Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine…
Radiolegende Gilles Peterson hat sich mit Jean-Paul „Bluey“ Maunick zusammengetan, um die lockere, vielgestaltige Energie der Brit-Funk-Szene der frühen 1980er Jahre wiederzubeleben. Als langjährige Freunde und Kollaborateure schöpfen STR4TA neue musikalische Möglichkeiten aus dieser gemeinsamen, prägenden Ära. Durch Maunicks Band Incognito – eine der essentiellen Bands eines oft übersehenen, vitalen Teils der schwarzen britischen Musikgeschichte – kamen sie zum ersten Mal zusammen. Auf „Aspects“ lassen er und Peterson diese wichtige Periode und den Geist, der sie geleitet hat, wieder aufleben: autodidaktisch, DIY-Vitalität und eine raue Energie, die auf Live-Performance aufbaut.
Es ist das erste Material, das Maunick und Peterson seit über einem Jahrzehnt zusammen veröffentlichen. Sie bringen etwas Frisches in einen Sound, der zuerst von Gruppen wie Atmosfear, Hi-Tension, Light of the World und Freeez entwickelt wurde – wobei Maunick, wohlgemerkt, auch Mitglied der beiden letztgenannten Bands ist. Im Oktober 2020 erschien ihre Single „Aspects“, allerdings machten die beiden nicht publik, dass sie hinter dem Projekt stehen. Die limitierte 12″ war dennoch schnell ausverkauft, und der Track erhielt Radioplay von Moses Boyd (BBC Radio 6 Music), auf KEXP und KCRW, sowie von Francois K (Worldwide FM), Trevor Jackson (NTS) und Colin Curtis (Worldwide FM).
Peterson und Maunick wollten das Musik machen von jenem Punkt aus angehen, der zu diesen frühen Platten geführt hat. Das bedeutete, in eine Ära zurückzukehren, in der sie beide gerade Fuß fassten, in eine Zeit, die ihre jeweiligen Karrieren in den folgenden Jahrzehnten prägen sollte. Peterson als Chef eines stilbildenden Plattenlabels, DJ, Sammler und Radiomacher; Maunick als Musiker, Bandleader und Komponist, der in den USA Chart- und Radiohits zu landete.
“The idea of the project was to capture that raw, moment to moment sound”, erzählt Maunick, ein Kontrast zu dem Hauch von Raffinesse, für den er und seine Kollegen in den Jahren danach bekannt waren. In den frühen Tagen war der Brit-Funk-Sound – und das Londoner Jazz-Funk-Milieu, aus dem er hervorging – in rohen Liveshows verwurzelt, die mit denen der Punkbands aus der Zeit konkurrierten. Wenn er sich an seine Rolle in diesem Prozess erinnert, sagt Peterson, dass er derjenige war, der dafür sorgte, dass die Dinge nicht allzu poliert klangen. “I was there at the back, telling them, no, leave it like that, cut it there, or just use that first take”, erinnert er sich.
Es ist eine Idee, die schon eine Weile in Arbeit war, die aber durch einen überraschenden Katalysator bestärkt wurde: die Rede ist von Tyler, the Creator bei den Brit Awards 2020, in der er den Einfluss des “British funk from the 80s“ hervorhob. Es war eine Anerkennung des besonderen Sounds, den Maunick und seine Kollegen verfeinert hatten, wobei sie ihre US-Einflüsse durch ihre eigenen Herangehensweisen und durch ihre eigene Brille betrachteten. “Like everybody else who plays music, we tried to emulate our heroes”, erzählt Maunick. “But we didn’t have the tools, we hadn’t studied music: were all playing by ear, and we were coming off bits and pieces that we liked off certain records.”
Diese Platte ist vom selben Ethos geleitet. Eine Reihe musikalischer Berührungspunkte flossen in die direkten, schnörkellosen Beiträge des Albums ein: Die Parts jedes Tracks sind auf das Nötigste reduziert. Beim Schreiben und Aufnehmen arbeiteten die beiden zusammen, um einen gemeinsamen Ausgangspunkt zu finden – eher naiv, weniger durchdacht –, der diesen unglaublichen Brit-Funk-Sound ursprünglich hervorgebracht hatte. Peterson kramte Platten hervor, die bestimmte Momente oder Stimmungen enthielten, quasi als Ausgangspunkte, und Maunick arbeitete dann mit anderen Musikern zusammen, um aus diesen Anregungen neue Richtungen zu entwickeln.
Im Fall des Titeltracks „Aspects“ bedeutete dies, gemeinsam mit Richard Bull ein Schlagzeug zu programmieren, das sparsam und angemessen druckvoll für den tanzflächenorientierten Sound des Tracks ist. In anderen Fällen bedeutete dies die Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern wie Peter Hinds und Randy Hope-Taylor. Etwa bei „Steppers Crusade“, einem Track, der fest im Groove verwurzelt ist und gleichzeitig eine stetig ansteigende Energie aufbaut, die sich zu euphorischen Höhen steigert.
Mit „Rhythm In Your Mind“ zeigen sie ihr ganzes Können, wie man einen Track eng mit einem Groove verzahnt und präsentieren dabei die Musikalität von Francis Hylton am Bass sowie von Matt Cooper an den Tasten und am Schlagzeug.
„Aspects“, das Debütalbum von STR4TA, ist am 26. März 2021 als LP, CD und digital auf Brownswood Recordings erschienen.
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Als er 1997 THE MESSAGE gründete, hatte er gar keine Ahnung, was da alles auf ihn zukommen würde. Als Fotograf überlässt er lieber Berufeneren das Schreiben. Dafür fragt er gerne nach. Nur in seltenen Fällen haut er selbst in die Tasten. Aber da muss schon viel passieren. Einfach lieber am Auslöser