"The hardest thing to do is something that is close…
Seit einigen Jahren treibt GHOSTEMANE im Internet sein Unwesen – und wird dabei mittlerweile von Hunderttausenden Fans begleitet. Der Weg zum Erfolg führte über die Streamingplattformen Bandcamp und SoundCloud, über die GHOSTEMANE ein Tape nach dem anderen hinausballert (bei SoundCloud trifft dies weiterhin zu). Erinnert ein wenig an Bones oder die $uicideboy$, die ähnlich klug mit den Mechanismen der veränderten Musiklandschaft hantieren. Auch stilistisch existieren oberflächlich zu den beiden Genannten Anknüpfungspunkte, die im Detail aber doch zu gravierenden Unterschieden führen. Will man unbedingt nach musikalischen Brüdern im Geiste suchen, wird man neben seinem Homie Ramirezam ehesten beim vergangenes Jahr verstorbenen Lil Peep (R.I.P.) fündig; wobei, bei allem Respekt, Lil Peep wie die Disney-Version von GHOSTEMANE wirkte (die beiden waren jedoch gemeinsam in der von Ex-Raider-Klan-Member JGRXXNgegründeten SCHEMAPOSSE). GHOSTEMANE ist nämlich schlichtweg Hardcore, da herrscht kein Zweifel.
Seine primäre musikalische Sozialisation fand der Musiker aus West Palm Beach, Florida, passenderweise auch gar nicht im Rapbereich vor, sondern in der lokalen Hardcore-Szene. Die Nähe zu diversen Spielmitteln des Hardcore-Punk bestimmt zugleich seine Musik, sind es vor allem Gruppen wie die Grindcore-Band Full of Hell (deren 2017er-Album „Trumpeting Ecstasy“ ist ein heißer Tipp) oder die Screamo-Band Circle Takes The Square („As the Roots Undo“ ist hier empfehlenswert), die GHOSTEMANE als Vorbilder bezeichnet, was sich auch in der Ästhetik seiner Videos widerspiegelt. Rap selbst höre er hingegen kaum.
Aber GHOSTEMANE ist trotz allem nun einmal Rapper. Und sogar ein ziemlich guter. Technisch rappt er stark, wenngleich seine nasale Stimme mancherorts für Verständnisprobleme sorgt. Die Lyrics sind dabei zwischen Horrorcore der Marke „Mystic Stylez“–Three 6 Mafia, Al Kapone, 196 Clique oder Lil Terror – also Musik, die im Memphis der 90er-Jahre aufkochte und die konservative Bürgerschicht in den Staaten schockte – und Black Metal angesiedelt. Depressionen, Tod, Suizid, Satanismus/Okkultismus, Mord, Sex umreißen die Sphären, in denen die Texte GHOSTEMANEs abtauchen. Harter Tobak, der jedoch bei der Jugend ankommt. Ein Blick auf die YouTube-Klickzahlen genügt.
Will man als Unkundiger einen ersten Blick in das GHOSTEMANE-Universum werfen, bietet sich seine neue Video-Split-Single zu „Rake/Hexada“ dafür an. Als Genrebezeichnung spricht in den YouTube-Kommentaren jemand von „Industrial Trap Metal“, eine eigentlich sehr treffende Charakterisierung. Düster und knüppelhart sind schließlich Sound und Lyrics, heißt es in „Rake“ beispielsweise „Fuck till my dick fall off, aye/Ate her till my face went numb“. Puh. Das Video zeigt einerseits Mitschnitte von einem Konzert GHOSTEMANEs, andererseits seine Performance auf einem Friedhof in Prag. Eben Hardcore, daran besteht kein Zweifel. Beide Nummern entstammen dem Album „Hexada“, das noch vor wenigen Monaten auf Bandcamp verfügbar war, bevor jemand seine Künstlerseite hackte und sie GHOSTEMANE mit allen Inhalten anschließend ins virtuelle Nirvana schoss. Ein Schock für die Fans, wie man beispielsweise auf Reddit nachlesen kann.
„Hexada“-Stream:
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