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Vistas Visionen

Vistas Visionen

Vista will an die breite Öffentlichkeit und von seiner Musik leben. Wie das auf Basis von seinem ersten Album „Vienna Cruisin“ funktionieren soll und warum er sich von anderen Rappern abhebt, erklärt er im Message Interview. Auch wenn er bisher eher unbekannt ist, hat er eigentlich ja auch schon eine ziemlich lange Vorgeschichte, die in Kooperationen mit DJ Tomekk und vor allem Topoke von den Tres Monos ihren Anfang genommen und ihm persönliche Zusammentreffen mit 50 Cent und Juelz Santana beschert hat…


TM: Bis zur Zusendung deines Debüt Albums „Vienna Crusin“ habe ich ehrlich gesagt noch nichts von dir gehört…
Vista: Mich hat es immer gestört, dass sich viele Künstler von Beginn weg medial stark pushen, in Wirklichkeit den Hörern aber kaum etwas bieten können. Zu der Zeit wo die meisten zu den Jams gegangen sind, war ich noch in meinem Home Studio. Als ich 18 war, ist mein Vater gestorben. Ich habe ein kleines Erbe von ihm bekommen. Damals habe ich mir gedacht: die Zeit ist reif mit meinem Rap an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich habe mein Demo verschickt. „Schall und Rauch Records“ haben mich schließlich unter Vertrag genommen. Gleichzeitig habe ich die „HipHop most wanted“ (2005) Veranstaltung mit internationalen und österreichischen Gästen im WUK organisiert. Das wäre gleichzeitig auch meine Release Party gewesen. An dem Tag habe ich allerdings den Anruf bekommen, dass sich die beiden Label Chefs zerstritten haben und Schall und Rauch Geschichte ist. Ich bin plötzlich mit 1000 CD´s da gestanden und konnte sie nicht mehr offiziell verkaufen.

Wie ist die Veranstaltung selbst verlaufen?
Das Ziel von „HipHop most wanted“ war es internationale Künstler und die besten aus Österreich zusammenzuholen. Ich habe Topoke von den Tres Monos eingeladen und MAdoppelT, der gerade mit „Rock den Shit“ am Start war. Beide habe ich offiziell gebookt und persönlich davor nicht wirklich gekannt. Azad, Torch und DJ Stylewarz waren die weiteren Protagonisten. Die Konzerte sind super gelaufen und alle waren sehr zufrieden. Ich bin aber mit einem großen Minus ausgestiegen. Wir hätten ca. 500 Gäste gebraucht, gekommen sind aber nur 250. Ich habe mir dann gedacht: Scheiß drauf: kein Label mehr, kein gar nix.

Es ist aber anscheinend anders gekommen…
Ein paar Tage später hat mich plötzlich Topoke mit dem Vorschlag angerufen, sein Back Up MC zu werden, weil sein angestammter Partner ausgefallen ist. Er war mit Tres Monos damals ja ziemlich gut am Start. Sie hatten gerade den FM4 Soundpark gewonnen. Wir sind nach Nagold in Deutschland gefahren, wo Tres Monos Vorgruppe von Samy Deluxe, Sido und so weiter waren. Wir haben anscheinend eine dermaßen gute Show geliefert, dass wir Merchandise mäßig mehr verkauft haben, als alle anderen zusammen. Wohl auch wegen dem Österreicher Bonus und weil die Besucher Samy Deluxe, Sido und die anderen schon mehrmals gesehen hatten. Über Topoke habe ich auch Uwe Felchle kennengelernt, der der Produzent vom „Vienna Cruisin“ Album ist. Er war damals der Leiter der Funk Mafia Band und ist selbst gelernter Bassist. Das coolste Erlebnis war es beim Donauinselfest als Hauptact mit Live Band auf der ATV+ Bühne vor 20-30.000 Leuten aufzutreten. Da habe ich gesehen: da geht doch noch was, auch für mich persönlich.

httpv://www.youtube.com/watch?v=875CCrh5gjg
Mitschnitt von der „HipHop most Wanted“ Veranstaltung 2005

Du warst ja dann auch eine zeitlang mit DJ Tomekk unterwegs…
Als wir an „Vienna Cruisin“ gearbeitet haben, haben wir plötzlich eine Nachricht von DJ Tomekk bekommen, dass er uns gut findet und wir zu einem seiner Gigs in die Steiermark vorbeikommen sollen. Trotz großer Skepsis sind wir hingefahren. Er war tatsächlich dort. Daraus ist dann auch wieder mehr entstanden. Er ist auch auf meinem Album auf einer Nummer vertreten. Zunächst hat er aber mich und Uwe mit auf Deutschland Tour genommen. Auch in der Schweiz und Polen haben wir gespielt. Wir sind in vielen Großdiscotheken aufgetreten, wo ich sonst als österreichischer Rapper wahrscheinlich nie hingekommen wäre. Amsterdam war auch eine coole Geschichte: Tomekk hat uns zu einer Live Mixtape Aufnahme mit Juelz Santana mitgenommen.

