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Als Mensch und Rapper im Einklang // Vearz Interview

Als Mensch und Rapper im Einklang // Vearz Interview

Eigentlich wollte uns Vearz zum Interview mit dem Auto in eines seiner Natur-Wohnzimmer führen: die Korneuburger Au nördlich von Wien. Der Regen und das abklingende Frühlingsgewitter machen uns einen Strich durch die Rechnung. So wetterfest der Floridsdorfer Mundartrapper und Imker ausgerüstet sein mag, wir Stadtkinder sind es nicht. Alternativprogramm: ab zum Wirten, eh klar.

Dort sprechen wir mit Vearz nicht nur über sein im April erschienenes Album „Irrevearzibel“, sondern etwa auch über wilde Drogen- und Gewaltepisoden aus der Vergangenheit, musikalische Neuorientierungen, was ihm heute in seinem Bezirk und generell auf der Welt am Oasch geht und einiges mehr. Für die Fotosession haben wir uns schließlich doch noch rausgetraut – auch wenn es „nur“ bis zum Marchfeldkanal gereicht hat, wo der Nachmittag mit einem Entenkonzert ausklingt. 

Fotos: Daniel Shaked

The Message: Du hast 2018 im Interview gesagt, dass du viele Sessions mit Musikern machst – unter anderem mit Hinterkopf am Klavier. Dein neues Album hat Freshmaker produziert, es ist in eine andere Richtung gegangen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Vearz: Ich habe kurz vor Corona viele Lieder gemacht. Es waren Instrumentalsachen mit verschiedensten Leuten. Ich möchte Musiker heranziehen und nicht mehr nur quasi aus der Dose Musik machen. Wir haben es in den zwei Jahren aber nicht geschafft, dass ich ein Paket daraus schnüre. Mehr oder weniger nebenbei sind Tracks auf Freshmaker-Beats entstanden – natürlich bewusst gewählt und geschrieben. Als acht Tracks fertig waren, habe ich „Mit dir“ für meine Tochter aufgenommen und es war klar, dass es ein Album wird. Es hat sich so ergeben, dementsprechend entspannt war die Produktionsphase. Ich kann mich nicht erinnern, dass sich ein Projekt vorher so rund angefühlt hat wie „Irrevearzibel“.

Das heißt, dass das Sessionprojekt noch nicht ad acta gelegt ist?
Genau. Der Computer soll öfter gegen Menschen ausgetauscht werden. Die Sessions mit Musikern im Studio machen Spaß und ich lerne viel dabei. Ich möchte musikalisch als nächsten Schritt einiges neuer verpacken. Aber das ist Zukunftsmusik und hat aktuell keine Priorität. Lassen wir die ungelegten Eier einmal bei Seite…

Aber ist es ein Projekt, wo du rappst? Wie wird es sich inhaltlich unterscheiden?
Es wird Sprechgesang dabei sein, aber es ist nicht mehr Rap über Rap. Damit möchte ich abschließen. Ich habe oft genug – wie auf „Burli“ – gesagt, was ich von den ganzen „Inhalten“ halte. HipHop hat sich verändert, es ist auch im deutschsprachigen Raum Mainstream geworden und das eingetroffen, was sich viele immer gewünscht haben. Einige machen Geld damit, aber die Popkultur im HipHop taugt mir nicht, damit fange ich nichts an. Es geht mit Inhalten zurück, weil es für eine gewisse Zeit eine Blaupause für Erfolg gibt. Die ersten, die es machen, sind cool. Dann kommen die Kopien von den Kopien von den Kopien. Da sind wir jetzt glaube ich, wenn wir über neue Subgenres reden. Ich verstehe diesen Zugang auf die Art „neuer Punk“ nicht. Für mich war Punk immer antiautoritär, gegen das System gerichtet. Diese Mainstreamgeschichte kommt mir gegenteilig vor – Materialismus und so weiter haben im Punk nie stattgefunden. Wieviel Revoluzzertum tatsächlich in der Popkultur steckt, hat man zu Corona gesehen. Hinter vorgehaltener Hand tuscheln, in der Öffentlichkeit schweigen. Außer plakativen Schlachtrufen und hirnlosen Parolen kommt selten was aus der Popkultur.

