Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi…
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit eigenen Artikeln gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten. Über die neuen Alben der in Österreich stationierten Produzenten Tomá und Brenk Sinatra haben wir bereits gesondert berichtet.
Wie gewohnt haben wir auch unsere Spotify-Beatplaylist aktualisiert.
Athletic Progression – cloud high in dreams, but heavy in the air
Die verspielten und organischen Instrumentalsounds an der Schnittstelle von Jazz und HipHop kommen bei Athletic Progression nicht von ungefähr. Das Trio aus Dänemark setzt viel auf Spontanität und Improvisation, ihr drittes Werk basieret auf Jamsessions, teils auch auf bereits bei Live-Shows performten Tracks. Durch „cloud in high dreams, but heavy in the air“ zieht sich sehr entspannt groovender, aber kaum langweilig werdender Sound. Das innerhalb einer Woche in Kopenhagen entstandene Album unterstreicht die Harmonie von Jonas Cook an den Keys, Jonathan J. Ludvigsen an den Drums und Justo Gambula. Den Live-Fokus möchte das im Heimatland relativ bekannte, bei TV-Shows auftretende und zweifach für den „Danish Jazz Award“ nominierte Trio beibehalten – sofern es die Pandemieentwicklung zulässt, sind im Herbst über 20 Liveshows vor allem quer durch Dänemark und England, aber auch mit einigen Stopps in Deutschland geplant.
Johannes Onetake – Theory of Mind
Mit „Theory of Mind“ veröffentlichte Johannes Onetake bereits sein drittes Instrumentalalbum über Dezi-Belle in diesem Jahr – das Rapalbum mit Philo Phelta und Slize sowie Beiträge zu Compilations wie „Nur noch 20 Sekunden“ sind da noch nicht einmal einberechnet. Der Qualität tut das jedoch keinen Abbruch. „Theory of Mind“, benannt nach dem Konzept, sich in andere Menschen und deren Gefühlswelt hineinzuversetzen, strotzt vor ausgefallenen, durchdachten und individuellen Beatarrangements, dass es schwerfällt, Favoriten aufzuzählen, besonders in der ersten Hälfte des Albums.
Kenny Segal – Indoors
In Europa nur wenigen bekannt, in den USA aber einer der profiliertesten und umtriebigsten Underground-Rap-Produzenten ist Kenny Segal. Der Kalifornier arbeitete in den vergangenen Jahren etwa intensiv mit den Rappern Billy Woods, Hemlock Ernst, Serengeti sowie in der Crew Ruby Yacht mit u.a. Elucid und R.A.P. Ferreira zusammen, obendrein veröffentlichte er solo mehrere „Kenstrumentals“-Beattapes. Ein gesondertes Projekt veröffentlichte Segal kürzlich mit „Indoors“, das wie der Titel andeutet vor allem in der Zeit Beginn der Pandemie entstanden sein dürfte. Der Sound ist wie gewohnt experimentell und psychedelisch angehaucht, „Indoors“ verfügt aber über deutlich mehr Instrumentalalbum-Charakter als seine bisherigen Soloreleases. Die einzelnen Tracks fallen länger aus, diverse eingespielte Instrumente – teils von befreundten Musikerin beigesteuert – verleihen ihnen zusätzliche Power und Dynamik. Der Sound bewegt sich munter Boombap-, LoFi-, Jazz- und D’n’B-Elementen, wobei am Ende alles ziemlich stimmig zusammenfließt.
Lesky – Meraki
Lieben, was man tut, einen Teil seiner Seele reinlegen, sein Hobby zur Profession machen – so übersetzt Lesky sinngemäß „Meraki“, den griechischen Titel seines Debütalbums. Ein Anspruch, dem der deutsche Produzent, der mittlerweile in Tiflis wohnt, durchaus gerecht wird. Wie die in den vergangenen zwei, drei Jahren veröffentlichten Singles und EPs zeigten, scheint er seinen Sound gefunden zu haben – der vielfältig und zugleich definiert ausfällt. Mal sind es samplelastige Lo-Fi-Beats, mal wird es etwas trappiger oder phonkiger, gewisse Muster wie ein melodischer Grundvibe ziehen sich aber durch: „All meat – no fat: hard and busy drums, fender rhodes neo soul chords and a filtered moog bassline“, beschreibt Lesky seine mit diversen Instrumenten ausgestalteten Beats. Auf dem Album dringt vor allem die jazzy Lo-Fi-Richtung mit in gewohnt guter Ausführung durch. Obwohl zahlreiche Kolleg*innen aus dem Umfeld des bei Melting Pot Music aktiven Künstlers unterstützen und lediglich ein Solobeat auf dem Album ist, bleibt der Sound stringent. Vertreten sind etwa FloFilz, Phlocylst, Sátyr, Midan, Ddob, Meadow, Cuebe, Flynn und Mensing, darüber hinaus runden UK-Rapper Turt und die US-Sängerin Tally Schwenk auf je einem Track mit Vocals ab.
