Now Reading
N.I.K.O. als Bilderbuch-Verschnitt // Video

N.I.K.O. als Bilderbuch-Verschnitt // Video

Um als Band erfolgreich zu sein, braucht es meist ein Alleinstellungsmerkmal. Sei es durch äußeres Erscheinungsbild oder idealerweise ein einzigartiger Sound. Bei Nickelback zum Beispiel klingt zwar jeder Song wie „Rockstar„, aber dafür klingt ansonsten keine Band so wie Nickelback. Und das passt so. Denn der Mensch braucht gewisse Konstanten im Leben, um sich in seiner Umwelt besser und schneller zurechtzufinden. Sound-Konstante in Österreich sind eindeutig Bilderbuch: Wenn etwas so aussieht, sich so verhält und so klingt, dann ist es Bilderbuch. Zweifellos. Oder?

Immerhin ist nicht alles, was schön glitzert, gleich Gold. „Aber es glitzert trotzdem!„, hat sich wohl N.I.K.O. gedacht. Zu Beginn als Solorapper unterwegs, ist N.I.K.O. seit einer Crowdfunding-Aktion vor zwei Jahren eine Soulband mit Schlagzeug, Kontrabass, Gitarre und Keys. „Wenn Bilderbuch damit Erfolg hat, dann wir auch„, haben sie sich wohl gedacht. Und das ist dann der Grund, warum „Euphrat & Tigris“ genauso klingt, wie es vorgibt zu sein; wie Bilderbuch. Nur in jeglicher Weise komprimiert. Schon ein Blick in die Videobeschreibung gibt einen ersten Hinweis auf die Ähnlichkeit. Das Mastering stammt von Martin Scheer, der eben auch beim Sound von Bilderbuch mitwirkt. Als Teil der „Swoon Factory“ ist es natürlich klar, dass Scheer nicht nur für eine Band zuständig ist. Unter deren Kunden sind beispielsweise Namen wie Falco, die Marke Pepsi, E.A.V, DJ Ötzi oder die Trackshittaz (ja, die auch!) aufgelistet. Wobei das Intro aber verdächtig nah am Instrumental nach dem Refrain von „Bungalow“ ist, nur höher gepitcht.

Aber spätestens, wenn N.I.K.O. zu singen beginnt, ist rausreden schwer. Sowohl die Art des Gesangs, als auch der Text erinnern einfach zu stark an Bilderbuch-Frontmann Maurice Ernst. Verwechslungsgefahr besteht aber keine. Wenn schon nachmachen, dann bitte besser, aber der Song wirkt schlichtweg abgekupfert und seichtelt stimmlich nur so dahin. Auf Neusiedlersee-Niveau. Dort wurde auch das Video gedreht. Anstatt mit Skoda als Maschin, haben sich N.I.K.O. und die Schauspielerin Miriam Previati aber jeweils ein Elektroboot gegönnt und fahren damit aufeinander zu. Auf dem Bug kniend. So wollen sie darstellen, worüber das Lied handelt: „eine grenzenlose Liebesgeschichte mit symbolischer Bedeutung„.  Die symbolische Bedeutung liegt im Titel, Mesopotamien, zwischen Euphrat und Tigris, wird als möglicher Ort des irdischen Paradies angesehen. Aber weil das nicht so ganz sicher ist, tun’s auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen von burgenländischem Schilf und Gewässer. Und wer ganz lieb fragt, dem leiht Maurice sicher mal seinen goldenen Anzug.

See Also