Es ist ja eigentlich ein alter Hut. Warum jetzt diese Wertekritik und nicht zum Beispiel vor fünf Jahren, wo die Inhalte ja oft schon dieselben waren?
Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich die Kritik ausgesprochen habe. Früher eher im Sinne einer Battle-Rap-Nummer, diesmal ist der Rahmen mit der Vater-Sohn-Geschichte ein anderer. Mit dem Schlüpfen in die Rolle des Vaters aus einer anderen Generation in Kombination mit politischen Statements wollte ich diese typischen Gräben ansprechen, die es überall gibt – Ost und West, arm und reich, links und rechts, schwarz und weiß. Man kann es alles schon nicht mehr hören.

Worauf führst du den verstärkten Hang zu binärem Denken, Vorverurteilungen und Kategorisierungen zurück?
Wir erleben eine Schnelllebigkeit aufgrund von Modernisierungen. Nuller und Einser. Ich sehe darin die Gefahr, dass man es sich zu leicht macht, über Dinge zu urteilen. Sei es ein Mensch, den man das erste Mal sieht: ‚So einen hab ich schon einmal gesehen – ist sicher ein Trottel‘. Weil du irgendwann mal die Erfahrung gemacht hast. Diese klassischen Vorurteile. Drum sag ich: ‚Nur dass das kloa ist, i find dass jede Vorverurteilung oasch is‘. Dieses „Rassismus ist scheiße“ wäre wieder so ein plakatives Statement gewesen. Ja, eh, haben wir schon tausend Mal gehört. Aber was ist Rassismus eigentlich? Oder Angst vor dem Fremden? Das Vorurteil könnte man der Angst unterordnen. Im Endeffekt kommst du auf Urinstinkte und Urprobleme zurück, die der Mensch immer schon gehabt hat.

Du bist in einem 25-minütiges Reaction-Video auf Kommentare zum Video eingegangen und hast im Track geschilderte Standpunkte nochmal ausführlich erklärt. Hast du damit gerechnet, dass die Aussagen teilweise so missverstanden werden?
Es waren ja nur zwei Kommentare. Der Punkt war für mich überschritten, als einer angefangen hat, was von KZs und sonst was zu schreiben. Noch dazu im Zuge dessen, dass ich ein Regime/eine Ideologie kritisiere, wo es selber Konzentrationslager gegeben hat. Diskutieren wir jetzt, wer die schlimmeren KZs gehabt hat, die Kommunisten oder die Nationalsozialisten? Dieses halbinformierte runterbrechen pack ich nicht. Ich frage mich oft, warum viele Leute nicht nachdenken, bevor sie gewisse Sachen sagen oder schreiben.

„Ich habe zweimal gesehen, wie eine Mutter ihr eigenes Kind begraben hat“

Du wurdest auch als Düringer des österreichischen Raps bezeichnet.
Ich bin lieber der nächste Düringer als der nächste Bushido (lacht). Da hast du einen Typen, der jahrelang Gangsta spielt, obwohl er keiner ist. Dann sitzt er vor Gericht, weint auf Amazon Prime, kassiert Geld dafür, dass er seine ganze Familie darstellt und spielt das Opfer. Wenn wir bei Street, Ghetto und härteren Texten sind: Es geht nicht darum, dass man Gewalt oder Drogen nicht thematisieren darf. Es ist ein Unterschied, wie ich es mache. Erzähle ich über die Gewalt in meiner Hood oder tu ich so, als ob ich derjenige bin, der alle abzieht und die Pumpgun im Kinderwagen versteckt hat? Es ist nicht dasselbe. Drogen detto. Ich bin ein drogenliberaler Mensch, aber Drogen verherrlichen? Na, voll ned. Zwei meiner Hawara sind an einer Überdosis gestorben. Ich habe zweimal gesehen, wie eine Mutter ihr eigenes Kind begraben hat.

