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Beatshizzle (März/21) // Beats & Instrumentals

Beatshizzle (März/21) // Beats & Instrumentals

Beatshizzle März 2021

In dieser Reihe widmen wir uns monatlich den neuen Releases der Beat- und Instrumental-Szene. Das Meer an großartigen Beats wird von Tag zu Tag größer und nur die wenigsten Produzenten erhalten gerechtfertigte Credits. Darüber hinaus gibt es regelmäßige Instrumentalreihen – viele der Projekte gehen allerdings in der Flut an Releases einfach unter und werden nicht mit eigenen Artikeln gewürdigt. Dennoch sind sie relevant genug, um ihnen eine Plattform zu bieten. 

Mit DJ Muggs veröffentlichte im März eine Produzentenlegende sein erstes reines Instrumentalalbum – „Dies Occidendum“ unterstreicht, dass er auch nach über 30 Jahren im Musikgeschäft frischen, düsteren Sound liefert. Zu unserem ausführlichen Review geht’s hier.

Wie gewohnt haben wir auch unsere Spotify-Beatplaylist aktualisiert.

Kovacs The Hun – Mirror World

Zu den wohl umtriebigsten Figuren der ungarischen Musikszene zählt Nándor Kürtössy. Für lokale Acts leitet er seit einigen Jahren das Label Mana Mana, selbst ist er unter einigen Künstlernamen aktiv. Vermehrt sorgt er als Savages für Downtempo/HipHop-Tracks mit Jazz-Einschlag. Sein bisher bekanntestes Werk ist das 2008 unter diesem Alias erschienene Instrumentalalbum „Five Finger Discount“. Erst Ende 2020 veröffentlichte er mit „Jazzpercerk“ ein Album via Beat Jazz International.

Nun geht es in anderen Gefilden weiter. Als Kovacs The Hun releaste er ein Album über über das von Dday One geführte US-Label The Content (L)abel. Während Savages‘ Releases catchiger und heiterer Sample-Sound bieten, geht es bei Kovacs düster und experimentell zu. Ausgestaltet mit Instrumenten und unterstützt durch einige Featuregäste, fallen die zehn Tracks schwer und eigenständig aus. Neben traditionellem HipHop und Score-Charakter dringt besonders Kovacs‘ Leidenschaft für Jazz durch: „At times, Mirror World resembles chamber jazz — or, perhaps, ‘free jazz’ — With brushed drums, lurking horns, and cunning keys providing the backbone. Flavored drops of percussion, turntable scratches, or rhythm hints at contemporary roots, but Kovacs presents something that is outside-of-time. He stretches out on the instrumental tracks, displaying moods that move freely from ominous to reassuring“. Hochwertig und mit viel Liebe zum Detail produziert, zählt „Mirror World“ zu den stärksten Instrumentalreleases des laufenden Jahres.  

Pirmin – Gloom

Dass sich auch Pirmin in düsteren Beat-Gefilden wohlfühlt, zeigte er etwa im vergangenen Jahr auf den beiden „Disconnected“-Instrumental-EPs mit Testa, Spinelly und Mo Cess. Der Tiroler Wahlwiener zählt seit geraumer Zeit zu den aktivsten Produzenten im Labelumfeld von Duzz Down San – und tritt nun auch vermehrt mit Solo-Releases in Erscheinung. Auf die „Bergfuir“-EP folgte kürzlich die „Gloom“-EP, bestückt mit acht neuen Tracks.

Wie der Titel andeutet, sorgt Pirmin für eine Hommage an die Dunkelheit, ihre myteriösen und obskuren Seiten. Der Sound fällt vielschichtig aus und lässt sich schwer in ein bestimmtes Subgenre pressen – auch wenn es einige Konstanten gibt. „Verzerrte Samples und düstere Synthesizer-Klänge treffen auf hämmernde Drums und satte Bässe“, verschafft die offizielle Beschreibung einen Einblick. Abgerundet durch einige Vocal-Samples und teilweise Scratches bewegen sich die eingängigen Beats meist irgendwo zwischen Boombap, Trap und Grime. Sehr schöne EP, die – no na ned – in nächtlichen Stunden besonders reizvoll ist.

