Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Österreichischer Rap und verwandte Disziplinen liefern derzeit reichlich Stoff, die Dichte an Neuerscheinungen ist hoch. Dieses Round-up verfolgt das Ziel, möglichst allen erwähnenswerten Österrap-Releases und Videoauskoppelungen der vergangenen Woche eine Plattform zu bieten. In Kalenderwoche 49 setzten KeKe und Lent mit „Validé“ ein weiteres kräftiges Ausrufezeichen, doch auch abseits davon war wieder einiges los.
Illu$ion – Pächter des Glücks
Nach einigen Jahren Schaffenspause meldet sich Illu$ion mit der sieben Tracks starken Free-EP „Pächter des Glücks“ zurück. Der Neunkirchner knüpft damit thematisch an das 2013 veröffentlichte Album „Wa(h)re Worte“ an, übt scharfe Kritik an politischen Akteuren und betont die Wichtigkeit von politischem Einsatz aus der Zivilgesellschaft. Auf Beats von Saiko und Maniac nimmt er etwa Bezug auf die Flüchtlingsthematik von 2015, ihre Folgen sowie die sich immer weiter zuspitzende sozialpolitische Lage: „Mir geht es nicht um links oder rechts, sondern darum, dass wir erkennen müssen, dass Konzerne unsere Politiker lenken und die Schutzsuchenden nur als Vorwand für soziale Einschnitte verwendet werden. Wir müssen uns selbst wieder kennen lernen und erkennen, dass wir mehr sind als die Schafe der Industrie, die dafür sorgen, dass die Reichen noch reicher werden.“
Ausführlich beschäftigt sich der vergangenes Jahr erstmals Vater gewordene Illu$ion auch mit dem gesellschaftlich verankerten Konsumwahn. Er betont, dass Glück eben nicht käuflich sei, die Leute sich wieder mehr über kleine Dinge freuen und wieder mehr Zeit in enge Beziehungen investieren sollten. Als Featuregäste sind Scoddy Flippin, Flowsta, Arisdopeles, Alix und Lano vertreten.
Kinetical & P.tah – What You Gonna Do feat. T Smallz Suso
Mit „What You Gonna Do“ haben Kinetical & P.tah einen Track ihrer gemeinsamen „Ghost“-EP visualisiert, der durch einen hypnotischem Beat von Mirac sowie einer simplen, aber umso eindringlicher vorgetragenen Hook von T Smallz heraussticht. Die Kollabo mit dem Vokalisten aus Gambia ergab sich spontan – Kinetical sah via Insta-Story, dass dieser gerade in Schwechat gelandet war und lud ihn spontan ins Studio ein. T Smallz erwies sich als intuitiv: Wenige Minuten nachdem ihm Kinetical den Beat geschickt hatte, kam bereits eine Skizze der Hook zurück. Für das dazugehörige Video setzten Kinetical & P.tah auf altbewährte Mittel und treten in verwahrlosten Industriegebäuden in Erscheinung. Ihren Featurepartner schalten sie via antiquiertem silva-Schneider-Zeilenaquarium zu.
HipHop Joshy & Devaloop – Tatort Hietzing
Pünktlich zum einjährigen Jubiläum von Heiße Luft präsentierte HipHop Joshy mit „Tatort Hietzing“ einen Vorgeschmack auf das Mixtape „Wenn ich ein Auto wär, wär ich ein kaputtes Auto“, das am 14. Dezember erscheint. Auf einem Devaloop-Vintage-Kopfnicker zeigt sich der sonst so beschwingte Rapper ungewohnt introspektiv und sinniert über sein Fehlverhalten gegenüber der Lady. Ähnlich stimmig wie der melancholische Track erscheint das Video von Bratañero Productions, das mit schwarz-weißen Einblicken in die Hietzinger Vergangenheit Nostalgie-Flavour bietet.