Das Album ist über „Golden Eagle Records“ erschienen, von dem man bisher noch nichts gehört hat…
Als das Album fertig war, bin ich damit zu diversen Labels hausieren gegangen. Im Endeffekt hat sich eine Energy Drink Firma gemeldet: Golden Eagle. Sie haben sich schlussendlich dazu entschieden ein gleichnamiges Label aufzumachen und mich unter Vertrag zu nehmen.

Das Label hat dann auch dein Album finanziert?
Nein, ich habe es zu 95% selbst finanziert. Das ist auch alles von Herzen gekommen. Mir war auch die Abwechslung verschiedener Einflüsse, wie zum Beispiel Funk und Oriental sehr wichtig. Mir hat in den letzten Jahren irrsinnig viel im Hip Hop gefehlt. Live Instrument Einflüsse zum Beispiel. Da war das musikalische Know How von Uwe, der so um die 45 Jahre alt ist, auch sehr wichtig. Diese Vielseitigkeit fehlt sehr vielen Leuten mittlerweile, sei es auch weil sie die falschen Vorbilder haben.

Das war jetzt aber der erste Release über Golden Eagle?
Da werden jetzt sicher noch weitere folgen. Ich arbeite selbst beim Label mit. Es können sich auch gerne Künstler mit ihren Demos bei uns melden.Wir haben jetzt einmal alles organisatorische so gelegt, dass da neben mir auch noch weitere folgen können. Ich glaube, ich hätte schnell mit 18, 19 genauso auch nach Deutschland abbiegen können und dort irgendwo unter Vertrag genommen werden. Ich finde es aber schade, dass auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel im Sport, die Leute kaum, dass sie ein gewisses Niveau oder Können haben, vom großen Nachbarn weggeschnappt werden. Mir war es immer wichtig zu sagen: ich bin Österreicher und komme von hier. Deswegen überhaupt auch der Album Name „Vienna Crusin“. Mittlerweile entwickelt sich hier etwas. Wenn ich mir RAF Camora oder Nazar anschaue, dann sind die zwar nach Deutschland gegangen, haben sich aber gleichzeitig nicht wirklich von Wien entfernt. Mit RAF war ich eine Zeit lang in der selben Klasse am Wiener Lycée. Nazar habe ich auch kennengelernt. Das sind alles keine Trotteln und tun der Szene sicher gut. Sie haben ziemlich viel geschafft, was ich hoffentlich auch nachholen werde.

DJ Tomekk, Vista, Eko Fresh

Soundmässig ist dein Album trotz unterschiedlicher Einflüsse schon stark an der Westcoast orientiert, oder? Du sagst auch in einer Nummer, du wärst der Dr.Dre von Wien…
Ich habe mich im Gegensatz zu den meisten nicht an einem Rapper orientiert. Gut eine zeitlang an 2Pac, aber wer nicht? Ich habe auch sehr lange Zeit die Fugees gehört. Mit 10, 11 hatte ich meine Nirvana und Guns N´ Roses Phase. Meine prägendsten Jahre, waren aber trotz allem mit Sicherheit die rund um 96.

Gleich nach Nirvana und Guns N´ Roses kam für dich Rap?
Ja, lustiger Weise mit dem „Vier gewinnt“ Album von den Fantastischen Vier. Meine Großmutter, die knapp 80 Jahre alt war, ist damals wahrscheinlich zum ersten mal in einen Plattenladen reingegangen und hat mir diese CD mitgebracht. Wahrscheinlich hat sie den Händler gefragt, was gerade angesagt ist. Dadurch bin ich dann auch auf die Absoluten Beginner gestoßen. Das war für mich die höchste Zeit für deutschen Rap. Ferris MC, Afrob, Samy Deluxe… Wenn ich mich aber heute bei YouTube oder in den Charts umschaue, dann hören sich ja wirklich fast alle gleich an. Im deutschen Rap kommt es mir mittlerweile auch so vor. Irgendwann hat es einen Knackpunkt gegeben, ab dem sich Gangster Hip Hop auch in Deutschland und Österreich verbreitet hat. Wenn ich im Video höre „Klick Klack Kopfschuss“ und dann kommst du rein und sagst „Hallo ich bin der Stefan, wie geht es dir?“, ist das dann aber vielleicht doch nicht so authentisch….

