Der gebürtige Sankt Pöltner hat soeben sein zweites bemühtes Rap Solo-Album namens „Aus aundara Aunsicht“ releast. Die Boombap-lastigen Produktionen kommen von ihm selbst. Bereits davor hat er immer wieder mit gelungenen Instrumental-Releases aufhören lassen. Neben den Raps und Beats ist er außerdem regelmäßig als DJ unterwegs und kümmert sich ziemlich professionell um die eigene Promoarbeit. Die Frage in welcher dieser Tätigkeiten er am talentiertesten ist, wurde im Message-Interview nicht beantwortet, dafür aber warum er St. Pölten dann mit 26 doch noch verlassen hat, nunmehr im Dialekt rappt und Linz in Sachen HipHop dankbarer als Wien ist…
TM: „Aus aundara Aunsicht” ist dein zweites Album. Was hat sich aus deiner persönlichen Perspektive im Vergleich zu deiner Debüt-LP verändert?
Chill-Ill: Der erste Wandel ist, dass ich im Dialekt rappe. Eigentlich war das auch die Basis von dem ganzen Projekt. Deswegen auch der Titel „Aus aundara Aunsicht“. Prinzipiell schreibe ich ja schon immer in Mundart. Auch schon während des ersten Albums, nur dass ich es damals nicht in die Öffentlichkeit getragen habe. Bei den Beats sind jetzt auch Live-Musiker dabei. Bass, Strings, Keys damit da ein bisschen Dynamik reinkommt. Inhaltlich ist für mich persönlich auch ein extremer Fortschritt bemerkbar, es ist nicht mehr so plakativ wie das erste Album und es ist mehr Aussage dahinter. Beim ersten hat man den Tracktitel gelesen und hat eigentlich sofort gewusst, worum es geht. Das ist jetzt nicht mehr so. Während das erste Album komplett solo war, habe ich jetzt doch etliche Features drauf. Dadurch hat die Platte ebenso ein abwechslungsreicheres Gesicht bekommen. Es ist einfach zeitgemäßer und nicht so ein Sammelsurium aus vielen Jahren, wie das erste Album.
Wieso sind die Raps jetzt durchgängig im Dialekt und davor noch nur auf Hochdeutsch?
Das war keine geplante Geschichte, ich wäre auch nicht abgeneigt wieder hochdeutsche Sachen zu machen. Im Dialekt fließt es mir bei den ganzen mehrsilbigen Reimen viel leichter von der Hand und ich hatte beim Schreiben viel mehr Spaß. Ich will mich da auch nicht darauf versteifen, aber mir ist es schon sehr wichtig, dass da doch ein paar Doppelreime mehr und überhaupt mehrsilbige Reime dabei sind. Beim ersten Album war das auch noch nicht so ausgefeilt. Außerdem spüre ich im Dialekt mehr Ausdruck und Authentizität.
Welcher Dialekt ist das?
Niederösterreichisch hätte ich jetzt gesagt (lacht). Aber ich bin ja jetzt nach Linz gezogen und da sagen viele Leute, dass ich nicht nach einem Niederösterreicher klinge und dass sie keinen Unterschied zum Oberösterreichischen merken. Prinzipiell ist da die Sprache sehr ähnlich.
Vor ein paar Jahren bist du im Wiener Reigen aufgetreten. Eine Bekannte hat damals gemeint, dass du wie die männliche Version von Fiva MC klingen würdest. Kam dieser Vorwurf öfter?
Das muss schon länger her gewesen sein, aber der Einfluss von Deutschland ist auf jeden Fall da, und vor allem auch von Fiva MC, das will ich gar nicht leugnen. Bei den Live Shows waren früher auch viele deutsche Instrumentals dabei. Früher habe ich auch viel aus Hamburg gehört, wobei der Flip schon beim Mix und Mastering vom ersten Album gemeint hat, dass es jetzt nicht piefchinesisch klingt.
Heute könnte man dir ja auch den Vorwurf machen, dass du wie andere oberösterreichische Rapper klingst, die schon länger im Dialekt rappen…
Ja, es gibt auch sicher Leute, die meinen, dass ich jetzt erst auf den Dialekt-Zug aufspringe. Aber wie gesagt, ich habe schon jahrelang Mundart geschrieben, von daher kann mir keiner was vorwerfen, warum auch.
