Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute…
Zum Abschluss ihrer Tour stampfte der Schweinehund ins Wiener Werk X-Eldorado in der Innenstadt, um das neue Album „Die Rückkehr des Untiers“ zu feiern. Nachdem bei den Tourstopps in den Bundesländern eher weniger Leute gekommen sind, zeigt das HipHop-Wien sich von seiner interessierten Seite. Durch grüne Nebelschwaden gekämpft, eröffnen die Hosts Johnny Aitsch von der Wienzeile und Fozhowi den Abend und kündigen den ersten Rapper als „einer der dopesten MCs Österreichs“ an: Kardinal Kaos aka Der goldene Beasch von den Mostheadz. Gemeinsam mit DJ Zeilomat rappt er über teils jazzige, teils G-funkige Beats, die hauptsächlich von Kardinal Kaos selbst stammen. Schade, dass Mostheadz-Partner Woldow gerade wie viele andere im Skiurlaub ist – was wohl auch dem Termin zu Beginn der Semesterferien geschuldet ist. Dazu kommen noch Soundprobleme – der Raum in Schlauchform wird nicht bis hinten beschallt, den Text zu verstehen fällt schwer und dann kapituliert auch noch das Mikrofon. „Des Mic is Scheiße, wir hobn vorher scho das Kabel tauscht„, zeigt sich der MC sichtlich genervt. Zum Schluss noch eine Überraschung: Obwohl der Originalbeat fehlt, wird Kardinals Feature-Track „Feine Zeit“ auf Monobrothers Album „Haschgiftspritzer“ angespielt. Leider ohne Part von Mono, obwohl dieser im Publikum gewesen wäre.
Drk Poet, Fozhowi und Alligatorman beginnen mit „Interessenskonflikt“ vom „VooDooZoo“-Album und starten damit gleich auf Engergielevel hundert. Bei den Doubletime-Parts versteht man dann aber leider sogar in Boxennähe keinen Text mehr, auch die Auffoderung von Drk Poet, das Licht auf der Bühne dunkler zu machen, bleibt lange unerhört. „Verdammte Scheiße!“, echauffiert er sich. Die ganzen technischen Probleme hindern die beiden MCs aber nicht daran, eine ausdauernde, dynamische Show abzuliefern. Neben neuen, noch unbekannten Songs, fehlen auch Klassiker wie „Soma“ oder „Vogelfrei“ nicht.
Mit Schweine- und Hundemaske verhüllt stolpern schließlich Kreiml und Samurai auf die Bühne. Samurai prostet mit Bier den Leuten aus der ersten Reihe zu, Kreiml greift lieber gleich zur Whiskey-Flasche. Nach dem Opener „I was vo nix“ folgt passenderweise der Wienzeile-Song „Vakodat„. „Irreal geil“, lobt Kreiml schon zu Beginn die Euphorie des Publikums und erwähnt, dass sie es nicht mehr gewohnt seien, vor so vielen Leuten zu spielen. Samurais Antwort ist ein Rülpser ins Mikrofon. Neben den Tracks aus ihrem neuen Album (Review) geben die beiden einen Überblick über ihr bisheriges Schaffen aus Wienzeile-Zeiten („Zukunftsvisionen“) und ihrem letzten Album („Lächerlich„, „Teddybär„).
Dafür haben sie auch einige Feature-Gäste mit dabei: Monobrother für „Der Wurm“ und den Heurigen-Hodern „D.B.M.W.“, die Nashörner Drk Poet und Fozhowi, 5Finga und Digga Mindz sowie Wienzeile-Kollegen Big Bang und Johnny Aitsch. Nur die Grazer von siebzig prozent sind nicht dabei. „Das ist die fetteste Crowd, vor der wir je gespielt haben“, betont Kreiml noch einmal und fängt damit ganz gut die Stimmung ein. So viel Euphorie, dass ihnen des Öfteren die Luft ausgeht – da wären ein paar Ansagen zwischen den Tracks als Verschnaufpausen sicher nicht verkehrt gewesen. Auch wundert es, dass sich an dem Abend kein Musiker zum zeitgleich stattfindenden HipHop-Ball äußert. Das Publikum stört das nicht. Anscheinend haben sie sich eine kleine Fanbase aufgebaut, die die Texte auch mitgrölen kann – was schon bei der Honigdachs Labelnight im B72 aufgefallen ist. Die Platten und CDs am Merchandise-Stand sind dementsprechend bald vergriffen.
Fazit: Frenetische Auftritte von Österreichs Rap-Elite, leider geschwächt durch eine schwache Akustik. Ein äußerst gut gelauntes, durchgemischtes Publikum, zu wenig Bier, fliegende Handtücher und Präsenz von fast allen Feature-Gästen. Da wünscht man sich einen Auftritt des gesamten Honigdachs-Lagers, inklusive kompletter Wienzeile-Mannschaft.
Mitarbeit: Jan Braula
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Liebt deutschsprachigen Rap und Taylor McFerrin. In jeder freien Minute verbessert sie, hievt Beistriche wieder auf ihren richtigen Platz und hält die ganze Bande mit liebevoller Strenge zusammen. Nach dem Dienst im KURIER-Newsroom hört sie dann eine Zugezogen-Maskulin-Platte zum Einschlafen.