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„Wir haben 1A-Schnitzel gefressen“ // MC Bomber live

„Wir haben 1A-Schnitzel gefressen“ // MC Bomber live

Battlerap-Fans haben sich diesen Freitag ganz dick im Kalender markiert, gastiert das Berliner Proletik-Signing MC Bomber in Wien. Dabei kommt er nicht alleine, sondern hat auch seinen Kollegen Mista Meta mit im Gepäck, der die Rolle als Voract übernimmt. Das „Flex Café“ ist ausverkauft und dennoch ist es eine kleine verschworene Gemeinschaft, die sich zu dieser späten Stunde versammelt hat, um dem Berliner Battlerap zu fröhnen.

Fotos: Alex Gotter

Um knapp 21 Uhr eröffnet der Zuhälterrapper Mista Meta das Konzert und heißt das Publikum willkommen. Gänzlich ohne Back-up präsentiert sich der im weißen Shirt und schwarzer Hose gekleidete Unternehmer in guter Form. Zwar liegen bereits mehr als ein gutes Dutzend Auftritte hinter der Entourage, von Müdigkeit merkt man aber nichts. Ebenso nicht beim Wiener Publikum, das hochmotiviert ist und beim Vollenden der Sätze mithilft. Der Frauenanteil ist heute auf ein Mindestmaß reduziert, konservative Schätzungen gehen von einem Männeranteil jenseits der 80 Prozent aus, Maskulinität wird heute groß geschrieben. Während des halbstündigen Warm-ups gibt es Altes und Neues von Meta auf die Ohren. Textlich zwar weit unter der Gürtellinie, doch für echte Upstruct-Fans ist Sexismus eine Kunstform. Nach Klassikern wie „M.E.T.A“ und Hoodbrechern „Mein Trainer“ ist das Publikum heiß gelaufen. Meta verabschiedet sich kurzerhand vom Publikum und kündigt eine Verschnaufpause an.

 

Aber Überraschung: Diese Pause kommt nicht. Stattdessen erscheint MC Bomber plötzlichst gröhlend und im grünen Sportpolo auf der Bühne. Das Konzert startet wuchtig und schließlich gibt es bedingungslosen „Actionrap“ – zwar ohne Tiger, aber dafür mit viel Action. Die Crowd freut sich sichtbar, der Pogokreis durchnässt die Kleidungsstücke der Besucher von innen mit Schweiß und von außen mit Bier. Gekifft wird heute nur sporadisch, für Bomber ist Cannabis nämlich „Versagerkraut“. Das Publikum sieht das ähnlich.

 

Die Richtung des Events ist selbst für den ungeübten Konzertgänger relativ schnell klar. Es geht schnell und hart nach vorne. Der Themenkreis ist klein, alles kursiert um „Feiern und Ficken“. Die Freude über die Anwesenheit in der „Kaiserstadt“ wird mehrfach betont und mit Vino Bianco begossen. „Ich freu mich in Wien zu sein. Wir haben ein 1A-Schnitzel gefressen mit Preiselbeeren“, skandiert MC Bomber ebenda. Es folgt der thematisch passende Track „Das Große Fressen“ – Bomber kann Überleitungen.

 

Knapp die Hälfte der Show ist vorbei und das Konzert entwickelt sich allmählich zu einem großen Saufgelage. Aus dem Publikum wird Hochprozentiges aus der Heimat serviert. Im „Flex Café“ geben sich heute Alkoholiker die Pulle in die Hand. „Erst war es mystisch, jetzt wird es dionysisch“, stellt Bomber fest – Nietzsche lässt grüßen und Bombers Interesse für die Geisteswissenschaften blitzt kurz hervor. Zwar ist Atze Shacke One heute nicht dabei, dennoch darf sich das Publikum über „Taubensohn“ und „Mastermind“ freuen.

 

Mit den Worten „Ich bitte nun einen sehr fiesen Zuhälter auf die Bühne“ zaubert MC Bomber Mista Meta hervor. Gemeinsam performen sie „104CHB“ vom „P-Berg Battletape 4“. Nach „Keine Wissenschaft“ und einem kurzen Ausflug in die Natur („Waldgang“) verabschiedet sich Bomber vom Publikum und der Bühne. Die Zugabe fällt heute aus. Das Publikum ist aber ohnehin nicht mehr in der Lage, sie einzufordern.

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Ein Interview mit MC Bomber erscheint demnächst auf The Message.