Was hat es mit dem Cover auf sich?
Das ist auch wieder was sehr Bildliches und etwas, was zum Albumtitel sehr gut passt. Bei fast jedem HipHop Album ist es nach wie vor so, dass das Gesicht des Rappers drauf ist. In dem Fall bin ich zwar auch drauf, aber eben anders. Das ist nämlich ein Röntgenbild von meinem Kopf aus seitlicher Perspektive. Man sieht die Wirbelsäule, da oben rauf sieht man vier Schrauben in meinem Kopf, sechs sind es eigentlich…
Wieso hast du Schrauben im Kopf?
Schwerer Autounfall. Zweimal Jochbeinbruch und so weiter.
Wieso bist du jetzt erst mit 26 nach Linz gegangen? Normalerweise ziehen die Leute ja schon mit 18, 19 nach Linz, oder?
Die Frage ist prinzipiell überhaupt die, warum man nicht gleich von St. Pölten nach Wien geht, weil es gleich um die Ecke ist. Aber eigentlich war Linz in den letzten fünf, sechs Jahren meine zweite Heimat. Dann ist vor drei Jahren die Zusammenarbeit mit der Basic Sound Band entstanden, die auch aus diesem Umkreis kommt. Es sind auch einige Freunde von mir dort hingezogen. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis ich auch den Schritt mache. Ich habe eine vierjährige Lehrzeit in Wien gehabt, also habe ich die Wiener Szene auch kennengelernt, aber Linz war dann für mich doch von der Mentalität und der Szene her viel besser. Nur ein Beispiel: vor fünf Monaten bin ich umgezogen und gleich danach, bin ich im Yes We Jam-Verein auch leicht involviert gewesen und sympathisch aufgenommen worden. Es ist eine kleine, feine Szene vorhanden, wo man den Zusammenhalt spürt. Und natürlich die Liebe…das ist auch ein Grund warum es mich nach Linz verschlagen hat (lacht).
Monobrother rappt auf seinem aktuellen Album „Unguru“: „Skills san sötn, zumindest zwischen Wien und Wieselburg i wü ned sogn, vom Aussterben bedroht, wie St.Pölten”…
Das sagt er glaube ich nicht wegen den Rap-Skills, sondern über St.Pölten im Allgemeinen. Geht man da um neun Uhr am Abend am Wochenende durch die Fußgängerzone spazieren, ist kein Mensch da, und es ist wirklich ausgestorben. Man darf aber auch nicht vergessen, dass St. Pölten mit 50.000 Einwohnern einfach echt nicht groß ist. Dadurch, dass es hier kaum Artists gibt, zumindest aktive, sind die Rap Skills in St.Pölten auch selten (lacht). Ich habe im Endeffekt in wahrscheinlich jeder St.Pöltner Location gespielt. Ich habe dort den höchsten Jugendförderungspreis gemacht. Ich habe in der Stadt glaube ich alles gemacht oder versucht, was geht. Deswegen habe ich mir auch gedacht, dass es Zeit für etwas Neues wird. Ich habe auch genügend Veranstaltungen gemacht und probiert und da kommt man dann drauf, dass das nicht deswegen nicht wirklich aufgeht, weil die Leute nicht motiviert sind, sondern weil einfach zu wenig Publikum da ist. Wenn Live-Artists spielen, weil es eben so selten ist, ist es etwas Neues und die Leute müssen sich dann darauf einstellen. In Bezug auf HipHop haben die St.Pöltner partymäßig leider ein bisschen den Stock im Arsch, also wenn es um Live-Acts geht. Wenn man es einmal schafft, in St.Pölten eine Show zu rocken, dann geht es überall anders auch (lacht).
Ist es dir gelungen?
