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Chaotisch und schwer in Ordnung: Die Orsons im Interview

Chaotisch und schwer in Ordnung: Die Orsons im Interview


Orsons-Collage

Als Die Orsons im Rahmen ihrer „Das Chaos und die Ordnung“-Tour Wien einen Besuch abstatteten, haben wir sie zum Interview gebeten. Obwohl ein wenig Missmut aufgrund des schlechten Vorverkaufs bei den Österreich-Terminen spürbar war, standen die vier ungewohnt ernst und harmonisch Rede und Antwort. Es wurde über Musikgrößen wie die Beatles, Falco und Kamp gesprochen, die Kritik an „Horst und Monika“ thematisiert und die Wiener Wirtshausmentalität angesprochen. Aber auch über österreichische Politik und das „Voluntary Human Extinction Movement“ wurde im Laufe des Gesprächs diskutiert.

Interview: Julia Gschmeidler
Fotos: Alexander Gotter

Inwiefern könnt ihr nachvollziehen, dass ihr öfters als die „deutsche Antwort auf die Beatles“ bezeichnet werdet?
Maeckes: Überhaupt nicht, das ist vollkommen übertrieben – wir sind nur auch vier.

Kaas: Ich kann es sehr gut nachvollziehen, weil wir es in jedem Interview sagen, dass wir sie sind, aber das ist auch der einzige Zusammenhang glaube ich. Ne, also mal ohne Quatsch: wir haben diesen Vergleich gestartet, weil wir zu viert sind, das war der einzige Grund. Aber beim zweiten Album haben wir dann angefangen, uns mehr für die Beatles zu interessieren und ich  habe mich dann wirklich informiert was die wichtigsten Alben und Songs sind. Die Songs, die ich bisher kannte waren zwar voll gut, aber immer die Überhits wie „Yesterday“ oder so ein Scheiss. Als ich mir dann die Alben angehört habe, habe ich auch überviele Parallelen zu den Beatles entdeckt, einfach von der Grundmessage, die die verbreitet haben. Ich wusste gar nicht, dass das so nah an dem dran ist, was wir machen. Es gibt so viele Songs, die auch Orsons-Songs sein könnten, ernste Songs, tiefsinnige Songs, übelste Quatschsongs wie „Yello Submarine“. Für mich immer noch einer der größten Orsons-Songs von den Beatles ist „I am the Walrus“, wo die einfach „I am the Walrus, I am the Eggman, whoop whoopiooh“ singen, das ist als hätten wir das geschrieben. Ich finde wir schwingen ein bisschen unfreiwillig und total automatisch auf einer ähnlichen Frequenz, nicht was den Erfolg angeht, aber wenn man den Spirit und die positiven Vibes vergleicht.

Maeckes: Wir sind die Reinkarnation von John Lennon.

Vielleicht war es bei den Beatles ja auch wie bei euch, ihr meintet auf jeden Fall, dass ihr euch überhaupt nicht leiden konntet, bevor ihr euch näher kennen gelernt habt. Was hat diese Meinung geändert?
Plan B: Eine Tour, bei der wir in einem Neunsitzer zusammengepfercht saßen und uns wohl oder übel unterhalten mussten und gemerkt haben: Hey, Moment, die haben ja auch ganz witzige Beiträge. Und da Humor bei uns einen hohen Stellenwert hat und wir uns doch ganz cool fanden, haben wir uns ineinander verliebt.

Es gibt ja die Geschichte von Kaas, wie er versucht hat euch zum neuen Album zu überreden. Welche Überzeugungskunst wird es beim nächsten Album geben müssen und wer wird sie ausführen?
Kaas: Ich glaube ja wirklich, dass einer von uns yakuzamäßig seinen Finger verlieren muss. Ich weiß nicht, ob ich es sein werde, ich könnte ihn auch echt loswerden.

Maeckes: Kaas ist nun mal der größte Motivator und er hat auch die geringste Grenze, was so Zeug angeht.

Kaas: Mein Projekt ist ja alle Scham zu verlieren.

