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Austro Round-up (KW 17-18/21)

Austro Round-up (KW 17-18/21)

10.000 Euro zugunsten der Hilfstätigkeiten von SOS Balkanroute in Bosnien hat die Spendentombola von Honigdachs am Ende eingebracht. Ein beachtliches Ergebnis, zu dem knapp 200 Leute aus der österreichischen HipHop-Szene beigetragen haben. Musikalisch gab es mit dem Album „Odyssee“ von Kizmet & MDK kürzlich auch ein Release über das Label – wir haben mit den beiden ausführlich in einem Interview darüber gesprochen. Auch Brenk Sinatras jüngste Ankündigungen haben wir gesondert behandelt. Anlässlich ihrer neuen „Moment„-EP erscheint außerdem demnächst ein Interview mit Ms Def. Zahlreiche Releases und Videos der vergangenen Wochen haben wir wie gewohnt im Round-up zusammengetragen.

Text: Simon Nowak, Francesca Herr & Sandra Beck

Releases

Slav – Der Pole aus Wien

Dass wir Slav Anfang des Jahres bei den Message Awards zum „Act des Jahres“ gekürt haben, verdankte er vielen Singles, die es nun aufs Album „Der Pole aus Wien“ geschafft haben. Darunter „808“, „Bus“, „Fallen“, „Renne Locka“ oder „150 KM/H“, die einen kleinen Hype ausgelöst haben – den der Wiener Rapper mit den heuer erschienenen Tracks konservieren konnte. An Zielstrebigkeit mangelte es Slav ohnehin nie. Zwischen Liesinger Blocks, Neubauer Boboville, Osteuropa- und Angewandten-Ästhetik hat er in den vergangenen Jahren eine Nische gefunden, die er musikalisch mittlerweile mit bassbetontem Drill-/Grime-Sound, druckvollen Representer-Raps und viel Wien-Bezug in den Lines und Titeln garniert. Dieser dringt in den Videos, wie der mittlerweile siebten(!) Auskopplung „Blass“, sowieso durch.

https://www.youtube.com/watch?v=RIsGpz1Pma4

Die mit dem Album erschienen Tracks fügen sich nahtlos ein, „Der Pole aus Wien“ ist ein stimmiges Werk mit insgesamt 15 Tracks. Marvin Game, Kadito und Opti Mane vom Silk Mob runden die Liste an Featuregästen ab. Wir bleiben gespannt, wo die Reise des Slav in naher Zukunft hingeht – und inwieweit er sich noch am Deutschrapmarkt etabliert.

Dyin Ernst – Gilbert Jonas

Den Untergrundstatus zelebrieren, aber mit gefühlsbetonten und poppigeren Tracks in neue Sphären schielen. Dieser Zwiespalt zieht sich bisschen durch die jüngeren Releases bei Heiße Luft. Daran knüpft auch die „Gilbert Jonas“-EP an, mit der JerMc den im Traum(a)-Ich gefangenen Dyin Ernst zwei Jahre nach der „Paul Verlaine“-EP wieder aufleben lässt. Erneut gibt es eine passende Literaturvorlage. Der Name bezieht sich auf den Künstler aus Albert Camus Kurzgeschichte „Jonas, ou l’artiste au travail“, der sein Lebensglück auf einen speziellen Stern zurückführt – und mit wachsendem Ruhm überfordert scheint.

Auf vier Tracks rappt Dyin Ernst über die euphorischen, selbstzweiflerischen und melancholischen Seiten des Traumfilms, in dem er gefangen ist. Erwartungsgemäß ein rundes Gesamtprodukt. Neben den Raps können auch die Beats von Melonoid, food for thought, DiskoJürgen und HARDY X mit eingängigem, aber detailreichem Sound überzeugen. Dass Dyin Ernst kein bloßes Seitenprojekt ist, betonte der Wiener kürzlich bei FM4 Tribe Vibes. Die beiden Charaktere dürften sich in den nächsten Monaten und Jahren regelmäßig abwechseln, der jeweilge Verlauf dürfte schon weitgehend durchgeplant sein.

Videos

Smooth Monkey & Savi Kaboo – Tuesday

Einen Post auf Instagram mit dem Aufruf zum Musik machen, eine gemeinsame Jam-Session und einen fünftägigen Videodreh in Eigenproduktion und -konzeption auf Zypern später – so locker kann es gehen und man haut mal eben einen genauso unbeschwerten Track raus. Auf entspanntem Up-Beat tragen sich Smooth Monkey und Savi Kaboo nach einem vermutlich härteren Wochenende durch einen entspannteren Dienstag. Und das klingt schon mal vielversprechend, nicht nach Massenware. „Tuesday“ ist nicht der einzige Song, der aus dieser Konstellation heraus entstanden ist. Zum Glück muss man fast sagen, denn der Sommer kommt bald und das dürfte der Soundtrack dafür sein.

