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Austro Round-up (KW 40/19)

Austro Round-up (KW 40/19)

Austro Round-up

Auch die vergangene Woche brachte einen bunten Mix an Alben, Videos und Tracks wie gewohnt im Austro Round-up zusammengefasst.

Chakuza – Magnolia X

Vor sechs Jahren zeigte sich Chakuza auf „Magnolia“ so tiefgründig, nachdenklich und ehrlich wie selten zuvor. Nun, sechs Jahre später, werden diese Töne wieder angeschlagen – herausgekramt besser gesagt. Denn „Magnolia X“ ist sozusagen die Urversion von „Magnolia“, es sei das „verschollene Album“, wie es Chakuza selbst bezeichnet. „Ich bin ständig down und ganz egal, wie es ein schwarzer Schwan macht /Ganz egal, ich zieh’ mir selbst die Gänsehaut vom Arm ab / Und dann fülle ich mit Tränen vor Schmerzen einfach so ein Flussbett / Mein Blut rast durch mein Herz, als ob ich ’n zweites in der Brust hätte“, startet Chakuza im „Intro“ direkt in die Grundstimmung des Albums rein. Bei einer Anzahl von zwölf Songs wird schnell klar, dass es bei Chakuza über die Jahre hinweg nicht an Gesprächsstoff gemangelt haben kann – alle Songs fügen sich ins Gesamtbild, erzeugen eine leicht melancholische Stimmung, zeigen Chakuza von einer persönlichen Seite.

Seha Eks – König Vibration

Digital bereits im April erschienen, hat Seha Eks das Album „König Vibration“ kürzlich auch um eine Tape-Version ergänzt und mit Fuchs MC eine gemeinsame Releaseshow im Kramladen gespielt. Der Wiener mit Kärntner Wurzeln war bis 2006 Teil der Formation Die Rapublik und widmete sich nach dem Zerfall der Crew vermehrt „extremeren Sachen“ wie Metal-Rap oder Electronic-Rap, wie er kürzlich bei FM4 Tribe Vibes verriet. Im Vergleich dazu präsentiert sich Seha Eks auf „König Vibration“ ruhiger. Dafür hat er ein simples, aber effektives Rezept gewählt: Weniger nachdenken, einfach Beats machen und drauflos schreiben. Auf den so entstandenen Tracks liefert er einige gute Wortspiele, representet, lässt seinen Werdegang Revue passieren und nimmt Bezug auf gesellschaftliche Themen. Zum Track „Parklife“ hat Digga Mindz einen Remix beigesteuert und der Version viel psychedelischen Charakter eingeimpft, der auch im neu erschienenen Video zur Geltung kommt. Für 2020 hat Seha Eks eine EP mit dem Berliner Produzenten Rice Master Yen geplant, der kürzlich mit Hightauer zusammengearbeitet hat.

Barbee ’n Flow – Ich bleib in Wien

„Ich steig in kan Flieger mehr ein und bleib lieber daheim“ mit dem Drang vieler, ständig auf Urlaub zu fliegen, können Barbee ’n Flow nichts anfangen. Während ihre Freunde die halbe Welt bereisen, sitzen die beiden Wiener ihren Trip lieber am sonnigen Balkon aus  solange keine Wespe zur Plage wird, gerne auch in den Oktober hinein. Kommt billiger und Schweiß riecht sowieso überall gleich, wie sie richtig festhalten. Auch sonst scheinen sie Strategien gefunden zu haben, den Sommer in Wien zu genießen: „Ich hau Plastikflaschen in die Alte Donau und hol mir so den Sommer zu mir.“ Und eigentlich finden es Barbee ’n Flow eh super, wenn die ganzen Wappler weg sind. Die wären schließlich die größte Motivation, um selbst die temporäre Flucht anzutreten. Blöd nur, dass sie längst wieder da sind. Der Track ist ein Vorbote auf das Album „Verantwortungsbewusstlos“, das die battleerprobten Rapper Anfang Februar releasen möchten.

Mire Pasha – Ghetto Ljubav

Mire Pasha will hoch hinaus, das wissen wir bereits. Mit dem Video zu „Ghetto Ljubav“ bezieht sich das nicht nur auf sein angestrebtes Highlife. Sinnbildlich dazu verschlägt es ihn in eines der teuersten Tourismusgebiete der hiesigen Alpenregionen: Zell am See. Von der Garage in Wien geht es gen Westen, dort wird die schwarze Karre gegen einen einen“perlweißen“ Mercedes-AMG eingetauscht. Damit geht es auf knapp 1.200 Meter Höhe weiter. Am Mitterberg rappt er über musikalischen Erfolg, Frauen und seine Ghetto-Liebe. Im Rücken strotzen der Zeller See und die dazugehörige Altstadt in Vogelperspektive. Nur den falschen Tag hat er sich für den Dreh ausgesucht: Der Blick auf die umliegenden Gipfel, etwa den Gletscher des Kitzsteinhorns, bleibt leider durch eine Wolkenschicht verwehrt. Im Übrigen zeigt das Video die ein oder andere Parallele zu „Lass heute Nacht“ von den Gloriettenstürmern. Inwiefern das was zu bedeuten hat, sei dahingestellt.

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Foto: Lara Heußner

Erwin & Edwin – Energie

„#musicforfuture“ schreiben Erwin & Edwin auf Instagram unter ihre neue Single. Auf leicht poppige, verspielte und ironische Art machen sie damit auf die Klima-Problematik und auf unseren verschwenderischen Umgang mit essenziellen Ressourcen aufmerksam: „Wir fliegen hoch, wir bohren tief / Von Tokio bis Tel Aviv“. Billigflüge, Powerbanks, Handyempfang am offenen Meer – all das kostet uns wertvolle Energie, zu viel Energie. Dass wir etwas an unserem Konsumverhalten, unserem Lebensstil und unseren Anforderungen ändern müssen, sollte uns allen mittlerweile klar sein, dennoch ist es schön zu sehen und auch gleichermaßen wichtig, ebenso in der Musik auf gesellschaftliche und ökologische Probleme hinzuweisen.

Arad – www.

Von Arad ist bislang relativ wenig bekannt. Im Mai veröffentlichte er mit „Passiert“ einen atmosphärischen und eher ruhigen Track, nun folgt mit „www.“ sein zweiter veröffentlichter Song. Dieser lässt vermuten, dass sich der Wiener stiltechnisch bereits gefunden hat. Die beiden Songs ähneln sich im Sound, jedoch auf positive Art und Weise, denn Arads Soundbild scheint gezeichnet zu sein – ein sanfter Beat, ein etwas zurückhaltender, aber harmonischer Klang. Auf 1:47 Minuten lässt Arad so seine Hörerschaft in seine Sound- und Gedankenwelt eintauchen.

https://soundcloud.com/balenciarad/wwwprod-rose

Text: Simon Nowak, Chiara Sergi & Francesca Herr