer Dorfgemeinschaft afrikanischer Hacker handelt.