Beatelite – Nur noch 20 Sekunden
Obwohl Compilations meist unter der Extrakategorie zusammengefasst werden, möchten wir dieser hier besondere Aufmerksamkeit geben. „Nur noch zwanzig Sekunden“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Beatelite und hervorgegangen aus der gleichnamigen Facebook-Gruppe. In dieser können sich Produzenten vernetzen, es gibt regelmäßige Challenges, bei der Beats aus einem bestimmten Sample gebaut werden müssen und mit besagtem Album nun auch das erste physische Release auf Tape. 20 Produzenten haben sich daran beteiligt, manche mehrmals, bekannte wie unbekannte Namen. Alle Beats basieren auf Samples von Udo Lindenberg und stellen eine Protestaktion gegen den urheberrechtlichen Umgang mit Samples dar. Schönes Projekt!
Atrament – Konstrukcja
Zu den Geheimtipps im internationalen Beat-Nachwuchs zählt derzeit Atrament. Der junge Komponist, Multiinstrumentalist und Produzent aus Polen trat erstmals Ende 2020 mit der EP „Drive to look for octopuses“ in Erscheinung, deutete sein Talent seither mehrmals an. Meist sind es atmosphärisch gehaltene Beats mit Banger-Potenzial, die vielleicht etwas roh klingen, aber sehr kreativ ausgestaltet sind und definitiv ihren Charme haben. Waren die Tracks seiner Debüt-EP und seines Debütalbums „Metalurgia“ düster und etwa mit Industrial-, Dark-Ambient-, Witch-House- und Garage-Elementen bespickt, orientiert sich „Konstrukcja“ mehr an samplebasierten Klängen mit viel wonky HipHop/Electronic-Flavour, der Sound fällt teils ruhiger aus. Gewohnt verspielt in der Ausgestaltung, sorgt Atrament mit den neun Tracks erneut für ein gelungenes Beat-Projekt mit viel Suchtpotenzial. Atrament untermauert, dass er – wie etwa auch der ähnlich talentierte Youngster Nikson von rx:tx aus Slowenien – zu den spannendsten frischen Gesichern der internationalen Beatszene zählt.
The Psychedelic Freaks – Passing Through The Doorways Of Your Mind
Das wohl aktivste Mitglied der Neo-Soul-Formation 30/70 Collective ist Horatio Luna, der auch als Soloartist laufend Instrumentalalben rausbringt. Kürzlich hat der australische Bassist, Gitarrist, Produzent und Komponist die Leitung eines neuen Projekts übernommen. Genretechnisch breit gefächert und vom Künstler selbst als „introspective 70s fusion space odyssey“ bezeichnet, dient das Erstlingswerk von The Psychedelic Freaks als Hommage an einstige Vorreiter und Größen wie Miles Davis, Fela Kuti, Jimmy Hendrix, James Brown oder Frank Zappa.
Die sechs dabei entstandenen Tracks fallen sehr lebhaft und psychedelisch klingend aus, vereinen dabei vor allem Afrobeat-, Psych-Jazz- und Funk-Fusion-Elemente. Neben dem Hauptprotagonisten, der auch Synths eingespielt hat, ergänzen einige Gastmusiker*innen die Crew. Positiver Nebeneffekt: Jedes verkaufte Album fließt ins Aufforstungsprojekt Reforest Now, das speziell den von Buschfeuern betroffenen australischen Regenwäldern gewidmet ist.
