Radio-Afficionado. Von Deutschrap über französischen & britischen Rap und natürlich…
Köln zu Besuch in Wien. Zum 4-jährigen Bestehen hat sich die Veranstaltungsreihe Fear le Funk etwas ganz Besonderes für das Wiener Publikum einfallen lassen: eine Entbs Labelnight. Der Großteil der Posse folgte der Einladung ins WUK, darunter Stef der Crashtest, Beatvadda, Twit One und natürlich Retrogott & Hulk Hodn.
Kurz nachdem wir die gut aufgelegten Jungs noch zum Vinyl-Check treffen – das Interview folgt in Kürze –, geben sie sich nachheinander das Mic und die Turntables in die Hand. Durch den Abend führt Chlodwigplatz Pütz Money, der diese Aufgabe im Namen der Wissenschaft vollzieht. Als anerkannter „Wirtschaftswissenschaftler mit Alkoholproblem“ führt er eine empirische Studie durch: Wer ist whack und wer nicht? Wer wird gedroppt und wer nicht? Zur Beruhigung können wir sagen: Jedes Entourage-Member lieferte in den Augen der Crowd eine Top-Leistung ab, es werden also an diesem Abend keine Köpfe rollen. Nochmal Glück gehabt.
Nach dem Beatset von Beatvadda gibt es erstmals auch Action am Mic mit Stef der Crashtest, Noyland und Niko Soprano an den Decks. Tracks wie „O.P.A“ und Songs aus der Dr3b3in3r EP kommen gut bei der Crowd an. Und das spiegelt sich in der Partizipation des Publikums wider: „Köln liebt Wien – Wien liebt Köln“. Twit One kommt unter anderem mit seiner LP „Urlaub in der Bredouille“ im Gepäck. Darauf befinden sich Goldstücke wie „zZz zZz zZz“, „Die ewigen Jagdgründe“ oder „Get Kater“.
Und dann ist es so weit: Retrogott & Hulk Hodn betreten die Bühne. Die beiden geben im ersten Teil der Show viele Einblicke in ihr neues Release. „Sezession“ wird die LP heißen und ist nach eigener Aussage „schon jetzt ein Klassiker“. Dass der Retrogott hierbei den Mund nicht zu voll nimmt, beweist er mit seinem Kollegen Hodini „an den Ones and Twos“. Die neuen Tracks kommen mit gut verpackter Message (BARS!) daher und die Beats lassen wie gewohnt keine Wünsche offen. Den Text zum Titeltrack kann man übrigens im Boiler-Room-Set von Retrogott hören. Vor allem auf Tracks wie „Geldsucht“, „Der Kampf mit der Angst“ und „Musik zum Marschieren“ kann man sich freuen! Die Synergie mit dem Publikum bleibt dabei allgegenwärtig: „Peace, Unity, Love and having fun!“
Nichtsdestotrotz merkt man, dass schon einige auf die Klassiker warten. Doch der Retrogott wäre nicht der Retrogott, wenn er nicht auf den Beat von „Pornofilmkäse“ zumindest einen Teil der ersten Strophe gegen einen Freestyle eintauschen würde. Entweder er kann den Text wirklich nicht oder es war eine Ansage an alle, die nur wegen eines Tracks zu Konzerten gehen. Doch natürlich werden auch ein paar ältere Sachen gespielt – auch wenn auf Classics wie „Hurensohnologie“ oder „Ich schieße“ (oder zu meinem Bedauern „Coffee to go“) verzichtet wird. Es werden Tracks aus den diversesten Releases der Diskografie gespielt wie „Sonne ohne Koks“ aus der gemeinsamen EP mit Hazenberg, „Ein$Note“ aus „Fresh und Umbenannt“, „Der Stoff aus dem die Regenschirme sind“ uvm. Auch ein unveröffentlichter Track mit Twit One wird aus akutellem Anlass gespielt: „An den Grenzen“. Überhaupt scheint es, als ob das Thema „Flüchtlinge“ das momentane Schaffen der Künstler stark beeinflussen würde. Ein Bruchteil einer Zeile ist mir noch im Kopf geblieben: „Die Flucht vor Flüchtlingen/kann dich nicht vor der Flucht von dir selbst zurückbringen“ (auf einem Track des neuen Albums).
Zum Schluss wird noch „Benzin für Zwei“ gedroppt und die ganze Entourage-Crew auf die Bühne gebeten (bzw. in Twit Ones Fall geschleppt). Die Crowd wird mit einer letzten Freestyle-Einlage in die Afterparty entlassen und der Retrogott spricht seine letzten Worte: „Lang lebe das Leben… und die Toten müssen selber sehen, wie sie zurechtkommen.“ Danke Fear le Funk, danke Entbs: Peace, Unity, Love and having fun!
(JM)
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Radio-Afficionado. Von Deutschrap über französischen & britischen Rap und natürlich Österrap. Außerdem Battle-Rap-Fanatiker und beherrscht die Beistrichregeln, nicht, besonders, gut.