An welchen Drogen sind die gestorben?
Kokain – gespritzt. Einen hat die etwa sechsjährige Tochter in der Früh im Badezimmer gefunden. Dann gibt es Leute, die sagen: ‚Yeah, ich hau mir die ganze Zeit nur Lean oder was auch immer rein‘. Natürlich kann man Spaß machen, wenn es um Party geht und Drogen ein Thema sind – wir wissen eh alle, wie die Gesellschaft ist. Meine Freunde sind gestorben, als ich 18, 19 war. Den anderen haben die Freunde in der Wohnung im eigenen Erbrochenen liegen lassen. Er war der Grund, dass ich zu deutschsprachigem Rap gekommen bin. Wu-Tang, Cypress Hill, 2Pac und alles, was bisschen bekannter war, habe ich vorher über Leute vom Fußballverein in Gerasdorf, wo ich gespielt habe, mitbekommen. Über den Wolfi dann Die Beginner, Dendemann, Samy Deluxe, später Kool Savas und Beatfabrik. Wir haben jedes Lied auswendig gekannt.

Wie ist er als HipHop-Head damals zu den Drogen gelangt? Es gab paar Leute in der Szene, bei denen man es gewusst hat, aber eigentlich waren „harte“ Drogen verpönt.
Er hat mit der Szene nichts zu tun gehabt und selber nie was gemacht. Er war halt Fan. Einfach erklärt: In meinem jugendlichen Freundeskreis gab es niemanden, der nicht im Häfn war, nicht mit Drogen zu tun gehabt oder sonst was. Wenn es am Wochenende wo etwas gegeben hat, bist du auf eine Party gefahren. Der Freundeskreis war groß. Mein Homie war niemand, der Techno-Festln forciert hat. Aber ich habe auch genug Leute gehabt, die mit HipHop nichts anfangen konnten. Mit denen bin ich genauso weggegangen – auf Techno-Events und so weiter. In der Phase sind wir jetzt bei HipHop. Ich finde, dass man harte Drogen nie salonfähig verkaufen sollte. Ob man was nimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Es geht wie immer ums Wie beziehungsweise wie viel. Grundsätzlich bist du ohne Drogen besser dran. Vor allem wenn dein Körper nicht voll entwickelt und dein Geist nicht reif genug ist.

Bei den Festln hat es immer wieder Stress gegeben, wie du auch auf „Bars meines Lebens“ anschneidest. Habt ihr den angezettelt?
Ehrlich gesagt schon oft. Mal der, mal der – es war viel Alkohol im Spiel. Ich weiß gar nicht wie oft wir nach dem „Fortgehen“ im Spital oder bei der Polizei waren. Über viele Sachen lachen wir heute wenn wir drüber reden, manche Situationen waren zu viel des Guten. Es hat etliche Gerichtsverhandlungen gegeben. Anfangs saß ich öfter auf der Bank. Mit 20 war ich dann nur noch ein paar Mal als „Zuseher“ dabei. Ein Jugendfreund von mir ist wem dreimal mit dem Messer in den Bauch gefahren. Eine der jüngsten Sachen ist schon paar Jahre her, da war ich zum Glück nicht mehr involviert. Es hat einen Verletzten gegeben, dem die Hirnsuppn aus der Nase geronnen ist.

Wie weit ist es bei dir selber gegangen?
Ich bin einmal wegen schwerer Körperverletzung, einmal wegen Sachbeschädigung und zweimal wegen Drogendelikten verurteilt worden. Die schwere Körperverletzung war eine Geschichte im Jugendheim. Wir haben Karten gespielt, da ist mich einer angegangen. Ich habe ihm gesagt, er soll sich schleichen – wollte er nicht. Er gibt mir einen Rempler, ich geb ihm eine, er macht zwei Schritte zurück und bam, fliegt er gegen den Türstock und bleibt in seiner Blutlacke liegen. Was ist, wenn der nicht mehr aufsteht? Das war eine Entscheidung von Millisekunden. Warum soll man sowas glorifizieren, wenn man es schon durchgemacht hat? Ich kann es erzählen, es ist passiert. Aber cool ist es nicht.