Miss Lead – Quit

So we’ve got a new MC in town, oder zumindest im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Denn ihre EP und die bisherigen Features sind schon eine ganze Weile her, wohl nur noch wenigen im Gedächtnis. So wirkt es fast wie der Startschuss einer neuen Rap-Persona. Mit „Quit“ hat sich Miss Lead nicht irgendeinen Track dafür ausgesucht. „You don’t get to decide what’s right / no you don’t get to pick a fight / you’re not my knight, don’t feel obliged / I’ll apply for another, just let it die / Bye, bye, next„. Eine deutliche Ansage, ein starker Beat mit Pop-Einflüssen, aufwendigere Grafiken im Kontrast zu einem bestimmten aber recht unbeeindruckten Auftreten – lässt vermuten, dass dahinter ein größeres Konzept steckt. Mit klarer Haltung, einem ausgefeilten Werk und Mirac als Produzenten hinter sich, ein vielversprechender „Start“. Entgegen dem Titel kommt da hoffentlich bald mehr.

Diskoromantik – Stern (feat. nilo)

„Vergiss all die anderen, du und ich auf einem anderen Stern“ – bei Diskoromantik scheint der „Besoffene Lover“-Herzschmerz fürs Erste überwunden zu sein. Mit Featuregast nilo im Gepäck, zelebrieren die Member der Heiße-Luft-Boyband die ungestörte Zweisamkeit. Kleinere Streitereien, manchmal bissl Oaschloch sein? Jo eh, gehört alles dazu, soll einer gemeinsamen Zukunft aber nicht im Weg stehen. Stilistisch bewegt sich Diskoromantik auf gewohntem Terrain. Ein housiger Melonoid-Beat ergänzt den Autotune-Rap-Gesangsmix von HipHop Joshy, Jonas Herz-Kawall und nilo, das Video von Kraempus ergänzt mit schöner Retro-Trash-Ästhetik.

Sharktank – Get it Done

Die Band Sharktank weiß, wie man Stile kombiniert. Das in Wien lebende Trio lässt jedes Talent der drei einfließen, wie die Entwicklung in der einjährigen Bandgeschichte zeigt. Rapper Mile, ursprünglich aus Graz, hat zunächst im Juni 2020 mit Marco Kleebauer eine EP veröffentlicht: „Dirty Leaks“, voller sanfter, mal atmosphärisch aufgebauter Tracks, in der vor allem Miles Rap-Vortrag das Kopfnicken Richtung Oldschool-HipHop weist. Die Hommage an altbewährte HipHop-Klänge wich einer Kombination unterschiedlicher Musikrichtungen, Indie, Rap und Pop stellen eine gelungene Symbiose dar. Diese wird seit der „Bad Energy“-EP vervollständigt von Katrin Paucz, deren Stimme das Melodische in die Musik hineinfließen lässt. „Get it Done“ ist eine perfekte Kombination aus den dreien, die den mittlerweile typischen Sharktank-Sound ausmachen. Die Single ist der erste Vorbote des für 11. Juni angekündigten Debütalbums. Wir freuen uns darauf!

Bvrger & Crack Ignaz – Lass die Tränen

Die erste Single des neuen Projekts des Producers Bvrger ist eine Vertiefung seiner Zusammenarbeit mit den König der Alpen, Crack Ignaz. Die beiden starten mit einem Gefühlssong, der vielleicht keine Auszeichnung für Einmaligkeit verdient hat, dennoch solide einen Platz in unserem Round-Up verdient hat. Der Song fährt textmäßig unter die Haut, erzählt von einer Liebeskummergeschichte, in der sich sicherlich einige wiederfinden. Sätze wie „Ja, dann lass sie gehen, sag was soll ich machen Babe“ zeigen die Hilflosigkeit und Verzweiflung, die in solchen Konfliktsituationen entstehen. Ergänzt durch Crack Ignaz langgezogene Stimme, die keinen Ausweg kennt und im letzten Satz sagt: „Ja, dann lass sie gehen.“

Eli Preiss – Danke Mami

Rap-Songs für Mütter – da finden alle Sparten zusammen. Egal ob Prototyp-Gangsta, Boss-Frau oder Langzeitstudi, den Mamas wurden schon viele Tracks gewidmet. Einen Einblick verschafft unsere Zusammenstellung von 2015. Pünktlich zum Muttertag am 09. Mai reihte sich auch Eli Preiss ein. Ist die nicht eher Sängerin? Klar, schon mehr, aber nicht zuletzt seit der „F.E.L.T.“-EP verdichten sich ihre Annäherungen an Rap-Sphären. Daran knüpft „Danke Mami“ auf einem Beat von prodbypengg an. Eli Preiss ehrt aber nicht nur jene Frau, der sie „Grübchen, Locken und den Body“ und einiges mehr zu verdanken hat. So stehen in den Credits zum am Hernalser Postsportplatz entstandenen Video auch die Namen der jeweiligen Mamis. Happy belated mother’s day!

