"The hardest thing to do is something that is close…
Xavier Naidoo ist ein begnadeter Soul-Sänger. Einer der wenigen in der deutschen Popwelt, die Soul überhaupt verstanden haben. Xavier Naidoo hat zweifelsfrei manch großen Popsong fabriziert. Immer sehr pathetisch, klar. Aber im Vergleich zu den David Guettas und Aviciis, die sonst den Radiokosmos bevölkern, eine Wohltat. Auch sein neues Album „Nicht von dieser Welt 2“ – das große Wiedersehen mit Moses Pelham, der den Mannheimer einst entdeckte und später im Gerichtssaal gegenüber saß – ist musikalisch nicht schlecht. Eine Frage bleibt trotzdem: Kann man den Musiker Xavier Naidoo vom Menschen trennen? Dieser ist nämlich ein überzeugter Anhänger allerlei kruder Verschwörungstheorien. Neben dem „Deutschland ist immer noch besetzt“ und sonstigen Aluhut-Geschwurbel wirkte der Jesus-Film, den er zuvor jahrelang konsequent führte, total harmlos. Richtig problematisch wird es, wenn die schräge Gedankenwelt des Menschen Naidoo in die Musik Einzug hält. Höhepunkt davon der XAVAS-Hidden-Track „Wo sind sie jetzt“, in dem Naidoo allen Ernstes die Zeile „Warum liebst du keine Möse, weil jeder Mensch doch aus einer ist?“ schmettert. Bekanntermaßen waren Kool Savas und Xavier Naidoo in diesem Track einer ganz heißen Sache auf der Spur. Nämlich einer geheimen Loge, die Kinder und Babys zum Spaß abschlachtet. Warum der NDR Naidoo nicht nach Stockholm zum Song Contest schicken wollte, verwundert deshalb nicht wirklich.
Die neue Video-Single „Das lass ich nicht zu (Radio Rap Cut)“ enthält glücklicherweise nichts von dem ganzen Blödsinn. Im Gegenteil, will der Track auf das Thema der häuslichen Gewalt aufmerksam machen. Eine bedeutsame Angelegenheit, in der man Xavier Naidoos textlichen Ausführungen zur Abwechslung einmal gänzlich zustimmen kann. Seltsam wirkt nur die Wahl des Rapfeatures. Warum gerade XATAR für dieses Thema herangezogen wurde, sollte Naidoo erklären. Denn jener XATAR hat selbst schon einmal die Hand gegen eine Frau erhoben – und landete mit besagtem Playboy-Mansion-Vorfall nicht nur in deutschen Boulevard-Blättern, sondern thematisierte diesen sogar im Track „Interpol.com“. Dort heißt es:
Wurd verklagt von dem Bastard Hugh Hefner/
Weil sein Kahba frech war/
Eine Schelle mubiss Bruder/
Du weißt, was ich meine/
Zu viel Whisky, zu viel Miskins, die Filme schieben
XATAR wirkt damit nicht gerade als jener Rapper, der sich am glaubhaftesten gegen häusliche Gewalt aussprechen kann. Vielleicht – optimistisch gesehen – hat XATAR aber aus seinen Fehlern gelernt. Schließlich sollte man allen Menschen die Chance zur Veränderung geben. Und möglicherweise will XATAR einfach Reue zeigen, obwohl er in seinem Part auf keine persönlichen Geschehnisse Bezug nimmt. Im besten Falle folgt Xavier Naidoo diesem Beispiel und spricht sich in einem Track einmal gegen die Aluhut-Fraktion aus. Wäre eine sehr schöne Sache, die den Sohn Mannheims ohne weniger Bedenken feierbar machen würde. Alleine dazu fehlt mir (noch) der Glaube.
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