War das bei Mevlut Khan den du mit „Klick Klack Kopfschuss“ zitiert hast, tatsächlich so?
Das sollte nicht auf Mevlut bezogen sein, sondern einfach ein Beispiel darstellen. Ich respektiere Sua Kaan. Mit Mevlut hatte ich außerdem ein ziemlich lustiges Erlebnis. Wir hatten am Urban Loritz Platz vor der Hauptbücherei einen Straßenauftritt. Es gab dort zwei ziemlich nah zueinander liegende Bühnen. Wir sind fast zeitgleich auf ihnen aufgetreten. Sound technisch war das natürlich sehr schwierig. Deswegen wurde es auf beiden Seiten immer lauter. Wir sind zeitgleich von den Bühnen runtergekommen und ich wollte Mevlut eigentlich nur persönlich Respekt zollen. Und plötzlich kommt von FM4 ein Reporter zwischen uns und fragt ernsthaft: „Ja, wir haben da gerade von eurem Beef mitbekommen, wie war das so?“ Wir sind beide sehr verwundert da gestanden und haben nur gefragt: „Tschuldigung, aber was für ein Beef?“ Der Reporter ist dann auf einmal sehr blass geworden. Dieses bezeichnende Bild ist auch der Grund, warum es österreichische Hip Hop Artists schwer haben, normale Auftritte zu bekommen. Ich habe mit vielen Veranstaltern gesprochen, die dann alle sagen: Hip Hop? Nein danke, da gibt es sicher Schlägereien. Von 100 Hip Hop Konzerten ist vielleicht bei 2 oder 3 tatsächlich eine Schlägerei. Ich will gar nicht wissen, wie das im Rock, Metal oder im Techno aussieht. Andererseits selber Schuld: wenn ich in meinen Texten sage „Klick Klack ich mach dich Platt“, fragt sich der Veranstalter dann ja auch, ob da dann nicht ein bewaffnetes beziehungsweise aggressiveres Publikum zum Konzert kommt…

Du organisiert auch Rap Workshops an Wiener Schulen. Mit welchem Ziel?
Viele Kinder wissen nicht, was sie mit sich selbst anfangen sollen. Den Organisationen mit denen ich zusammenarbeite, wie dem Museumsquartier, Schule Macht Theater oder früher der Street Academy, geht es hauptsächlich darum, die Kids zu beschäftigen. Damit sie auch anfangen sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Rap ist eine große Sprache der Jugend geworden. Es ist sowieso so, dass die Kids das Gefühl haben, dass die Erwachsenen sie nicht verstehen und nicht respektieren. Ich glaube, das ist heute noch gravierender als es früher war. An diesem Punkt kann man mit Rap richtig gut ansetzen. Weil man so aus den Kids Sachen rausbekommt, die sie sonst wahrscheinlich nie raus gelassen hätten.

Wie viele Workshops hast du bisher schon geleitet?
Ich mache das erst seit letztem Jahr, aber mittlerweile waren es doch schon fünfzehn bis zwanzig. Egal ob in der Hauptschule, im Gymnasium oder der HTL. Ich war auch von mir selbst überrascht, dass ich unberechtigte Vorurteile hatte. Zum Beispiel, dass die Kinder in der Hauptschule sicher textlich nicht so gut drauf sind, wie in der HTL. War nicht zutreffend. Da triffst du auf einmal einen Zwölfjährigen, der über talentiert ist, wo man sich denkt: was ist denn mit dir los? Soll ich dich gleich unter Vertrag nehmen? Es gab auch schon Lehrer, die nach einem Workshop sehr überrascht waren und gesagt haben: „Die waren super, die drei da. Sonst arbeiten die nie im Unterricht mit.“

httpv://www.youtube.com/watch?v=cEBIkZJ011Q&feature=related

Du sagst auf zwei Nummern deines Albums, dass du von Rap leben willst. Funktioniert das?
Seit diesem Jahr habe ich angefangen, mich auch selbstständig zu machen. Mal schauen wie lange das gut geht. Mich kennen jetzt noch nicht viele Leute, aber ich habe ihnen vieles zu bieten. Ich bekomme sehr viel positives Feedback und da kann es nur weitergehen. Ob es jetzt ein Jahr dauert oder zwei wird nicht dran ändern, dass es Vista immer geben wird. Irgendwann habe ich für mich festgestellt, dass Rap mein Ding ist. Mit 15 habe ich meinen ersten Auftritt gehabt, mittlerweile sind 12 Jahre vergangen. Erst seit 2, 3 Jahren weiß ich aber wirklich, dass ich das tatsächlich durchziehen will.