Flamingosis – Daymaker
Flamingosis ist wohl der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle einigen können, egal ob Hardcore-Beatnerd oder Casual-Nebenbeihörer. Bis auf eine Ausnahme 2019 erschien pünktlich jedes Jahr im Sommer, anfangs sogar immer genau am 31. Juli, ein neues Album. „Daymaker“ ist das neueste Release des Produzenten aus New Jersey, dessen titelgebende Single bereits im Dezember 2020 erschienen ist. Über die Jahre hat er sich von rein samplebasierten Beats immer mehr zu Unterstützung von Liveinstrumenten von befreundeten Musiker*innen hinbewegt. Dass auch „Daymaker“ in der warmen Jahreszeit erschienen ist, kommt wohl nicht von ungefähr. Es handelt sich um ein gelugnenes Sommeralbum mit vielen Groove- und Funkeinflüssen.
alllone – Something Wrong
Beat-Klänge mit elektronischer Schlagseite auf internationalem Niveau: Eine Zuschreibung, die für alllone wohl nicht zu hoch gegriffen ist. Das Grazer Duo veröffentlichte kürzlich mit „Something Wrong“ die dritte EP innerhalb eines Jahres. Die vier Tracks bieten neuerlich viel Abwechslung hinsichtlich Vibes und Tempi. Dringen im Introtrack „Vibin“ sommerliche Synth-Chords und 2-Step-Rhythmen durch, ist der düstere, dancefloortaugliche Folgetrack „Ruffneck“ von dominantem Bass und Grime-/Footwork-Sounds getragen. Auch die weiteren zwei Tracks, die in ein etwas andere Richtung gehen, fallen sehr druckvoll aus. Nach einzelnen Rap-Produktionen und -Remixes im Umfeld von Duzz Down San steht bei alllone übrigens erstmals ein größeres internationales Projekt mit einem Rapper an: Die Grazer arbeiten an einem Release mit dem UK-Rapper Dabbla, aktiv bei High Focus und seinem eigenen Label Potent Funk. Auch abseits davon sollen einige Releases anstehen – dass alllone seit Pandemiebeginn besonders eifrig produzieren, dürfte also kein Gerücht sein.
Flughand x Steichi – Mandue
„Peaceful Weibs“ – so der Titel des Flughand-Albums von 2017 – ist die beste Beschreibung des Sounds, den der Leipziger seit einigen Jahren auf seinen Alben produziert. Der Saxofonist Steichi taucht dabei immer wieder als Feature auf, bereits 2019 erschien die gemeinsame EP „Nagutok“, die nun auf dem aktuellsten Release „mandue“ seine Fortsetzung findet. 10 entspannte beats, ergänzt durch das Saxofon, dazu ein Cover, das wie die Vorgänger mit zu den schönsten im Game gehört. Damit kann man nichts falsch machen.
Allmos – Sound Affects, Vol. 2
Als Teil des New Yorker Duos The Stuyvesants schon im ein oder anderen Beatshizzle vertreten war Allan Cole, der unter dem Namen Allmos auch solo aktiv ist – und kürzlich mit der zweiten Ausgabe seine „Sound Affects“-Reihe nach knapp vier Jahren fortsetzte. Dass er sich zwischen der Jazz- und Beatkultur bewegt, unterstreicht die Künstlerbeschreibung: „His style bridges the gap between modern jazz and beat tape culture, through both his own releases and his remix work for musicians like Christian Scott aTunde Adjuah, Braxton Cook, and Reginald Chapman.“ Von der Länge der Tracks her stark an Beattapes orientiert, fällt der Sound gewohnt smooth und jazzy angehaucht aus, die zehn Tracks sind durchwegs schön ausarrangiert. Eine schöne, wenngleich etwas kurze Fortsetzung.
Mr. Backside – Galaxy Dreams 2
Etwas über einem Jahr nach „Galaxy Dreams“ ist der Nachfolger „Galaxy Dreams 2“ von Mr. Backside über Amajin Records erschienen. 21 neue Beats vereinen seine mittlerweile bekannte Vorliebe für Kopfnicker-BoomBap kombiniert mit Samples aus obskuren Filmen, die man in der vorletzten Reihe von mittlerweile quasi eh nicht mehr existenten Videotheken auf VHS findet. Wie immer auf stark limitiertem Tape erhältliches Nischen- und Liebhaberalbum.
Various Artists
Weitere
Ähnliche Posts
- Beatshizzle (Juli/16) // Beats & Instrumentals
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das…
- Beatshizzle (Februar/18) // Beats & Instrumentals
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das…
- Beatshizzle (August/17) // Beats & Instrumentals
In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das…
1/3 Instrumentals, 1/3 Underground-Deutschrap, 1/3 Emotrap, wo hoid jemand bissi rumschreit.