Ihr sagt ja auch von euch selbst, dass ihr wie Yin und Yang seid. Wie kann das im Studio funktionieren?
Maeckes: Zwischenmenschlich sehr schlecht, musikalisch schon okay, aber wenn wir kreativ sind, ist das echt anstrengend. Tua und ich sind so auf einer Wellenlänge und können sofort einen Song anfangen und dann sind die anderen beiden oft genervt von unserer Verfriemeltheit oder so. Andersrum finden wir viele Sachen blöd. Dann gibt es auch noch andere Konstellationen,  da finden Tua und Bartek was gut und Kaas und ich finden das dumm. Also irgendjemand findet es immer dumm – egal was man macht. Diese wenigen Momente zu finden, die alle gut finden, ist halt selten.

Kaas: Nicht weil man einen Kompromiss finden muss, sondern einfach weil man zu viert ist. Neulich habe ich das erst erklärt mit dem Beispiel Zimmer einrichten: Man ist unter Freunden, zieht dann in die gleiche WG und alle wollen das Wohnzimmer einrichten und jeder will was anderes. Der eine sagt er will eine schwarze Couch, ich will eine blaue, eine lila Couch und dann muss man solange suchen, bis alle zufrieden sind.

Plan B: Am Ende steht da ein gelber Sessel..

Kaas: ..mit dem alle gerade so leben können. Keiner hat Bock da herumzuchillen, jeder geht wieder zurück in sein Zimmer.

Und warum muss man Tua immer erst überreden, dass er ins Studio geht?
Plan B: Man muss ihn nicht überreden, dass er ins Studio geht, man muss ihn nur lange Zeit auf den Orsons-Dampfer bringen, im Studio ist er sowieso die ganze Zeit.

Maeckes: Tua wohnt im Studio.

Tua: That might be true..

Ihr wart ja erst vor kurzem beim Bundesvision Songcontest vertreten. Wieso habt ihr euch für den umstrittenen Song „Horst und Monika“ entschieden?
Kaas: Weil wir dachten, dass der den meisten Eindruck macht und am meisten auffällt. Wenn du 18 Songs hast, die von Liebe und irgendeinem Scheiss handeln, so Pop-Söngchen halt, dann macht es am meisten Eindruck, wenn man mal ein Thema anspricht, das vielleicht ein bisschen tiefer geht.

Ihr habt euch im Anschluss auf eurer Facebook-Seite den Anschuldigungen von ATME gestellt und eure Sicht der Dinge klar publiziert, welche Reaktion kam von Monika Strub persönlich?
Kaas: Sie hat auf jeden Fall positiv darauf reagiert. Es war ihr halt ein Anliegen, dass das richtig gestellt wird und dass die missverständlichen Zeilen des Songs einmal klar positioniert werden und danach war alles cool. Wir haben uns auch mit ihr getroffen und ein bisschen gequatscht, alles super.

Wie kann es eurer Meinung nach denn überhaupt zu so einem radikalen Sinneswandel kommen?
Kaas: Also bei ihr war es so, und das hat uns glaube ich auch so fasziniert an der Geschichte, dass sie aus einer relativ bildungsarmen Familie kam und dann in einem Umfeld aufgewachsen ist, das sie dann in diese Richtung gedrängt hat. Und in dem Moment, wo sie angefangen hat klüger werden zu wollen, indem sie mehr Bildung genossen hat und sich gedacht hat, ich mach jetzt noch eine Ausbildung und geh jetzt noch einmal zur Schule und will mehr wissen über die Welt, ist ihr aufgefallen „das ist total dumm, was ich gedacht habe die ganze Zeit“ und hat angefangen, sich in der politischen Richtung zu wandeln. Ich finde das ist ein wunderbares Beispiel und zeigt auch, dass das alles viel mit dem Bildungsniveau zu tun hat.

Tua: …und natürlich mit der Transsexualität. Wie kannst du, wenn du selbst ein Teil einer diskriminierten und gehassten Gruppe bist, dann noch den politischen Idealen hinterherlaufen, die das hassen – ein ganz logischer Zusammenhang. Du kannst ja auch schlecht ein schwarzer Nazi sein, zum Beispiel. Wenn du dann irgendwann bemerkst, dass du schwarz bist, oh Mist. Nazis sind oft ein Auffangbecken für Deppen.