Warst du auch mal im Häfn?
Nie. Es war eine Verhandlung im Jugendgericht. Ich bin jeweils wegen Verdunkelungsgefahr in Kleinhaugsdorf und Hollabrunn in einer Zelle gesessen. Das war alles. Es gab Hausdurchsuchungen im Haus meiner Eltern, keine leiwanden Momente. In jungen Jahren denkt man sich: ‚Scheiß drauf‘. Aber ich verstehe nicht, warum man das mit über 30 nicht anders reflektiert, wenn man es erlebt hat. Ich bin immer schnell auf die Goschen geflogen. Dadurch, dass ich innerhalb kurzer Zeit viermal verurteilt war, plus einem außergerichtlichen Tatausgleich wegen U-Bahn-Schmierereien und den Sachen, die nicht vor Gericht gelandet sind. Deswegen war die kriminelle Laufbahn keine Option. Ist mir zu stressig. Ich möchte meine Lebenszeit sinnvoll nutzen und Gutes tun.

Hast du viel gemalt?
Ich habe nicht viel Graffiti gemacht. Ich kann zeichnen und habe Talent dafür, aber wirklich fette Sachen hab ich nie zambracht. Ich war eher der Schmierfink, der mit selbstgebastelten Eddings rumgetaggt hat. Wir waren paar Mal in Spittelau. Einmal haben sie uns dort von allen Seiten umstellt – dann sind wir beim außergerichtlichen Tatausgleich gesessen. Wir hatten die Möglichkeit, uns zu den Wiener Linien zu setzen: ‚Tschuldigung, ich putz euch die U-Bahn‘ und zahle die Strafe. Alleine natürlich.

Glaubst du wärst du komplett abgestürzt, wenn du nicht die Frau deines Lebens kennengelernt hättest?
Schwer zu sagen, aber sie hat mich sehr rausgerissen. Ich bin froh, eine Frau wie sie kennengelernt zu haben. Sie ist die perfekte Ergänzung zu mir. Ich bin eher Luft und Feuer, sie ist eher Erde und Wasser.

Du hast erst danach zum Rappen angefangen. Hat es quasi eins zu eins das Feiern ersetzt?
Jetzt wo du es sagst, ja. Es waren nachher Wochenenden, wo es geheißen hat: ‚Was mach ma heute?‘ Ich habe nur gesagt: ‚Nix, ich bin mit Freunden im Studio‘.

Zurück zum Album und zur Gegenwart: Die ersten fünf Tracks beschreiben Irrungen und Wirrungen der Gesellschaft, die sich auch in der Pop- und Rapkultur zeigen. Leben wir heute vom Zugang der Menschen her in einer selbstgerechteren Welt als vor 10 oder 20 Jahren?
Ich glaube schon, dass sie selbstgerechter geworden ist, weil die einzelnen Egos in den Menschen größer geworden sind. Das hat mit dem Wohlstand zu tun. Bei Kindern, die im Wohlstand aufwachsen, dreht sich alles ums Kind – antiautoritäre Erziehung, das Kind bekommt alles, was es will und darf entscheiden, wo es hingeht. ‚Na, du musst nicht grüßen, nicht Bitte und Danke sagen, wenn du nicht willst‘. Das Kind kriegt von klein auf eingetrichtert, das Zentrum des Universums zu sein. Da gehen viel Respekt und andere Werte verloren. Gottseidank haben wir den Wohlstand, er sorgt einigermaßen für Frieden. Das sind halt die Schattenseiten. Mal sehen wo’s hinführt.

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Hat das ein Ablaufdatum?
Ja, definitiv. Auf Regen folgt Sonne und umgekehrt. Darum sag ich bei „Allanich“: ‚Immer nur die Sunn und du lebst in ana Wüste‘. Not schweißt die Leute zusammen. Glück hängt nicht mit Besitz zusammen. Da sind wir wieder bei den Werten.

„Ich habe diese Ökotypen, die sich an einen Baum anketten, immer belächelt. Mittlerweile denke ich mir, dass ich bald selber so einer bin“

Wann bist du für dich selber draufgekommen, dass das Materielle nicht glücklich macht?
Nachdem ich meine Grundbedürfnisse gedeckt habe. Ich habe eine Frau, ein Kind, ein Haus, genug zum Essen und Trinken und kann es mir leisten, dass ich beim Wirten sitze und mir ein Gulasch kochen lasse. Für mich ist das schon Luxus. Mir würde nie einfallen, noch mehr zu wollen. Ich hätte nur gerne mehr Zeit. Ich trenne mich von viel Klumpert, das ich in vergangenen Jahren angeschafft habe. Ich habe vor paar Tagen mein Auto verkauft. Ich sitze eh den ganzen Tag im Firmenauto, dadurch will ich privat so wenig wie möglich drinsitzen. Meine Frau und ich haben aber noch ein Familienauto. Ohne wäre es mit Kind, Imkerei und dem Bezug ins Weinviertel nicht so einfach lösbar.