MSMC – Onkumma

Apropos Credits: Die Namens- und Danksagungs-Hashtags im Video geben einen Einblick darauf, in welchem Rap-Dunstkreis sich MSMC bewegt. Der gebürtige Salzburger Rapper, der einst auf der „Soizburga Rap„-Kollabo vertreten war, ist längst in Wien onkumma und als Teil der Crews Slangswitch, Familienbande und Club der Menschen aktiv. Außerdem organisiert er, wenn nicht gerade Pandemie ist, die Stylebreak-Jams im Loop. Kürzlich veröffentlichte er den Titeltrack als Vorboten auf sein gleichnamiges drittes Soloalbum. „Onkumma“ versteht er im Sinne von Handlungen, die wieder und wieder getan werden wollen, um einem das Gefühl von Vertrautheit in der Welt zu geben – MSMC lässt sich anmerken, dass das Rappen über Alltägliches, das Reflektieren über sich und die Welt gepaart mit Mundart-Gleichklängen nach wie vor eine wichtige Rolle für ihn einnimt.  

See Also

Raneek – Give My City Light

Mit „Give My City Light“ veröffentlichte Raneek kürzlich seine Debütsingle. Dass er nicht der nächste Newcomer mit zeitgeistigem Sound ist, wird schon nach paar Sekunden klar: Ein souliger Beat trifft auf selbstreflexive, motivierende Grown-Man-Lyrics auf Englisch und ein Video, in dem er sich durch seine Heimatstadt bewegt. Ein Gesamtpaket, das genauso von etwas älteren Rap-Semestern aus den Vereinigten Staaten kommen könnte. Eigentlich ist der Wiener auch schon seit gut zehn Jahren aktiv. „Man rappte halt so dahin. Die eigenen Texte, Texte von anderen Künstlern…Musik war immer da. Pac, Mobb Deep, Gang Starr, Nas, J. Cole und viele mehr“, schreibt er uns. Das Rad neu erfinden wird er wohl nicht mehr, dennoch ist der Start stimmig und der Nostalgie-Flavour eine willkommene Abwechslung. Beim einmaligen Release soll es nicht bleiben: „In nächster Zeit möchte ich nur Fire spitten und meine Message in den Songs verteilen. Es gibt reichlich Arbeit…wer Ohren hat der höre“.

Redeyeblue – Never Say Never feat. Edo.G

Auf Altbewährtes setzen auch Redeyeblue mit ihrer neuen Single. Das Duo, bestehend aus dem Wiener Produzenten e.kwality und dem US-Rapper Boogie Bang, knüpft stilistisch an bisherige Veröffentlichungen an und liefert klassischen Boombap-Sound – inklusive Scratches. Unterstützung bei den Representer- und Musikliebesbekundungslines kommt aus Boston von Edo.G., der die Linzer und Wiener Bühnen mittlerweile wohl besser kennt als so mancher österreichische Musiker. In seinem Part hebt er unter anderem auch Texta hervor. Passend also, dass Flip Mixing und Mastering übernommen hat. Zusatzprogramm gibt’s in Form eines Remixes des Hamburger DJs/Produzenten 12 Finger Dan, Instrumentalversionen und in Ami-Tradition sogar einer Radioversion ohne „Explicit“-Abzeichen, sprich ohne die potenziell triggernden Worte des Originals.

Weiteres

Releases

Bacardy52 & Skyfarmer – „Planlos

Videos

Al Pone – „Bacam Pare
Arkan45 – „Gargamel
AUTsiderz – „Making Faces
Average & Raddish – „Spezies
Bibiza – „Delle
Elis Noa – „Make me Think of you
Grandmaster Flow – „Dreh Das Auf
Mace & Lira – „Vorbei
Mavi Phoenix – „Nothing Good
mehrYeah – „Rettungsboot
Miss BunPun – „Lemon & Sugar
MCL XI & ShemA – „Seid ihr ready?!
R.Mess – „Deine Freunde
Salò – „Analog
Steffko & Kid Pex – „Cake
Uncool – „Tanztanz

Tracks

David Emanuel – „Buss a Whine
Devaloop & Ryler Smith – „Body Bags
Filly & Leesta – „Matrix
Kill Emil & Ruffian Rugged – „Freud
Mahino – „Feature
Mefju – „Halt die Zeit an
Wal de Mar – „1

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