Plan B:  Auffangbecken für Deppen, so heißt unser nächstes Album.

Tua: Auffangbecken klingt aber ein bisschen nach Güllegrube, which is kind of weird.

Kaas, bei deinem Video zu „Amok Zahltag“ hagelte es ja auch Kritik, weil kurz nach der Veröffentlichung der Amoklauf an einer Schule in Winnenden stattgefunden hat. Wie hast du dich damals gefühlt?
Kaas: Also anfangs war es total schockierend, als das passiert ist. Die ersten Gerüchte waren ja auch, dass der Typ das Video gesehen hatte, das war schon sehr intensiv und ich wollte im Erdboden versinken, weil ich dachte: Ok krass, ich habe einen Song gemacht und jetzt ist das mit so einer Tragödie verbunden im wahren Leben, obwohl meine Absichten waren, genau so etwas im Endeffekt zu vermeiden, das war übelst krass. In den ersten Tagen habe ich echt gar nichts mehr gerafft und habe gedacht: ok, wenn das stimmt, dann weiß ich nicht, wie es weitergehen soll. Total verloren habe ich mich gefühlt. Es war auch wirklich merkwürdig, Saurons Auge zu spüren. Ich weiß noch, wie ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, gleich kommt eine Bauernmeute mit Heugabeln und Fackeln vor mein Haus und die wollen mich lynchen, das ist total hängen geblieben in mir, das war echt krass…

Abgesehen von Monika habt ihr ja noch einer anderen bekannteren Persönlichkeit einen Song gewidmet, nämlich Kim Kwang-Seok. Warum habt ihr das Video dazu damals in Wien gedreht?
Maeckes: Weil ein Freund von uns, der eigentlich aus unserer Ecke in Deutschland kommt, nach Wien gezogen ist und der war der Regisseur. Der hat gesagt: hier ist das Konzept, kommt in Wien vorbei und dann drehen wir das hier, Stephan Richter heißt er. Da waren wir dann an einem Wochenende da und haben das echt low, low, low budget gedreht damals und wir haben selten so gefroren wie da am Donaukanal, als wir die Anfangsszenen gedreht haben. Ich weiß nicht, welche Jahreszeit das war..

Tua: …es war später Sommer.

Plan B: Es müsste so August gewesen sein.

Maeckes: Alle waren oben ohne und wir haben so gefroren aufgrund unserer kalten Herzen.

Kaas: Es war wirklich tatsächlich mein persönlicher kältester Moment in meinem Leben und ich bin dankbar, dass ich so ein Leben habe, in dem das mein kältester Moment war. Aber das war echt scheiss kalt, das hat sich richtig eingebrannt bei mir. Ich weiß noch, wie wir nachher in dieses Café gegangen sind und diese Suppe gegessen haben. Das war so eine Erlösung, wie so die Wärme durchgekommen ist durch die Kälte.

Tua: Da habe ich das erste Mal Bekanntschaft mit der Wiener Servicefreundlichkeit gemacht, dass man reinkommt und sich vom Gefühl her quasi entschuldigt, dass man da ist. Es war schon spät und die Kellnerin genervt, aber dann beim Rausgehen lässt sie noch Kurze springen, weil man ja so freundlich war. Ok krass, ihr Österreicher seid eigentlich ein geiles Volk.

Bei den Outtakes zu dem Video steht Tua vor einem H.C. Strache Plakat und streckt den Mittelfinger in die Kamera. Wie stark sind die österreichischen rechtsradikalen Auswüchse in Deutschland zu spüren?
Maeckes: H.C. Strache und Haider kennt man, aber sonst kriegt man da nichts mit.

