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Amadeus Adé – The Message ist raus

Amadeus Adé – The Message ist raus

Bevor sie mir den Amadeus geben, geben sie die Saliera Robert Mang

Amadeus Ade, Kamp 2009

Retrospektiv betrachtet klingen die Eingangsworte von Kamp wie eine Prophezeiung. Vielleicht stehen sie sinnbildlich dafür, dass der eigentliche Gewinner oftmals leer ausgeht. Zumindest bei den Amadeus Awards in der Kategorie HipHop.

Der Gedanke über einen Rückzug aus der Jury war eigentlich von Anfang an präsent. Stellvertretend für die Redaktion gebe ich jährlich Vorschläge im Zuge des Jury-Votings ab. Kamp & Whizz Vienna gingen 2009, wie von ihnen selbst prophezeit, mit „Versager Ohne Zukunft“ leer aus. Alles Weitere ist Geschichte. Auch, dass die deutsche HipHop-Presse das Album zu den besten deutschsprachigen Releases kürte und es mit Lobeshymnen überhäufte. Bis heute prägen Kamps Zeilen über die Grenzen hinweg eine ganze Generation an MCs. Die alte Leier vom genialen Künstler im österreichischen Kleingartenparadies. Aber Hansi H. wollen wir hier eigentlich nicht zitieren.

Die leider nie gestammelte Dankesrede hätte ich doch zu gerne gesehen und auch die daraus resultierende Stammesfehde, wenn der schlaksige Kamp dem Establishment auf die Bühne des Museumsquartiers kotzt. Zumindest spielen durfte er, fürs Amüsement des Starmania-Haufens bei Do&Co Catering.

Niemand verdient diesen Preis wie ich, außer Little DJ Ötzi

Die Liste ließe sich leider ergänzen. Nicht dass der Gewinn des Amadeus Award etwas an der Karriere geändert hätte – weder bei Kamp & Whizz Vienna noch bei Nazar, der insgesamt drei Mal als „Sieger“ hervorging. Waren anfangs noch Acts wie Brenk Sinatra & Miles Bonny unter den Nominierten zu finden, verschwanden Namen wie diese zusehends. Das Gefühl, in einer Jury zu sitzen, die eigentlich nichts bewirkt, beschlich uns jährlich aufs Neue. Das ist vielleicht überspitzt formuliert, aber Artists mit der größten Hörerschaft Awards zu verleihen, ist keine große Hexerei – dafür sollten Charts und die dazugehörigen Gold-/Platin-Auszeichnungen reichen.

Um einem Award Relevanz einzuhauchen, sollte man also nicht zu sehr auf Chartplatzierungen schielen, sondern viel mehr die Bedeutung der Musiker innerhalb des jeweiligen Genres beziehungsweise der jeweiligen Kategorie hervorheben und eine Wahl mit Weitblick wagen. Losgelöst von Industrienormen, rein nach künstlerischem Wert. Menschen für ihre harte Arbeit, Kreativität und Engagement auszeichnen. Attribute für die es in Österreich bekanntlich nichts anderes als eine goldene Ananas zu holen gibt.

Und ich würde für Rap durch Feuerwände gehen
Doch sein Schicksal niemals in eure Hände legen
Wascht sie zuerst!

Der zweite Gedanke, aus der Jury aussteigen zu wollen, kam bald darauf. Eigentlich im Jahrestakt. Doch die Naivität, vielleicht doch etwas beitragen zu können, behielt bislang die Oberhand – die Guten vorzuschlagen und etwas für dieses in Österreich so trefflich missverstanden Genre zu bewirken. Doch die letzte Watsche hat gesessen. Wach auf! Was machst du da? Nach Kamp nun auch Monobrother. Nichts. Nada. Totale Ernüchterung.

Ein Album in der Tradition eines Gerd Bronner, gefüllt mit der messerscharfen Beobachtungsgabe und live dargebracht wie ein Sommergewitter; das durch die Garçonnière fegt. Das Beste, das es seit Kamp südlich der Weißwurstgrenze auf Albumlänge gegeben hat, geboren in einem Kraftakt der absoluten Selbstausbeutung, wie er den meisten heimischen Musikern bekannt ist. Als wäre das nicht schon der eigentliche Wirkungstreffer, kommt eine schwingende Rechte dazu: Auch kein Svaba Ortak ist in der Liste der Nominierten zu finden. Das komplette Negieren eines jungen Mannes, der auf Wiens Straßen Kultstatus besitzt, ist schlichtweg beschämend.