Joe Mousepad – JAY3M: SLAP!

Ein möglichst breites Spektrum scheint Joe Mousepad mit seinem jüngsten Werk abdecken zu wollen. „Eight banging new tracks from the Oakland based producer/DJ, exploring sounds from synth wave and cloud hop to trip-hop and trap, boom bap and everywhere in between“, beschreibt sein Label Study Music Group den Startschuss der „JAY3M“-Serie. Und ja, das „Slap“ aus dem Titel trifft durchaus zu. Denn der erfahrene Produzent liefert überzeugendes Material – verspielte Beats mit guten Arrangements und ausgefeilten Drums sind sowieso immer eine Freude. Ein Sonderlob gibt’s für „Tenshu“ und „Guardian“, die fast schon nostalgische Beat-Euphorien wecken. Mal sehen, wann und wie es mit der Serie weitergeht. Genauere Infos dazu fehlen bis dato leider.

Moderator – Midnight Madness

Längst zu den etablierten Namen der internationalen HipHop-/Downtempo-Instrumentalszene zählt Moderator. Der Produzent aus Athen konnte in den vergangenen Jahren dank Alben wie „The World Within“, „Sinner’s Syndrome“ oder „The Mosaics“ nachhaltig Eindruck hinterlassen. Nun geht’s weiter mit „Midnight Madness“ . Gewidmet seinem Faible für Midnight Movies, ziehen sich Vocal-Samples und reichlich nostalgische Film-Vibes durch die groovigen Tracks. Stilistisch sorgt Moderator für ein abwechslungsreiches Programm, zumal sich zu seinen Vorlieben für Psychedelick Rock und Memphis Soul ein Potpourri an Einflüssen gesellt. Ein klassisches Moderator-Album mit einigen unterhaltsamen und düsteren Momenten. „Just as midnight movies bring endless surprises, the tracks on Midnight Madness won’t stop revealing after multiple listens. Moderator’s intricate fusions unfold in exotic layers and there are sinister secrets to discover. These movies play on the turntable, in the nightclub, and inside your head. And you don’t have to wait for the witching hour to have a listen.“ 

EXPEDITion 100 Vol. 9 & 10: Diggy MCDirt – Sven liver Chronicles 2: Muff Draft/ MF Eistee – Swim

Diggy MacDirt und MF Eistee erweitern die neue Vinyl Digital-Reihe „EXPEDITion 100“ um zwei weitere Schmuckstücke. Obwohl Vol. 9 mit über 30, dafür kürzeren Tracks etwas überladen erscheint, wird dieser Umstand durch einige Rapparts und die Sven-Liver-Attitüde ausgeglichen und beide neuen Alben fügen sich gut in die Reihe ein.

Borealism – Whispers in the Wood

Halbwegs erfahrene Instrumental-Heads können oft schon anhand des Cover oder Titels die Richtung eines Album erkennen. Zugegeben macht es Borealism einem mit „Whispers in the Wood“ auch einfach – möchte man meinen. Einige der Tracks fallen in die „organische“ Ambient/Downtempo-Richtung und wirken wohlig-entspannt, ganz so klischeehaft ist das vierte Album des Produzente und Multiinstrumentalisten aus Washington letztlich zum Glück nicht. Denn für die altbekannten Grundeigenschaften geht es ganz schön abwechslungsreich und experimentell zu. Mal sind es glitchige Kopfnicker, dann wieder sehr abstrakte, ruhige und dissonante Klänge, die da ineinanderfließen. Borealism möchte sich im Vergleich zu früheren Werken keine Grenzen setzen – und das tut seinem Sound gut. Sein bisher stärkstes Album, gemastert von Steril One und erschienen via Urban Waves Records.

Systemics – If a Tree Falls

Wenn wir schon bei Bäumen und Blättern auf Covern sind: Systemics hat mit „If a Tree Falls“ nach längerer Auszeit ein neues Album veröffentlicht. Die zehn Tracks des Produzenten aus Bristol, der gelernter Violonist und Pianist ist, fallen traditioneller aus als jene von Borealism, bieten träumerisch-melancholische Sounds mit Instrumental-Arrangements, TripHop-Charakter und Pathos. Weniger spektakulär, hat aber durchaus seinen Reiz.  