Tua: Ich war vor zwei Jahren in Österreich und da war ich echt krass schockiert über die Plakate, die sind noch eine Stufe ätzender als bei uns in Deutschland: „Daham statt Islam“ fand ich toll, „Abendland in Christenhand“ fand ich toll und da gab es noch so ein paar, irgendwelche finsteren Dinger auf jeden Fall.

Vor „Kids“ hat Maeckes ja auch eine Zeit lang in Wien gewohnt. Wie ist es dazu gekommen und hast du außer Gerard noch andere Wiener Rapper kennen gelernt?
Maeckes: Kamp natürlich und unzählige andere Rapper. Weil wenn man nach Wien kommt, geht das ja ganz schnell, man ist zwei Wochen da und kennt die ganze Wiener Rapszene, man hat wirklich mit allen mal einen getrunken und so, das ging wirklich so ratzfatz, ich könnte jetzt gar nicht alle aufzählen. Ich bin hierher gekommen, weil ich raus aus meinem gemachten Nest wollte, ich wollte irgendwohin, wo ich von neuem anfangen musste. Da ich ja auch österreichische Wurzeln habe, dachte ich mir ich schau mir Wien mal an.

Was verbindest du mit Falco? Immerhin hast du zwei Hommagen an ihn geschrieben.
Maeckes: Das ist der erste deutsche Rapper, der größte österreichische Popstar, tolle Texte. Ich find Pop ziemlich oft ziemlich scheisse, aber in dieser verquerten Art, in der Falco das gemacht hat, find ich das echt gut. Diese riesigen, kitschigen Refrains, aber mit diesen komischen Geschichten wie bei „Jeanny“ oder sonst irgendwas, davon bin ich echt Fan. Ich habe mir das immer alles gerne angehört und ich mag auch diese Kunstfigur, mir gefällt das ganze Konzept. Ich bin ein großer Falco-Fan.

Plan B: Ich find „Junge Römer“ am krassesten. (singt)

Bei „Verglast und Zugemauert“ hast du ja den österreichischen Dialekt ja auch ganz gut drauf.
Maeckes: Ja, aber nur für Deutsche. Wenn ich hier in Österreich so mein Pseudo-Österreichisch rede, dann ist klar, dass ich Piefke bin. Als ich in Wien gewohnt habe, habe ich das auch nur gemacht, wenn ich um vier Uhr morgens betrunken am Würstelstand war, da habe ich gedacht ich kann Dialekt reden, aber sonst habe ich eigentlich ganz normal Hochdeutsch geredet.

Tua: Du meinst Schwäbisch-Hochdeutsch.

Tua war bei Royal Bunker und Deluxe Records, Kaas bei Optik Records. Die Labels haben alle zugemacht und ihr musstet euch immer wieder neue suchen.
Tua: Mein nächstes Ziel ist Chimperator auch zum Zumachen zu bringen.

Wie stehen die Chancen, dass ihr noch länger bei Chimperator bleibt?
Maeckes: Tua macht alle Labels kaputt.

Tua: Ich geh da hin, nach mir die Sintflut. Ich glaube Chimperator wird erstmal nicht zumachen.

Plan B: Ich glaube die machen noch mehr auf!

Tua: Außerdem hat man ja inzwischen so viele Acts gesignt, dass man gerade quasi nur durch den Eigenverkauf, also wenn jeder Act eine CD von einem anderen Act kauft, schon eine Million Verkaufte hat, super Konzept. Bartek mochte das.

Plan B: Ich mochte das sehr, die Philosphie fand ich auch krass.

Maeckes: Ihr seid solche Hater..öffentlich haten ist doch behindert – aber auch cool.

Tua: Ich find es lustig.

Plan B: Das ist wirklich lustig und das war doch eine gute Theorie, das wär doch voll die gute Idee.

Maeckes und Plan B, ihr habt euch beim Freestylen kennen gelernt. Wie wichtig ist euch diese Form des Rap heute noch?
Maeckes: Betrunken auf Touren – bis auf diese Tour, da haben wir echt nicht gefreestylt, aber normal auf Tour, wenn man so lange Busfahrten hat, betrunken ist und irgendjemand macht Beats an, dann wird gefreestylt. So taucht das noch auf bei uns, aber sonst ist Freestyle verkümmert.

