Now Reading
Urban Gravity Jam #1 (Review)

Urban Gravity Jam #1 (Review)

Urban Gravity #1 (Review)
Es ist ein lauer Freitagabend gegen 20:00 Uhr, Schauplatz Szene Wien: Fill MC betritt als Erster die Bühne im Rahmen von „Urban Gravity #1“, der von Advanced Society veranstalteten Jam. Bereits vor drei Jahren hat der Wiener als einer der Voracts von JAW agiert, der übrigens auch diesmal mit am Start ist. Weiters dabei: Overflow & Flexodus, Demolux, Edgar Wasser und DCVDNS. Drei zu Drei also, was das Verhältnis von österreichischen zu deutschen Acts betrifft.

Trotz dessen, dass Fill MC an Bronchitis erkrankt ist („ich hab mir eine Pille von Dr. Jotta geholt“), geht der MC gut nach vorne und rappt solide Tracks wie „Glück im Unglück“ und „Kotzt mich an“. Einzig die Doppels von DJ Burnee sitzen öfters nicht. Leider hat sich das Publikum nicht so zeitig in der Szene eingefunden, vor der Bühne wippen gerade einmal um die dreißig Leute hin und her. Das ändert sich auch nicht wirklich bei Overflow, auch wenn diese die Stage mit den Worten – „Jetzt werden wieder Rapper gekillt.“ – betreten. Zu einem Liebeslied werden Feuerzeuge gezückt und danach über den Beat von „Wir waren mal Stars“ gerappt, wobei die Hook sehr gelungen ist. Mehr Energie bringen dann die zwei Rapper von Flexodus, sodass sich insgesamt fünf Rapper auf der Bühne bewegen. Danach gibt es wieder um die 20 Minuten Pause, wobei man jeweils das Gefühl hat, dass die Stimmung dabei etwas eingeschlafen ist.

Diese kann der Salzburger Demolux mit seiner Präsenz und seinem routinierten Auftreten dann doch merklich heben. Er packt Tracks von „EgoShoota Zwa“ aus, allen voran „Müllmänner“ mit T-Ser und „Ois oder nix“. Präzise und druckvoll geflowt, gut den Raum ausgenutzt – ein rundes Ding eben. Dann kommt JAW. Konzentriert und ruhig und doch mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Mittlerweile ist die Szene etwa zu zwei Dritteln gefüllt und der gebürtige Kölner nutzt dies gut aus. Tracks wie „Dr. Jotta“ und „TOA II“ gefallen der Crowd und nach einem „Prost“ mit einer Ottakringer-Dose hat JAW diese sowieso eingefangen. Vehement wird „Meine Fans“ gefordert, doch davor werden noch zwei noch unbekannte Tracks vom neuen Album gebracht. Augen zwischenzeitig geschlossen, fast in sich gekehrt, wie in Stein gemeißelt auf einem Platz rappend. Inspirierend. „Meine Fans“ und „Fremdkörper“ bilden den schönen Abschluss seines Auftritts.

Edgar Wasser ist ganz plötzlich da. Freudig springt er auf die Bühne, untermalt mit einem netten „Hallo, ich bin der Edgar“ und schon bringt er „Deutsch sein“ („Demolux würde gern deutsch sein, ganz Wien würde gern deutsch sein…“), „3000 €“ oder „Tecla hat gesagt“. Sofort bemerkt man, wie der Funke zum Publikum überspringt, der Münchner kommuniziert locker mit der Menge und bindet diese in die Refrains ein. Was gibt es noch zu sagen? Super Live MC, trotz zwischenzeitlicher Stimmprobleme durchwegs verständlich und vor allem publikumsnah. Ein Umstand, den man von DCVDNS nicht gerade behaupten kann. Ob es Masche oder sein Charakter ist sei dahin gestellt. Fakt ist: seine Ansagen nach zwei Tracks wie „Habt ihr noch Bock oder kann ich schon gehen“ werden sichtlich nicht vollkommen honoriert. Der Raum ist vielleicht zur Hälfte gefüllt, kaum Hände oben, erst bei späteren Liedern wie „Mein Mercedes“ und „Du machst dir keine Gedanken solange die Nutella nicht nach Scheisse schmeckt“ bessert sich dies etwas. Dabei flowt DCVDNS perfekt seine Doubletime-Parts, die Beats pumpen und das MacBook als DJ erfüllt auch seinen Zweck. Bei subtilerer Betrachtung kann man jedoch erkennen, dass der Rapper sehr wohl gewillt ist, das Publikum einzubinden und zwar auf seine Weise: da wird ein Bursche kurz auf die Bühne geholt, nur um ihm zu sagen, dass er wieder runtersteigen kann, ein Kaugummi verteilt, damit man noch mehr Durst bekomme und ein unsichtbarer Joint weitergereicht. DCVDNS bleibt jedenfalls auch nach diesem Auftritt ein Rätsel und das ist – wahrscheinlich ganz nach seinem Geschmack – auch gut so. Übrigens: es hat leider keinen Pullunder zu bewundern gegeben, sondern einen schlichten schwarzen Pullover, Kappe und Goldkette. So richtig Gangster halt.

Der Abend in bewegten Bildern:

 

See Also

[iframe_loader width=“560″ height=“315″ src=“//www.youtube.com/embed/ak2NUV5f9u8″ frameborder=“0″]

Ein Videointerview mit JAW erscheint in Kürze auf themessagemagazine.at.

(Ibrahim Yildiz/NH)