1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit eigenen Artikeln gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten.
Elaquent – Blessing in Disguise
Seit vielen Jahren gehört Elaquent zu den festen Instanzen der Übersee-Beatszene, nun hat der Kanadier auch ein Label in angemessener Größe gefunden. Auf seinem ersten Mello-Music-Group-Release „Blessing in Disguise“ macht er, was er am besten kann und vereint in gewohnter Manier verspielte Klanggebilde und smoothe Vibes mit einer gewissen LoFi-Attitüde sowie einem hohen Headnod-Faktor. Durchaus sommertaugliches Material also, das Elaquent größtenteils während eines Urlaubs in Jamaika produziert hat – nach eigener Aussage sogar seine erste größere Reise seit Kindertagen. Der temporäre Tapetenwechsel vom teils klirrend kalten Toronto zur immer sonnigen Karibikinsel dürfte jedenfalls für viel Inspiration und die nötige Aufheiterung des angeschlagenen Gemüts gesorgt haben. – Simon Nowak
Souleance – French Cassette
Sechs Jahre nach „La Beat Tape“ sind Soulist und Fulgeance als Souleance wiedervereint. Dem Titel „French Cassette“ entsprechend widmet das Pariser Duo die neuen Tracks allem Französischen. Während die Tracktitel nach Klischees, Phrasen und Orten benannt sind, dringen – Überraschung! – diverse musikalische Einflüsse aus der Grande Nation durch. Zwischen Boogie, Chansons und Jazz-Elementen dominieren auf den 25 Tracks allen voran funkige klänge, auch ein gewisser Soundtrackcharakter zieht sich durch. Oder wie es die beiden beschreiben: „Boom bap and breaks, all flavoured with a healthy layer of ‚je ne sais quoi‘.“ Was bleibt noch zu sagen? Groovt fein und geht runter wie französische Butter. – Simon Nowak
Statik Selektah – Mahalo (The Hawaii Instrumentals)
Auf Jamaika und Frankeich folgt Hawaii, wo Statik Selektah kürzlich gemeinsam mit seinem „1982“-Rap-Partner Termanology auf Tour war und sein Instrumentalalbum „Mahalo“ aufgenommen hat. Der Bostoner zählt seit langer Zeit zu den umtriebigsten US-Produzenten, lieferte etwa zahlreiche Beats für Action Bronson, Freddie Gibbs oder Joey Bada$$ und brachte einige Produzentenalben heraus – zuletzt Ende 2017 „8“. Bei der hohen Releasedichte verwundert es ein wenig, dass „Mahalo“ sein erstes reines Instrumentalwerk darstellt. Das Debüt ist ihm durchaus gelungen, ohne große Überraschungen zu bieten. Die 13 Tracks bieten smoothe Boombap-Klänge mit überwiegend heiteren, tropischen Vibes, die Arrangements sitzen. – Simon Nowak
Samiyam – I got shit to do
Bei Samiyam scheint der Hunger langsam zurückzukehren. Nachdem von seinen jüngsten Soloprojekte „Pizza Party“ und „Animals Have Feelings“ – mit Ausnahme des Earl-Sweatshirt-Features „Mirror“ – wenig in Erinnerung geblieben ist, lieferte er im Dezember mit Knxwledge auf “ボビーとボビーのボリューム1“ LoFi-LA-Beat-Vibes der ansprechenden Sorte. In dieser Tonart geht es auf dem Beattape „I got shit to do“ weiter, für das er einige experimentelle Banger aus seiner SP-404 herauskitzeln konnte – allen voran „New Drip“ und „Number 13 (bellz)“. Mixing und Mastering geht auf die Kappe von Jonwayne, der diesmal leider ohne abrundenden Featurepart auskommt. – Simon Nowak
Al Dobson Jr. – Sounds from the Village Vol. 2
Für den zweiten Teil der Serie „Sounds from the Village“ hat Kutmah erneut das Beat-Archiv seines Produzenten- und Izwid-Labelkollegen Al Dobson Jr. durchforstet und 23 zwischen 2006 und 2016 produzierte Tracks des Südlondoners gesammelt. Diese haben einen teils ziemlich abstrakten Charakter, fallen durch harte Drums, minimalistische, basslastige Grooves und oft an Stammesgesellschaften erinnernde Percussions auf. Dazwischen kommen immer wieder smoothe, jazzige Ausreißer wie „Who U Think U Are“ zum Vorschein. – Simon Nowak
Murry – Downtown Chops
Zwei Jahre nach seinem Debüt „Himmel un Äd“ gibt es ein neues musikalisches Lebenszeichen vom Kölner Produzent Murry. Die Tapeauflage zu „Downtown Chops“ wurde hierbei von – wie sollte es anders sein – POSTPARTUM. produziert, die mittlerweile zu einer festen Instanz im deutschsprachigen Bereich geworden sind. Das Album ist mit 20 Tracks nicht nur umfang-, sondern auch abwechslungsreich und wird neben Scratches von DJ L-Coholic auch von Liveinstrumenten wie einem Saxofon oder einem Fender Rhodes abgerundet. – Simon Huber
Morlockko Plus – Kampf um Lesbos
Morlockk Dilemma begibt sich ein eiteres Mal in die Rolle seines Alter Egos Morlockko Plus und liefert mit seinem neuen Instrumental-Album „Kampf um Lesbos“ ein weiteres Highlight seiner mittlerweile extrem umfassenden Diskographie. Keine ausrangierten B-Ware-Beats, die zu schlecht zum berappen waren, sondern ein für sich selbst stehendes Instrumentalfeuerwerk. Dope von Anfang bis Ende. – Simon Huber
Remulak – Scrambled Eggs
Für sein aktuelles Release reist Remulak in die Vergangenehit und veröffentlicht mit „Scrambled Eggs“ erstmals eine Sammlung an Beats, die von 2001 bis 2003 produziert wurden. In einer modern überarbeiteten Version haben die jazzigen Instrumentals einen kleines Upgrade erhalten, ohne an Charme einzubüßen. Staubtrockener Boombap vom Feinsten. – Simon Huber
Joe Corfield & Slim – KO-OP 2
Auch KO-OP, ein Sublabel von MPM, ist auf dem besten Weg, sich in der Szene zu etablieren. Die neueste Veröffentlichung ist ein Splitalbum der beiden britischen Produzenten Joe Corfield und Slim, der sich bereits als produzierende Hälfte der Summers Sons einen Namen gemacht hat. Die Beats der beiden harmonieren perfekt miteinander, angeblich wurde die Idee der Zusammenarbeit von FloFilz angestoßen. – Simon Huber
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