Tua: Man freestylt halt immer bei den Soundchecks, wenn man den Technikern und anwesenden Menschen irgendeinen Unsinn über den Tag, oder was gerade passiert erzählt, das stößt immer auf viel Gegenliebe und ansonsten hasse ich das, wenn man nur Scheisse redet. Nein, natürlich nicht, aber ich schreibe schon lieber Songs.

Abgesehen vom Songs Schreiben haben Maeckes und Plan B auch ein Theaterstück geschrieben, das sich „Rap Up Comedy“ nennt. Was kann man sich unter diesem Begriff vorstellen?
Maeckes: Gar nichts mehr, wir haben aufgehört. Das war eine Mischung aus Bühnenschauspiel, Performance, Stand Up Comedy, dadurch auch Rap Up Comedy, Rap- und Musikelementen, Kleinkunst im Allgemeinen, eine riesenlange Performance eigentlich.

Kaas: Also für mich war es immer ein lustiges Theaterstück mit Rap von Rappern, aber das klingt so beleidigend. Eher Schauspieler, die auch rappen können, machen ein Theaterstück, das lustig ist. So habe ich das empfunden als Zuschauer, das war echt gut.

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Casper hat letztens erst getweeted, dass er Tuas „Grau“ LP noch immer fühlt, wie beim ersten Mal hören. Wie wichtig ist einem das Urteil von Musikerkollegen?
Tua: Also wichtig nicht, aber ich freue mich natürlich. Es ist jetzt nicht so, dass ich da was ändern würde, aufgrund des Urteils von irgendjemanden, aber es ist natürlich schön, wenn jemand etwas Nettes schreibt. Casper speziell hat ja damals das schon ends abgefeiert und fand es richtig geil. Aber es ist natürlich sehr nett, ich freu mich.

Du spielst des Öfteren in Wirtshäusern und gibst dann wieder Workshops in der Jugendvollzugsanstalt. Was davon ist spannender für dich?
Tua: Wirtshäuser.

Plan B: War das nicht cool in der JVA?

Tua: Cool ist was anderes. Ich habe das ja auch schon in Reutlingen gemacht beim Zivi. Also bei einem Workshop in der JVA ist es nicht unbedingt so, dass man krass viel Wissen vermitteln kann, sondern da muss man auch sehr pädagogisch einwirken und das hasse ich irgendwie. Ich arbeite lieber mit Leuten, die auch Bock haben, oder die auch wirklich Interesse haben und nicht mit Leuten, die man quasi an allen Enden und Ecken disziplinieren muss, obgleich mir das vom Moralischen her gefällt. Und ich will das auch weiterhin machen, irgendwelchen perspektivlosen Leuten wenigstens ein paar Tagen lang aufzuzeigen, was man halt alles machen kann, wenn man sich mit etwas länger beschäftigt. Aber das ist schon Arbeit irgendwie, also man darf das nicht unterschätzen. Das ist keine Popakademie mit Leuten, die eh Bock haben was zu machen, sondern das ist schon richtig Arbeit. Deswegen auch allergrößten Respekt an die Leute, die das machen.

Wie ernst glaubst du meinen die Leute von dem „Human Development Extinction Movement“ ihre Bewegung?
Tua: Ich weiß es nicht genau. Also es gibt so eine ähnliche Seite, da ging es um Wege, wie man die Erde zerstören kann, das ist glaube ich satirisch und ungleich unterhaltsamer. Bei denen weiß ich es nicht so recht einzuschätzen, aber im Grunde ist das eigentlich auch egal.

Kaas: Was haben die denn gesagt? Ich kenne das gar nicht.

Tua: Das ist so eine Organisation, ob pseudo oder wirklich ist auch egal, und im Endeffekt gibt es auch gar keinen Verband in dem Sinn, und die sagen: hey Leute, kriegt keine Kinder mehr, weil wir werden zu viele. Also freundliches Aussterben der Menschheit durch Nichtgeburt.

Kaas: Find ich super.

