Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
An einem herrlich lauen, fast frühlingshaften Dienstagabend beehrt Akua Naru im Rahmen ihrer „Black Noise“-Tour das Porgy & Bess. Für Wiener Verhältnisse ist die Vorfreude auf das von Beat The Fish organisierte Konzert besonders groß, schließlich ist die Show bereits seit über einer Woche ausverkauft. Zunächst sorgt Support-Act The Unused Word mit ihrer sauberen Stimme für die Einstimmung. Die Musikerin aus dem Umfeld von Duzz Down San startet gnadenlos pünktlich, während die Warteschlange vor der Garderobe noch weit vor die Eingangstüre der Location reicht. Dafür ist das tropisch heiß temperierte Porgy & Bess zum Ende der gelungenen Darbietung von The Unused Word knallvoll, was sich auch an der stetig stickiger werdenden Luft bemerkbar macht.
Nach einer kurzen Verschnaufpause betritt zunächst die fünfköpfige Band von Akua Naru die Bühne, um sich einzuspielen und kleinere Sound-Adjustierungen vorzunehmen. Es folgt ein fließender Übergang zum ersten Song, mit dem die aus Connecticut stammende Rapperin und Poetin um kurz nach halb zehn unter besten Voraussetzungen loslegen kann. Schließlich eignet sich das Porgy & Bess wie erwartet perfekt für den eloquenten Jazzhop von Akua Naru und ihrer Band, darüber hinaus sorgt das bunt durchmischte Publikum für eine besonders angenehme Atmosphäre. Die Künstlerin präsentiert sich von Beginn an als echter Live-MC und liefert eine unheimlich abwechslungsreiche Show. Sie verbindet dabei temporeichen, technisch versierten Conscious-Rap mit souligen Nummern, verstärkt eingebauten Jazz- und Funk-Elementen, Spoken-Word-Einlagen sowie einigen humoristischen Pointen. Sie strahlt in jeder Sekunde viel Charisma aus, gestaltet jeden Übergang flüssig und achtet nebenbei stets auf das richtige Maß an Interaktion mit dem Publikum, etwa durch Call and Response: „It’s not a performance, it’s an invitation.“
Auch die mit der vielseitigen Künstlerin mitgereisten Musiker verdienen sich eine positive Erwähnung. Da sich Akua Naru zwischendurch immer wieder kleinere Pausen gönnt, können die fünf Ausnahmetalente mehrmals ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Ihre Instrumental-Parts kommen stets aus einem Guss und dauern auch schon mal zehn Minuten. Als Highlights dienen die jeweiligen Soli. Vor allem der Saxophon-Spieler, die Keyboarderin und der Drummer können dabei einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es macht einfach unheimlich viel Spaß, begabten Musikern in einer Location mit geeigneter Soundanlage zuzuhören. Ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass HipHop-Konzerte und Live-Instrumente gut zusammenpassen – solange die Rahmenbedingungen stimmen.
Nun aber zurück zu Akua Naru: Nach einigen Tracks aus dem Album „The Miner’s Canary“ – etwa „Boom Bap Back“, „(Black&) Blues People“ oder „One Woman“ sowie ergänzenden Statements zu den jeweiligen Themen, widmet sie sich zunehmend ihren älteren Nummern, bekannt aus den „Live & Aflame Sessions“ beziehungsweise ihrem Debüt-Album „…The Journey Afflame“. Ihr runder Auftritt ist in jedem Moment unterhaltsam. Egal, ob gerade „positivity, love, joy and good vibrations“ oder „political, progressive, revolutionary, black magic power music“ am Programm stehen. Nach knapp zwei Stunden verabschiedet sich Akua Naru vorerst mit dem Track „The Block„, um noch einmal für die Female-Rap-Hymne „The World Is Listening“ zurückzukehren. Zum Schluss unterhält der Drummer noch für gut zehn Minuten alleine die Crowd und Akua Naru begibt sich flink zum Merchandise-Stand, wo ein erstaunter Besucher anmerkt: „So fast, how did you do that?“ Trotz ihrer trockenen Antwort – „I told you I’m a spirit“ – neigt sich der Zauber langsam seinem Ende zu.
Fazit: Das war ohne Übertreibung ein magischer Abend und eines der besten Konzerte, das ich je gesehen habe – Energie, Leidenschaft und Liebe treffen auf Vielseitigkeit, eine sehr hohe musikalische Qualität und hervorragenden Sound. Kurz nach dem Ende des Konzerts gelingt es einer Besucherin, ihre Eindrücke von der Show in aller Kürze auf den Punkt zu bringen: „Wahnsinns-Frau, Wahnsinns-Band, Wahnsinns-Konzert, Wahnsinns-Abend.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ein großes Danke geht an das Team von Beat The Fish, das dieses Erlebnis ermöglicht hat.
Ein Interview aus dem vorigen Jahr findet ihr hier.
Weitere Fotos vom Konzert:
Text: Simon Nowak
Fotos: Niko Havranek
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