Du hast aber wahrscheinlich auch sehr viel Geld ins Album investieren müssen, oder?
Es sind jetzt nicht nur die 12.000 Euro, die die Produktion und die Promo gekostet haben, sondern die Zeit die du investiert hast, die dich im Endeffekt noch einmal 12.000 Euro kostet.

Waren die 12.000 Euro eine fiktive Summe, oder hast du tatsächlich so viel investiert?
Es war sicher in der Größenordnung eines ordentlichen Autos. Sollen es zwanzig gewesen sein, ich weiß es nicht mehr. Die Produktion unterscheidet sich von sehr vielen anderen. Ich will auch ganz woanders anklopfen als andere. Du musst schauen, dass du ein Produkt hast, das eventuell eine breitere Masse interessieren könnte. Mich könnte man bei Radion Energy spielen. Hip Hop ist aber mittlerweile ein Riesen Luftschloss, eine Illusion geworden. Die Rapper fahren zwar mit super Autos in den Videos herum, sind aber in Wirklichkeit pleite. Wenn Moneyboys Schmuck echt wäre, dann wäre er der reichste Mann Österreichs. In Rap Workshops wurde ich auch schon gefragt wo meine Kette sei. Mit 1500 Euro monatlich, bist du aber schon an der Spitze Österreichs. In Deutschland ist die Lage ähnlich. Wenn man bei YouTube sieht, dass jemand 1,7 Millionen Klicks hat, kann man auch schnell glauben, dass der viel Geld hat. In Wirklichkeit zählt aber jeder Cent aus dem CD Verkauf.

Wie willst du es dann schaffen mit Rap finanziell über die Runden zu kommen?
Einfach live so gut zu sein, dass die Leute gleich nach dem Konzert zum Merchandise Stand gehen und sich meine CD kaufen. Wir haben mit meinem Back Up Rap Gin, DJ Big O und mit Danicell´s Breaker Crew eine sehr gute Show einstudiert. Natürlich habe ich auch mit dem Label diverse andere Projekte in Planung, aber mehr kann ich momentan noch nicht bekannt geben.

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Gibt es schon konkrete Konzert Termine für die nächste Zeit?
Noch nicht. Wir sind gerade am Organisieren. Wir werden wahrscheinlich, wenn nicht alle Stricke reißen, auch in Deutschland auf Tour gehen.Mal sehen, desto mehr Leute unsere Musik und Show sehen wollen, desto schneller kommen wir dann dort auch auf die Stage. Also liegt es hauptsächlich in der Hand der Fans und Supporter.

Vista mit einem Teil seiner Live Crew

Das Album ist ziemlich persönlich geworden. Du rappst zum Beispiel „schon mein Vater hat gesagt, du hast nichts erreicht“…
Meinen echten Vater habe ich nie kennengelernt. Es war mein Adoptivvater gemeint, der als Krankenhaus Direktor eine ziemlich mächtige Person gewesen ist. Er hat mich zwar in allem unterstützt, was ich gemacht habe. Er hätte sich aber wahrscheinlich gewünscht, dass ich Dr. Dr. werde. Das war keine Aussage, die dezidiert gekommen ist, die aber immer mitgeschwungen ist. Ich habe dann die Lehre zum Koch abgeschlossen, weil er mir gesagt hat, ich solle wenigstens irgendeine Berufsausbildung fertig machen. Er hat gesehen, dass ich mit 15 angefangen habe um die Häuser zu ziehen, mit Leuten die ihm nicht immer ganz geheuer waren. Er kam ja auch aus einer anderen Generation: Jahrgang 1931. Er wollte das Beste für mich und hat zwar immer wieder versucht mir die Tür zu öffnen, aber ich bin nie durchgegangen. Ich habe mich im Endeffekt entschlossen: ok gut, ich habe den gelernten Beruf, aber was ich wirklich mache ist Rap. Im Nachhinein wäre er wahrscheinlich stolz, auch aufgrund der Workshops. Ich bin ein positiver Mensch geworden.