Maeckes: Klingt auf den ersten Blick echt gut.

Kaas: Aber da steckt schon was dahinter.

Tua: Deswegen finde ich das ja auch gut, dass es so etwas gibt und man einen strangen Blickwinkel kriegt und dann darüber diskutiert. Es geht ja nicht darum, keine Kinder zu kriegen, sondern darum, dass man vernünftig mit der Natur umgeht, ob mit oder ohne Kinder, scheissegal.

Kaas: Ja, da hast du Recht, das stimmt.

Tua: Dann muss man sich halt so auf der Erde platzieren, dass man auch mit so vielen Menschen klar kommt und das kann man locker schaffen. Das Problem ist ja nicht die Anzahl der Menschen, sondern wie sich diese Menschen, also explizit wir Mitteleuropäer, Amerikaner und Co, die westliche Welt und die Chinesen auch, die Industrienationen allgemein, behindert benehmen. Und das Ding ist, wenn wir irgendwann raffen und aus moralischen Gründen sagen, wir können das nicht mehr machen, dann zieht wahrscheinlich irgendwann die Dritte Welt hinterher, bei denen das noch gar keine Rolle spielt und dann ziehen die das dann mal einige Jahre durch.

Es gab laut Twitter einen internen Tour-Remix-Contest zu „Lagerhalle“ bei euch. Wer hat den gewonnen?
Maeckes: Den hat unser Lichtmann Burger gewonnen, der ein Mashup gemacht hat, nämlich von Lagerhalle und irgendeinem Lied von Green Day und das ist so absurd, dass es leider gewonnen hat, da konnten die besten Remixe und die coolsten Produzenten nicht mithalten, Burger hat das Ding gewonnen.

Kaas: Burger gewinnt alles. Bitte das auch im Interview erwähnen, dass Burger der krasseste Typ ist.

Tua: Burger hat mein MPK Mini repariert, als es kaputt war.

Kaas: Burger hat alles repariert, er hat auch kurz die Welt repariert, er ist gerade dabei, dauert nur noch ein bisschen.

Tua: Das ist auch das Problem für die Human Development Extinction Movement, weil Burger will einfach alles reparieren und dann haben die ganz wenig Argumente.

Wie war es bei der Tour von Herbert Grönemeyer dabei zu sein? Konntet ihr viel von ihm lernen oder er von euch?
Kaas: Also ich habe von ihm gelernt, wie man nur drei Minuten vor der Show hinkommt und eine Sekunde nach der Show wieder abhaut. Das fand ich sehr gut und bin auch gerade dabei, das in meinem Alltag umzusetzen. Ansonsten hat man natürlich riesige Bühnen und vor 40.000 Menschen zu spielen kennen gelernt.

Tua: Was bei uns nicht so oft bei den Konzerten davor vorkam.

Plan B: Eher so 40.

Kaas: Und wir kommen acht Stunden vor der Show und gehen zwölf Stunden nach der Show. Aber es war schon krass. Auch einmal so eine große Produktion kennen zu lernen. Am ersten Tag war es für mich total eindrucksvoll: statt einem Bus zehn Tourbusse, 25 Laster und ein Team, das man am Ende der Tour noch nicht kannte, weil das so viele Leute waren, eine kleine Stadt.

Tua: Die haben tatsächlich auch drei Bühnen gehabt, die sie schon im Vorfeld aufgebaut haben. Man hat  dann in einer Stadt gespielt und zwei Tage im Vorfeld im übernächsten Ort schon aufgebaut, völlig krass welches Level an Produktion das ist,  das war schon interessant. Eine super Zeit hatten wir, weil Sommer war und wir mit unserem Bus durch die Gegend geheizt sind, überall Sonne. Und wir mussten auch nicht viel tun, wir sind ja nur dort hingekommen, haben Soundcheck gemacht und dann irgendwie eine halbe Stunde Show, war schon irgendwie urlaubig.

Kaas: Für mich war es interessant, weil ich so das Level so nahe kennen gelernt habe und jetzt genau weiß, wo ich hin will mit meiner Musik.