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Über das Gift der Gesellschaft: Little Simz mit „Venom“ @ COLORS // Video

Über das Gift der Gesellschaft: Little Simz mit „Venom“ @ COLORS // Video

Foto: Nicolas Jerry

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die 25-jährige Britin Little Simz ihr drittes und bis dato künstlerisch ausgereiftestes Album „GREY Area“. Gemeinsam mit Produzent und Jugendfreund Inflo in Los Angeles aufgenommen, versammelt sie auf „GREY Area“ zehn Tracks voller profunder Botschaften. Ausgestattet mit hohem Energielevel, thematisiert Little Simz über die detailverliebten Beats ihres Kompagnons politische Themen ebenso wie Mental Health, Feminismus, Rassismus oder eigene, schmerzliche Verlusterfahrungen.

Für Little Simz ist dieses Album deswegen mehr als bloß ein Stück Musik. Sondern „Therapy“, wie passenderweise ein Titel auf dem Album lautet. Diese Bedeutungsschwere erklärt die Unsicherheit, die Little Simz noch über die Live-Fähigkeiten der neuen Songs verspürt. Die Gefahr, auf der Bühne nicht verheilte Wunden aufzureißen, ist schließlich gegeben, so die Rapperin kürzlich gegenüber The Guardian.

Welche Emotionen sie mit den Songs verbindet, zeigt nun auch ihr insgesamt zweiter Auftritt für das YouTube-Format „COLORS“. Mit einer augenscheinlichen optischen Veränderung im Vergleich zum Vorjahr: Wählte sie für „Backseat“ aus dem Album „Stillness in Wonderland“ einen hellblauen Hintergrund, taucht sie die Umgebung für „Venom“ nun in Dunkelgrün. Eine Farbe, die vortrefflich zur Stimmung des Songs passt.

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„Venom“, der kürzeste Song aus „GREY Area“, ist aus mehreren Gründen besonders imposant geraten. Im Zentrum steht das Thema Mental Health, wird der Song mit der Line „Life sucks and I never tried suicide“ eröffnet. Doch auch das Gift des gesellschaftlichen Sexismus bekommt im Song prominente wie scharfsinnige Abhandlung. Musikalisch beginnt der Song mit durch Mark-und-Bein dringenden Strings, über die Little Simz in TGV-Geschwindigkeit rappt. Danach setzt ein Beatdrop ein, der besser gar nicht platziert werden könnte. Und die Performance? Ein Blick in das Gesicht von Little Simz reicht, um zu merken, welch Anliegen ihr jede einzelne Zeile ist.