Du warst aber nicht immer so positiv? Ist es tatsächlich zu bedrohlichen Szenen in deiner frühen Jugend gekommen?
Was ist in Wien bedrohlich? Ich war auch in Berlin und habe keine Bedrohung gesehen. Wenn ich aber mit einem Privat Schüler aus einer wohl behüteten Gegend in die und die Straße gehe, werden ihm die Knie zittern. Was mir hingegen komplett egal ist, weil ich die Gegend kenne. Ich bin wie gesagt auch mit gewissen Leuten herumgezogen. Eh nichts Wildes, eh nur die alltäglichen schwachsinnigen Sachen. Mein Aussehen hat eine positive Rolle gespielt. Bei den meisten sogenannten Ausländern ist es ja, dass wenn du als Blonder Blauäugiger reinkommst, du automatisch das Opfer bist. Ich finde das Scheiße, aber andersrum ist es ja Genauso, wie ich an eigener Haut erfahren musste.

Stehst du da ein wenig zwischen den Kulturen?
Das Witzige ist ja, dass die Leute bis heute nicht wissen, woher ich komme. Meine Frau ist Bosnierin, ich verstehe mittlerweile auch ziemlich viel serbo-kroatisch. Ausschauen tue ich sowieso wie ein Türke oder Araber, spreche aber Wienerisch. Das überrascht die Leute häufig. Aber wie gesagt Gangster oder Ghetto in Wien sind Illusionen. Vielleicht zwei Querstraßen im Zehnten um 23 Uhr 30, und nicht einmal das. Ich war letztens in Los Angeles im mexikanischen Viertel: dort hast du tatsächlich ein Ghetto und Gangster.

Dein Album ist ja auch in Los Angeles gemastert worden. Wie ist es dazu gekommen?
Über das Internet (lacht). Trauriger Weise war es so, dass es trotz dreimaligen Masterns in Österreich im Endeffekt nie meinen Vorstellungen entsprochen hat. Sie haben es nicht grottenschlecht gemacht, aber keiner von ihnen war wirklich mit dem Hip Hop befasst. Ihnen hat die Erfahrung mit der Materie gefehlt. Dennoch habe ich dafür viel Geld ausgegeben, sicher 2000 Euro. Schlussendlich bin ich in Los Angeles gelandet. Die Amis sind einfach Profis. Da können wir Österreicher und Deutsche uns alle sehr an der Nase nehmen. Die nehmen jeden Auftrag so ernst, als ob es ihr letzter wäre.

Laut deinem Pressetext hast du bei einer Veranstaltung auf der Donauinsel vor 50 Cent gefreestylet. Damit war wahrscheinlich das sagenumwobene „Hip Hop Mania“ (2004) gemeint. Hast du daran noch Erinnerungen?
Ja, nur schlechte (lacht). Sonst waren noch Azad, Sido und Culcha Candela angekündigt. Ich war als normaler Besucher dort. Begonnen hat es damit, dass nur paar hundert Leute im Publikum waren. Die Absperrung ist aber acht mal weiter nach hinten gegangen. Dann kommt plötzlich ein Bekannter, dessen Cousin die Veranstaltung organisiert hat, auf uns zu und meint, dass sich Azad und Sido Backstage geprügelt haben. Wir kommen her um zu feiern und dann findet vielleicht kein Konzert statt… und das Ganze hat ja immerhin 45 Euro Eintritt gekostet… Der angesprochene Kollege hat gewusst, dass ich rappe und hat angefangen mich zu sekieren: magst nicht auf die Bühne und freestylen? So schnell konnte er gar nicht schauen und ich war schon oben. In dem Moment, als ich die Bühne wieder verlassen habe, ist mir 50 Cent entgegengekommen und hat gemeint: Big up, Boy. Es gab echt Punkte, wo ich überlegt habe, ob es Sinn macht mit Rap überhaupt noch weiter zu machen. Aber es war nicht nur die Liebe von mir selber zu meiner Musik da, sondern auch von so vielen anderen Leuten. Und wenn mir dann zum Beispiel ein 50 Cent so was sagt, der ja sonst nicht unbedingt der positivste Typ ist, dann muss das was bedeuten.

Interview: Jan Braula
Fotos: Vista

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