Hydrogenii – Final Heap of Sequences

Seit Januar digital zu hören, gibt es das Ende der „Heap of Sequences“-Trilogie seit März auch in einer hübschen weißen Vinyl-Version über Postpartum. Neben neuen Tracks und Kollaborationen mit unter anderem Wilczynski, Moritz Burger oder Eska gibt es auf Hydrogeniis „Final heap of Sequences“ bereits bekannte Instrumentals von Tracks, die auf der EP „Lost Heap of Sequences“ erschienen sind. Ein gelungener Abschluss einer heruasragenden Trilogie.

Pawcut – Pawcuts Vol. 1

Mit „Pawcuts Vol. 1“ startet eine Reihe auf Pawcuts eigenem Label We take Money, bei der er alte und neue, veröffentlichte wie unveröffentlichte Beats kompiliert. Mit Rhythm & Dirt, Dust Hop und Crackle-Fi liefert er eigene Vorschläge der Genrefindung für seinen – you guessed it – staubigen Mix aus LoFi und Boom Bap, die dabei immer seinen eigenen seit jahren etablierten trademark-Sound haben.

Schore Springbeats 2021 | Smonstah – Lost Files

Kaum scheinen die letzten weißen und grauen Tage überstanden, lockt das Wiener Label Schore mit Strandfotos und Urlaubsvibes. Der Anlass liegt dazwischen – denn der Frühling ist nicht nur Zeit für die ersten warmen Tage, sondern auch für die „Springbeats“-Reihe. Bedeutet wie schon in den Vorjahren: Another day, another beat. Definierte Regeln gibt es dabei nicht, Einsendungen diverser Produzent*innen sind erwünscht. Beteiligt haben sich bislang neben einigen frischen Gesichtern auch alte Bekannte wie B.Visible, Ill Eagle, Rx The Shice oder Smonstah. Der in Wien lebende Produzent ist nicht nur Stammgast bei der Reihe, sondern hat Ende März auch via Schore die „Lost Files“-EP veröffentlicht. Dass bei der Einblendung erst „Lo Fi“ und dann die weiteren Buchstaben eingeblendet sind, kommt nicht von ungefähr. Unterlegt mit wiederkehrenden Reisseimpressionen aus Spanien, liefert Smonstah auf sechs Tracks sehr entspannten Beat-Sound.

Dezi-Belle

Releasefreudig wie immer erschienen von Dezi-Belle erneut vier neue Veröffentlichungen, die diesmal stilistisch sehr breit gefächert sind. WOX veröffentlicht mit „State of Mind“ eine vier Tracks starke EP mit starkem BoomBap-Einschlag, während „Home, at last“ von mellow dive und „One way“ von Nice Pajamas eher ruhige, melodische, teils düstere Beats enthalten. Besonders herausragend ist das lange liegen gelassene Projekt „20siebzehn“, das wie der Name verrät bereits 2017 entstand und bei dem die Produzenten LBL, plusma, Flitz&Suppe, dasd und SterilOne in verschiedenen Konstellationen Beats auf dem gleichen Pianosample basierend produzierten und damit zeigen, wie unterschiedlich das Ergebnis mit ein und der selben Ausgangsposition werden kann.

Backwhen – Memory Access

Innerhalb seiner Crew, der Purpleposse, sticht Backwhen durchaus heraus. Klar, der Produzent aus Denver hat in den vergangenen Jahren unter anderem mit Phonk-Beats Erfahrung gesammelt, sich im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen aber nie ausschließlich darauf fokussiert, wie seine regelmäßigen Solotracks zeigen. Das jüngst erschienene „Memory Access“ unterstreicht den Eindruck, dass Backwhen zunehmend seinen eigenen, melodischen 808-Film findet. Die 14 neuen Beats bieten sehr cleane und entspannte Klänge mit Trap-/Electronica-Charakter. Trotz des ein oder anderen Skip-Kandidaten ein schönes Release mit gewissem Suchtpotenzial.

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