Svaba Ortak – Napad feat. Pireli
Frisch mit Sony-Vertrag ausgestattet, kündigte Svaba Ortak nach etlichen EPs und Kollabos mit „Eva & Adam“ kürzlich seinen ersten Solo-Longplayer für März 2019 an. Nach seinem Frankfurt-Intermezzo vor ein paar Jahren plant der serbischstämmige Wiener damit einen weiteren Vorstoß in reichweitenstarke deutsche Streetrap-Gefilde. Auf der ersten Single „Napad“, übersetzt Angriff, bekommt er bosnischsprachige Unterstützung von Pireli. Stilistisch orientieren sich die beiden stark an RAF Camora & Bonez, der eingängige Track klingt nach einer Balkan-Version von „Palmen aus Plastik“.
Ansa – Scho Imma / Rap braucht…
Als erste Videoauskopplung seines „spätestens im Jänner“ erscheinenden Albums „Blockbuster“ präsentiert Ansa die von Schieber Beatz produzierte Split-Single „Scho Imma / Rap braucht…“. Auf den beiden Tracks bzw. Schnipseln bedient der Brunner Rapper ein gewohntes inhaltliches Terrain, rappt über Rap und disst kollektiv den Teil der heimischen HipHop-Szene, der ihm ablehnend gegenübersteht. Er finde sie sowieso alle scheiße, wie er auch auf seiner Website unterstreicht. Dort prahlt er schließlich damit, 86 Rapper zerstört und 639 Felixe gedisst zu haben, womit neben Def Ill auch alle Gleichgesinnten gemeint seien. Die Textpassage „Weil realer Rap scho lang nimma aus Linz kummt“ sei jedenfalls nicht wörtlich zu nehmen, da Ansa „solche Kandidaten“ landesweit verortet.
Jonny5 & Caramelo – Vroom Vroom
Mit 30 km/h durch die Hood geht’s für Jonny5 und seinen deutschen Komplizen Caramelo im Track „Vroom Vroom“, der ihrer gemeinsamen EP „Sport EP No. 1“ entspringt. Nun zeigt das dazugeghörige Zeichentrickvideo von Laurin Schuh, wie sich die beiden dabei am Inneren eines Geldtransporters bereichern und in aller Ruhe davoncruisen. Kein Wunder, einer Verfolgungsjagd wäre die Kiste der Polente sowieso nicht mehr gewachsen.
Der traurige Gärtner – Eine Muh, eine Mäh
„Muh, Mäh, der Weihnachtsmann ist da!“ – Auf Teil drei der im mittlerweile vollständig erhältlichen „Skalt“-Saga zeigt Der trauriger Gärtner, wie schnell ein besinnliches Weihnachtsfest aus dem Ruder geraten kann. Wie gewohnt ergänzt der gelernte Schauspieler auch die Neuintepretation des Weihnachtssongs „Eine Muh, eine Mäh“ visuell in unterhaltsamer Weise.
Ebow – Schmeck mein Blut
Extravagante Berlin-Vibes von einer Münchnerin, die in Wien wohnt und über Problembär Records releast: Auf „Schmeck mein Blut“ stellt sich Ebow in eiskalter Manier gegen Sexismus und inszeniert sich als „Wiens neue Sisi“. Der Track fungiert als Teaser ihrer „Planet Kanak“-Tour, die sie unter anderem als Voract von Tommy Genesis ins Berghain führt, für März sind zudem Auftritte im Wiener Fluc sowie in der Grazer Postgarage geplant.
K.S. Kopfsache feat. Mahagoni – Walk Alone
Als Vorgeschmack auf eine neue EP rechnet K.S.Kopfsache auf der von Def Ill produzierten Single „Walk Alone“ mit falschen Freunden und egomanischen Heuchlern ab. Die von seinem langjährigen Homie Mahagoni beigesteuerte Hook stellt eine Hommage an Laas Unltd. dar.
Schore Beatcember
Bei Schore Musik wird der Dezember zum Beatcember – jeden Tag erscheint über den von Säbjul betriebenen YouTube-Channel ein frischer Track oder Remix. Bestimmte Richtlinien oder Genregrenzen werden dabei keine gesetzt, es soll schlichtweg täglich ein „geiles Stück“ rauskommen. Bisher haben sich unter anderem Flip, Digga Mindz und Smonstah beteiligt, Einsendungen an [email protected] werden weiterhin gerne entgegengenommen.