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„Never judge a beer by its cover“ // Retrogott, Hulk Hodn und Sonne Ra live

„Never judge a beer by its cover“ // Retrogott, Hulk Hodn und Sonne Ra live

Retrogott & Sonne Ra: diesmal leider nur Handyfotos

Retrogott in Wien, eine Konstante im heimischen Eventkalender und eine verlässliche Ausgangslage für einen großartigen Abend für Hip Hop. Dass dieser nicht nur (selbstverständlich) Hulk Hodn an den Plattentellern, sondern auch Kurious Jorge aus Brooklyn, BeatvaddaNiko Soprano und Erfurter Rap-Urgestein Sonne Ra mitbringt, lässt sich an der bereits um 20:30 Uhr nahezu vollen Szene Wien erkennen. Für einen großartigen Abend ist alles angerichtet!

Mit leichter Verspätung eröffnen Kurious Jorge und Niko Soprano den Reigen und haben die dankbare Aufgabe eine Crowd aufzuwärmen, welche bereits topmotiviert wirkt. Es wird Legenden wie Slick Rick und MF Doom Tribut gezollt, mit den Worten „Prost Mothafucka“ Ottakringer an die durstige Crowd ausgeschenkt und der New Yorker präsentiert einige eigene Nummern. Nach einer grundsoliden halbstündigen Show, betritt Retrogott die Stage und bittet nach der kürzesten Umbaupause aller Zeiten Sonne Ra auf die Bühne, während er selbst es sich hinter den Turntables bequem macht. Dieser spielt Klassiker um Klassiker und unterstreicht mit regelmäßigen Shout-Outs an diverse große Produzentennamen die eigene Stellung in Kenner-, und Liebhaberkreisen. Das Publikum weiß den hohen Besuch zu schätzen, auch wenn man sich dem Gefühl nicht erwehren kann, dass der Großteil sich bereits die Hauptdarsteller des Abends herbeisehnt.

Schließlich greift Retrogott zum Mic, Hulk Hodn betritt die Bühne und Sonne Ra verabschiedet sich fürs Erste. Die beiden Wien-Lieblinge starten mit einem neuen, unveröffentlichten Track, der  dem allgegenwärtigen Sell-out den Spiegel vorhält und schon ist klar, dass dies ein legendärer Abend wird. Nach einigen Nummern von der letzten gemeinsamen Platte „Sezession“, unter anderem „Rein Geschäftlich“ und „Rezepte“, wird ein Klassikermedley angestimmt, danach kommen auch Fans anderer Retrogott-Kooperationen dank Nummern wie „Programmierter Protest“ und „Maldito Microfono“ voll auf ihre Kosten. Die Verknüpfung von politischer Positionierung, Szenekritik und dopem Battlerap ist und bleibt Retrogotts größtes Asset und entfaltet gerade live eine außergewöhnliche Dynamik, die vom Publikum gebührend gewürdigt wird.

Für das große Finale wird Sonne Ra zurück auf die Bühne gebeten um das Beste der gemeinsamen Platte „Sonnengott“ zu präsentieren. Dope Raps auf Beats von Szenegrößen wie Dramadigs, Figub Brazlevic und FloFilz lassen Oldschool Herzen höherschlagen. Die Zeit verfliegt, doch als beide MCs die Bühne bereits verlassen haben, lässt die Crowd nicht locker und wird belohnt. Ein sichtlich geschmeichelter Retrogott verlautet: „Die Beasty Boys haben mal gesagt: ‚You gotta fight for your right to party!‘, das habt ihr heute getan.“ Somit gibt es zum Abschluss einen Freestyle auf den Beat von KRS-One’s „A Friend“, sowie als Draufgabe „Yo, Kurt“ zu hören. Die Szene kocht ein letztes Mal, bevor die berauschte Meute ins kalte Simmering entlassen wird. Retrogott und Hulk Hodn in Wien – wie immer ein denkwürdiger Abend!

 

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