Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Neben zwei ausverkauften Shows von Raf & Bonez in der Wiener Stadthalle und dem zehnjährigen Jubiläum des Kamp & Whizz-Meisterwerks „Versager ohne Zukunft“ brachte die abgelaufene Kalenderwoche einige neue Videos.
Svaba Ortak – Simba (feat. Amar)
Vergangenes Wochenende neben Emirez, Pireli und Joshi Mizu als Voract bei den eingangs erwähnten Shows im Einsatz, kommt Svaba Ortak darauf angesprochen rasch ins Schwärmen. Kein Wunder, bezeichnet er Raf doch als großes Vorbild und dessen Tracks als wichtigen musikalischen Einfluss. Zwar stehen karrieretechnisch noch Welten zwischen den beiden, doch könnten sein kürzlich eingeheimster Major-Deal und das Ende März erscheinende Album „Eva & Adam“ – inklusive Raf-Feature – zumindest eine kleine Annäherung bewirken. Während die erste Single „Napad“ noch wie eine Balkan-Persiflage des Palmen-aus-Plastik-Rezepts klingt, setzt sich auf „Paki“, „Qualität“ und dem nun erschienenen vierten Teaser „Simba“ zunehmend ein eigenständiger Straßensound durch. Diesmal auf einem Beat von Doni Balkan und mit einem Feature von Amar.
Meydo – Alles was ich hab
Leicht trappig, kitschig und traurig besingt Meydo von Akashic Recordz auf „Alles was ich hab“ das neben Drogen, Autos und Para wohl häufigste Thema im Rap – das weibliche Geschlecht. Mit dem Gesang einer westafrikanischen Sängerin als Sample, einem Beat des hauseigenen Produzenten Jerry Divmond und Meydos eingängiger Hook geht der Song im Gesamten gut ins Ohr, der Refrain sorgt für einen hartnäckigen Ohrwurm. Egal ob T-Ser, Sidney oder Meydo, was man den Jungs von Akashic definitiv lassen muss, ist ihre professionelle Arbeitsweise. Die Liebe zur Musik spiegelt sich am Aufwand wider, der in einzelne Projekte gesteckt wird. Diese Detailverliebtheit zeigt sich auch bei genauerem Hinhören – eine eingespielte Kora (eine westafrikanische Stegharfe, s/o Wikipedia) sorgt für das Grundgerüst des Beats und ergibt in Kombination mit dem Gesang ein stimmiges Bild. Das wohl überschaubare Budget merkt man dem Video, in dem Meydo durch den kahlen Wienerwald spaziert, nicht an. – Chiara Sergi
Franz Fuexe – Everybody Linksextrem (feat. DRK & FOZ)
Weil beste Kontakte bestehen und Genregrenzen sowieso powidl sind, hat die Honigdachs-Gang kürzlich die Dialekt-Crossover-Punk-Combo Franz Fuexe in den Bau aufgenommen. Selbstverständlich wird der neu geschlossene Bund gleich auf eine musikalische Probe gestellt: Mit Unterstützung der Salzkammergut-Berserker DRK & FOZ sorgen die Mostschädeln auf „Everybody Linksextrem“ für eine Wahlwiener Brecheisen-Melange aus Punchlines, in denen sie kurzen Prozess mit regierungsgetreuen geistigen Nackerpatzerln machen. Das dazugehörige Video sollte wohl besser nicht in Verfassungsschutz-Hände gelangen. „Everybody Linksextrem“ dient als Vorbote auf die dritte Fuexe-LP „> Musik“, die in Zusammenarbeit mit dem Bilderbuch-Produzenten Zebo Adam entstanden ist und am 10. Mai erscheint.
Scheibsta & die Buben – Töröö (Der Elefant im Zimmer)
Auch Scheibsta & die Buben haben im Frühjahr ein Release geplant, ihr Album „Nächstes Kapitel“ erscheint im April. Nach „Halb so wichtig“ geht es mit dem zweiten Teaser „Toröö“ in altbewährter Storytelling-Manier weiter. Diesmal berichtet Scheibsta von einem betrunkenen Geburtstagsbetthupferl, das am nächsten Morgen für einen Elefanten im Küchenzimmer – und in weiterer Folge für weitreichende Veränderungen im Leben des Pärchens sorgt. Verbildlicht wurde „Töröö“ in Form eines beachtlichen Oneshot-Videos, bei dem ausschließlich handgemachte Requisiten zum Einstaz kommen.
Buntspecht – Unter den Masken
Als kleinen musikalischen Ausflug bezeichnen Buntspecht ihre neue Single „Unter den Masken“, mit der sie die ohnehin große Palette an musikalischen Einflüssen weiter ausbauen. Erstmals kommen beim Wiener Sextett auch Klavier-Klänge zur Geltung, zudem ergänzt Florentin Scheicher die charakteristisch krächzende Stimme des Leadsängers Lukas Klein. Das dazugehörige Video haben die Künstler selbst in einem Schweizer Industriegebiet sowie einer Wiener Gießerei gedreht. Nach „Trümmerträumer“ ist „Unter den Masken“ der zweite Vorbote auf das im Mai erscheinende Zweitlingswerk „Draußen im Kopf“, das traumwandlerisch anmutende Stücke zwischen Exkstase und Melancholie verspricht.
Hip Hop Kapelle – Still
In den 1970er- und 1980er-Jahren erreichten die Wiener Bands Novaks Kapelle und Kottans Kapelle auf ganz unterschiedliche Weise Kultstatus, einige Jahrzehnte später knüpft nun die Hip Hop Kapelle an die Namenstradition an. Als Protagonisten fungieren Musiker aus dem Grazer noedge-Umfeld. Die Spitze bilden die Rapper DNA und Atzin „Atlas“ Zwettler, die über neu eingespielte Beats von Rap-Klassikern spitten und dabei teils freestylen. Bis dato vor allem bei Live-Events aktiv, hat sich die Hip Hop Kapelle für die erste offizielle Videoaufnahme einer Session beim Instrumental von „Still D.R.E.“ bedient.
AMS Gang – N.T.N.G.
„Neuer Tag, neues Glück“ ist das Lebensmotto der AMS Gang, zumindest wenn es um Drogenerfahrungen geht. Mit den breitspurigen Erzählungen knüpfen die drei Assis aus der Donaustadt nahtlos an ihr Debüt „Bald bist du da oben“ an. Noch erscheint es nicht ganz geklärt, wie ernst es wirklich um Brezinaoida, K.einnahme und KHG steht. Wir bleiben jedenfalls dran, wegschauen hilft ohnehin nicht.