Pünktlich zum 3.0 Release haben wir uns mit Raf 3.0 zu einem ausführlichen Interview getroffen, welches wir euch in drei Teilen präsentieren werden. Interview: AMRBTZ
TM: Warum machst du nicht als RAF Camora weiter? Oder ist „RAF 3.0“ einfach die Art von Musik, die du schon immer machen wolltest?
Raf Camora: Diese Frage habe ich schon sehr oft beantworten müssen. Ich habe sie auch in sehr vielen Formen beantwortet. Mein 3.0 ist die Erweiterung von RAF Camora, damit meine ich, dass ich die musikalischen Grenzen von RAF Camora damit aufgebrochen habe. Bei 3.0 kann ich einfach machen, was ich will und muss mich an nichts halten.
„Therapie vor dem Album“ und „Therapie nach dem Album“ waren ja eher düster. Von der psychologischen Sicht aus gesehen legt man sich ja nach einer erfolgreichen Therapie eine neue Identität zu. Bist du jetzt therapiert?
Nach einer Therapie ist sozusagen ein Neuanfang, aber bei mir war es anders. Ich wusste schon bevor ich die Therapie beendet hatte, dass der Neuanfang kommt und deswegen habe ich „Therapie nach dem Album“ schon vorher gemacht, weil ich gewusst habe, dass ich nach „Artkore“ das 3.0-Album machen werde.
Denkst du oft dran, wie du dich draußen vor deinen Fans geben musst oder an bestimmte Businessmoves? Oder entscheidest du dich frei nach deinem Gefühl, obwohl es vielleicht falsch sein könnte?
Einerseits bin ich nicht so der Planmaster, der sich irgendwelche markttechnischen Pläne macht, aber musikalisch kann ich es meisten einschätzen, wohin mich das treiben wird. Also ich plane keine Weitsicht, bin doch eher spontan und denke jetzt nicht so darüber nach, was markttechnisch gut wäre.
Rapper legen sich ja oft ein Image zu, um ihre Musik besser verkaufen zu können. Gehörst du dazu?
Nein, das habe ich Gott sei Dank nie gebraucht und werde es auch nicht tun.
Was sagst du eigentlich dazu, dass aus Deutschland wieder die harte Schiene zurückkommt wie z. B. Haftbefehl?
Kommt die wirklich wieder? Tut mir leid wenn ich das sage, aber ihr seid in Österreich leider zwei Jahre zurück. Der Einzige, mit dem ich in Österreich wirklich über das aktuelle HipHop-Geschehen reden kann, ist Nazar. Die harte Schiene kommt nicht zurück. Haft hat einen Hype. Aber die Leute, die zurzeit richtig abgehen, sind Casper oder auch Cro.
Jedoch fahren hier die meisten Kids diese Thug-Life-Schiene…
Das was hier grad passiert ist, ist dasselbe was vor einigen Jahren in Berlin abgegangen ist. Dieses „jeder hasst jeden“. Berlin brodelte damals und die Stadt wurde vom Teufel regiert. Und in Wien geht grad dasselbe ab.
Also verfolgst du doch, was in Wien zurzeit abgeht… Warum glaubst du, dass es hier keine richtige HipHop-Community gibt? Und warum es schwieriger wird, hier erfolgreich zu sein?
Österreich macht ganz einfach andere Musik. In Deutschland hast du viele Großstädte, in Österreich hast du leider nur Wien. Es gibt keine Konkurrenz gegenüber anderen Städten. Neben Wien gibt es nur Linz, aber die machen so richtigen „back to the roots HipHop“ und nicht diese Straßenschiene.
Oder denkst du, dass es vielleicht daran liegt, dass hier viel gehatet wird? Ihr (RAF und Nazar) wurdet bzw. werdet ja auch gehatet weil ihr weggezogen seid.
Ich glaube, es liegt einfach leider etwas an der österreichischen Mentalität. Man ist halt hier ein Nörgler. Die Ausländer, die hier wohnen, haben auch diese Mentalität aufgenommen. Aber es ist kein böswilliges Nörgeln sonder eher ein „ jaja ich kann das auch“. Ich glaube es liegt einfach daran, dass hier nicht hart genug gearbeitet wird. Die machen nur ihre Tracks ohne Plan dahinter. Ich finde, österreichische Rapper sind vom Talent her oft den deutschen überlegen aber sehen leider doch keine Perspektive und gehen lieber arbeiten, damit sie für ihr Leben sorgen können. Und der Traum ist hier leider nicht so greifbar wie in Deutschland.
Apropos Traum! Hast du Blockstars verfolgt?
Nicht wirklich, nur wegen Nazar hauptsächlich. Er hat mir so paar Sachen gezeigt.
Ganz ehrlich: War das für dich dieses HipHop-Ding, was du erwartet hast, als du wusstest, dass Sido die Sendung macht?
Ganz ehrlich, ich hatte ja gesehen was hinter den Kulissen so passiert und wusste, dass es nicht so mein Ding sein wird. Und naja, jeder soll machen was er will, aber es ist nicht meine Musik und der Name „3punkt5“ hat zu wenig Ähnlichkeit mit meinem (Gelächter).
Diese Sendung hat hier in Wien für viel Gesprächsstoff gesorgt. Jeder, der mit HipHop ernsthaft was zu tun hat, fand es nicht gut. Doch die Kids feiern es. Was haltest du eigentlich von der Jugend heute, die nicht wirklich Ahnung von der HipHop-Kultur hat?
Naja, es ist einfach eine neue Generation und deren HipHop fängt mit Bushido an, das ist normal.
Nein ich meine eher, die interessieren sich nicht für die Geschichte, obwohl es in der heutigen Zeit sehr einfach ist, sich Informationen zu holen.
Das liegt daran, dass die Zeit so schnelllebig ist, dass man sich nicht richtig an einen Künstler binden kann. Früher hattest du eine CD. Ich war Nirvana-Fan, das war einfach meine Welt und ich musste alles darüber wissen. Damit man zu einer neuen CD kam, musste man damals wieder zum Libro um sie zu fladern oder kaufen, vorher musstest du diese eine CD, die du hattest, rauf und runter hören. Heute kannst du einfach zwischen der Musik so schnell wechseln, dass du nicht mehr Fan von nur einer Gruppe bist, sondern von 10 anderen auch.
…
Teil 2 des Interviews folgt am nächsten Sonntag.
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