Du hast mal erwähnt, dass du dich in Floridsdorf wohlfühlst und du keinen Grund siehst, wegzuziehen – außer es ergibt sich mal was mit einen Vierkanthof. Ist das noch dein Traum?
Absolut, unterschreibe ich noch immer. Mir gefällt es jetzt in Floridsdorf. Wenn noch 5.000 Wohnungen rund um mein Haus gebaut werden und sich die Umgebung ändert, vielleicht nicht mehr. Sie schneiden fast jeden Baum um, jede freie Fläche wird versiegelt. Ich möchte mich in Zukunft mehr dafür einsetzen, dass nicht so viel zugebaut wird. Organisationen wie „Freies Donaufeld“ setzen sich dafür ein, dass gewisse Flächen, Schwemmland, nicht umgewidmet werden. Ich habe gespendet und Petitionen unterschrieben. Das Erstaunliche ist: Dort sind lauter ältere Leute, die in der Nacht auf Mahnwache gehen. Nicht junge Leute, die sich um die Zukunft sorgen. Natur hat mir immer getaugt, aber ich habe diese Ökotypen, die sich an einen Baum anketten oder so, immer belächelt. Mittlerweile denke ich mir, dass ich bald selber so einer bin. Weil es mir so am Oasch geht. In Österreich ist eine Fläche so groß wie Wien bebaut und ungenützt. Industrie, Wohnungen, die sich keiner leisten kann. Trotzdem wird fruchtbares Land umgewidmet. Wir bauen uns den Acker mit Wohnungen, die sich keiner leisten kann, zu. Dann wundern wir uns in Krisenzeiten, wenn wir von Getreide vom anderen Ende der Welt abhängig sind.

Hast du Hoffnung, damit was zu bewirken?
Es ist wuascht. Das Schlimmste ist für mich, zu sagen: ‚Ich mach nicht, weil es bringt eh nichts‘. Ja eh, weil sich das alle denken, bringt es nichts. Außerdem klammert sich die Hoffnung an eine Erwartung an die Zukunft. Diese wiederum ist eine Illusion. Ich lebe im Jetzt und möchte jetzt Freude am Tun haben. Darüber hinaus: Habe ich ein Warum, ertrage ich fast jedes Wie.

Ein Problem der österreichischen Mentalität?
Na, ein Problem der ganzen Menschheit. In anderen Ländern rennt genau derselbe Schmäh. 

Was das Texte schreiben angeht, hast du mal erwähnt, dass du Sigi Maron bewunderst. Was taugt dir konkret an seinem Zugang?
Es ist für mich traditionelle Wiener Kunst. Ich habe ihn nicht bis ins Tiefste verfolgt, aber sehr viel Respekt für ihn – generell für solche Figuren in der Öffentlichkeit.

Für wen noch zum Beispiel?
Natürlich aktuell für den Ostbahn Kurti. Meine Eltern haben früher immer EAV gehört. Heute denke ich mir: ‚Wie kann man das als erwachsener Mensch anhören?‘ Aber als Kind hat mir das sehr getaugt. Peter Meyer habe ich viel gehört. Eigentlich ein Wahnsinn, dass er nie ein Austropop-Star geworden ist. Er ist genial – es ist Storytelling, die Musik ist lustig, die Untermalung war eher Singer-Songwriter-mäßig. Von Alkbottle hat meine Mama im Auto immer die Lieder wegdrehen wollen, weil du jedes zweite Lied keinem Kind vorspielen konntest (lacht). Genau diese Lieder wollte ich hören. Georg Danzer ist für mich nach wie vor der King.

Am Samstag, 21. Mai, präsentiert Vearz die neuen Tracks in der Wiener Szene erstmals live. Mit den Special Guests Hinterkopf, Queroland & Sebokill im Gepäck, ist der Startfür 20 uhr geplant.