Und genau hier setzt bei mir und uns der Rückwärtsgang ein. Wieso können wir nicht frei von Verkaufszahlen (2020, guten Morgen) darüber reden, wer der oder die relevantesten Musiker*innen, Produzen*innen oder Newcomer*innen in diesem Land sind. Stehen wir, frei von Nationalismus, zu unseren Talenten.

See Also

Wir wollen uns nicht im Nachhinein, wenn sich der Erfolg einstellt, in die Reihe der Schulterklopfer einreihen und dann jemandem einen Preis überreichen, wenn‘s eh schon rennt und jeder es sehen kann. Es soll einfach nicht wieder passieren, dass ein Junger Raphael R. aus seiner Heimatstadt Wien weg muss, weil er hier weder Rahmenbedingungen noch Anerkennung vorfindet. Zumindest für Anerkennung soll gesorgt sein.

Wir wollen einen ehrlich gemeinten Award für Musiker*innen, die innovativ, funky und gut sind – auch oder gerade wenn sie keine große Hörerschaft haben. Es geht um die Vision und Anerkennung. Ja, auch wir werden uns mit Sicherheit irren, es wird gut gemeinte Fehleinschätzungen geben. Aber wir würden uns mit allen mitfreuen, die uns eines Besseren belehren. Schließlich soll es nicht um den Verkaufswert, sondern um den Mehrwert, den ein Act darstellt, gehen. Diese Vision vermissen wir beim Amadeus.

Deshalb lege ich, Daniel Shaked, hiermit offiziell meine Tätigkeit als Juror für den AMADEUS AWARD zurück und freue mich verkünden zu dürfen, dass THE MESSAGE stattdessen einen eigenen kleinen, aber dafür ehrlich gemeinten THE MESSAGE HIP HOP AWARD ins Leben ruft. Bei dem es – wie könnte es anders sein – um die Goldene Ananas geht.

Mehr und Genaueres dazu folgt in Kürze.

Jetzt fängt das Voten an, VOZ, aber ich behalt gern die Oberhand
Bevor sie mir den Amadeus geben, geben sie die Saliera Robert Mang
Falls wär ich so bekannt, dass mich jeder hasst
Von hiphop.at-lern bis zu Alterlaa-Goapunks
Auch wenn‘s sicher viel Gespött gibt:
Niemand verdient diesen Preis wie ich, außer Little DJ Ötzi
Und das wär keine angenehme Dankesrede
Ich starte eher mit Gestammel eine Stammesfehde
Bete zu Manitou, Monkey Moods is wie Tamiflu:
Man fragt wozu wenn sich lang nichts tut
Scheiß auf Walter Gröbchen
Ich zieh kein Koks und verkauf keine Tausend aber halt mich für den Allergrößten
Sag

What would I do
Ich mein nur für den Fall, dass ich diesen Preis gewinn
What would I do
Ich würde betrunken auf die Bühne kommen und dann speib ich hin
What would I do
Schrei wie ein Kind, dass ich hier alles scheiße find
What would I do

Das hier macht keinen Sinn denn
Das ist unmöglich, wie dass Kamp den Ö3-Wecker hört
So unmöglich wie Kamp bei einem Schönheitsbewerb
Denn ich schau aus wie ein suchtgiftkranker Jesus
Allein für den Look verdient der Bub den Amadeus
Und für Rap, ohne Rap keine neue NDW
Es hätte nie so viele miese deutsche Bands gegeben
Und ich würde für Rap durch Feuerwände gehen
Doch sein Schicksal niemals in eure Hände legen
Wascht sie zuerst!
Ich weiß ja nicht mal was ich grade tu und schon gar nicht was ich tun werd
Nur dass Proletending wie Opium Probleme bringt
Scheiß auf den Preis und das Do&Co-Catering
Auf den Starmania-Haufen
Solange man den Rest dieses Landes so wie Straftäter ausgrenzt
VOZ sind keine Adabeis
Ja ich weiß das ist der einzige Award mit dem man trotzdem ein Versager bleibt
Scheiß auf Rumgenörgel
Ich bin lieber noch mit 30 in nem Unihörsaal als gesignt bei Universal
Und ich zeig euch was ein Schwellkörper ist
Das wird selbstmörderisch, nein: alternative