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Wie Anti-Trump-Rapper YG zum Feindbild Chinas wurde

Wie Anti-Trump-Rapper YG zum Feindbild Chinas wurde

Wie kaum ein anderer Rapper stellte sich YG in den vergangenen Monaten gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Nicht nur mit Facebook-Posts, sondern auch auf musikalische Weise. „FDT (Fuck Donald Trump)“ lautet der Titel des Tracks, auf dem YG mit dem Egomanen aus Manhattan und dessen hetzerischen Parolen abrechnet. Dieses Engagement war sogar CNN einen Bericht wert. Für den eigentlich unpolitischen YG eine sehr willkommene Sache, erledigte sich die Promo für sein zweites Album „Still Brazy“ deswegen fast von alleine.

Nun bekommt YG aber heftigen Gegenwind – aus China. Bedingt durch einen Bericht von FOX 11 LA, in dem sino-amerikanische Gruppen YG die Anstiftung zu Überfällen und Einbrüchen in ihre Geschäfte und Häuser vorwerfen. Konkret handelt es sich um den „Ten Crack Commandments“-inspirierten Track „Meet the Flockers“, 2014 auf dem Debütalbum „My Krazy Life“ erschienen und mit den Zeilen „First, you find a house and scope it out/Find a Chinese neighborhood, cause they don’t believe in bank accounts“ beginnend. Genau diese Zeilen nahmen besagte Gruppen als Anlass, um FBI und das Büro der US-Staatsanwaltschaft einzuschalten und eine Entfernung von „Meet the Flockers“ auf allen Kanälen zu beauftragen. Das klingt jedoch nicht nur reichlich naiv, sondern ist auch nicht mit dem US-Gesetz und dem Recht auf Redefreiheit im Einklang. Die zweiminütige Einbruchsanleitung bleibt somit im Netz.

Gerade deswegen bekommt das Thema vor allem auf chinesischen Social-Media-Plattformen wie Weibo große Resonanz, Tausende äußern dort ihren Zorn über YGs Track und werfen dem Rapper Rassismus vor. Dass in vielen der Kommentaren selbst rassistische Stereotype über „People of Color“ bedient werden, ist eine besondere Paradoxie in dieser Angelegenheit. S.T. Wong vom chinesischen Regierungssprachrohr Global Times verortet YGs Track gar in einem Kontext, welcher die Grenzen von Rap deutlich überschreitet:

Under the assumption YG is simply rapping about what he knows, it only reaffirms an issue that receives very little attention in the West and even less in China. There is a serious societal issue in Western countries regarding the targeting of Chinese for crime (…) Whatever else YG’s song means, fundamentally it is about a problem that has seen examples all around the world. The situation is in fact dire enough that Chinese should probably thank the rapper for bringing attention to it at all, since few non-Chinese, especially corporate Western media, are.

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Ohne Zweifel sind Angriffe auf chinesische Minderheiten im Westen auf das Schärfste zu verurteilen. Ob die Bedeutung einer Rapnummer wie jene YGs für die Ausübung krimineller Aktionen aber nicht überschätzt wird, sollte zumindest hinterfragt werden. YG selbst tangiert die ganze Aufregung wenig, äußerte er sich lediglich mit einem lapidaren „What they saying about me on fox11 news ?“ auf Twitter zur Causa.