Auf jeden Fall. Wenn ich da an die Release-Party von meinem Debütalbum denke, da haben wir 600 Leute gehabt. Ok, wir hatten auch ein Line-Up mit Skero und Demolux. Ein Monat später war aber in derselben Club-Reihe im Warehouse die Fiva MC dort und da war sogar etwas weniger los. Es ist natürlich schon so, wenn man Veranstaltungen macht, gerade in unserem Bereich, dass man dann schon hin und wieder verbittert ist. Vom Auflegen her war es immer ok, aber bei Live-Artists selten. Und dann wird es auch schwierig Werte von der Kultur weiterzutransportieren, wenn nur gewisse Elemente präsent sind. Deswegen versuche ich es wieder mit der zweiten Auflage des „Fresh Flows“-Jams, nur diesmal am Rathausplatz im Club 3. Es ist auch nicht so, dass ich da komplett den Hut drauf werfe und sage: St.Pölten leckt´s mich am Orsch. Ich bleibe der Heimatstadt treu.
Flip, Mastermind von Texta und Tonträger Records, hat Mix und Mastering deines neuen Albums gemacht. Wieso ist es aber nicht über Tonträger Records erschienen?
Ich habe ihn gefragt und keinen wesentlichen Grund bekommen warum nicht, da ist dann nicht mehr wirklich darüber gesprochen worden. Aber im Endeffekt ist es auch mit Labels so, dass sich jeder alles selbst finanziert, nur dass das dann Tonträger Records drunter stehen würde. Ich kenne zwar viele Tonträger-Leute und natürlich wäre es eine schöne Möglichkeit gewesen, dass ich dort einen coolen Platz für mich finden könnte, aber ich bin da niemandem bös!
Du organisierst dir also alles selber?
Was das betrifft bin ich eine One-Man-Army, wurscht ob Booking oder Werbung. Also prinzipiell hat es dadurch angefangen, dass ich ja auch Beats mache und eigentlich ein Tausendsassa bin und das kommt ja auch nicht so oft vor, zumindest nicht in unseren Breitengraden, der irgendwie fast alles macht. Im Prinzip hat sich alles aus der Not ergeben. Es hat zunächst, 1999, mit dem Schreiben begonnen, das war die Basis. Ich habe auch immer Platten eingekauft und so bin ich zum Auflegen gekommen. Circa zur gleichen Zeit, vielleicht ein bisschen später, habe ich begonnen Beats zu bauen. Außerdem war ich halt auch schon immer der Live-Künstler. Bevor ich mein erstes Release hatte, habe ich eigentlich schon relativ viel live gespielt. Auch wenn es jetzt nicht die eigenen Sachen waren…
Deine heutige Promo-Arbeit wirkt professionell…
Die Vermarktungs- und Promogeschichten sind bei uns sowieso sehr schwierig. Man muss die Fühler möglichst weit ausbreiten, damit man an seine Leute kommt. Das, was vielleicht ein Punkt sein könnte ist, dass ich Mediendesign gelernt habe und mir das visuelle Ergebnis auch sehr wichtig ist. Trotzdem hat es vor ein paar Wochen den Moment gegeben, wo ich mir gedacht habe: ok jetzt verstehe ich warum manche Künstler ein Management brauchen. Es war echt auch schon viel auf einmal. Ich glaube auch, dass viele Leute aufgrund der professionellen graphischen Aufmachung glauben, dass ich mit der Musik mein Leben finanzieren kann, zumindest kam schon öfter die Frage. Dadurch, dass ich durch Auflegen, Beats und Raps irgendwie überall mitspiele, bin ich auch präsent und viel unterwegs. Einzig im Video-Bereich bin ich nicht so bewandert, deswegen bleibt das momentan noch etwas auf der Strecke, wobei da aber auch noch einiges geplant ist.
Mit dem Connecten dürftest du dir auch ziemlich gut tun, oder? Du trittst konzertmäßig mit dem neuen Album in den meisten Bundesländern auf…
Meiner Meinung nach hat es jetzt auch relativ leicht funktioniert. Ich mein, mit den Jahren häufen sich natürlich die Kontakte und ich bin ja doch relativ viel unterwegs. Nicht nur weil ich live spiele, sondern auch wenn irgendwelche Jams sind fahre ich da gerne hin. Man trifft nette Leute und tauscht sich aus. Ich schaue mir das auch gerne an, was die Leute so machen, vor allem live. Aber das meiste von der Tour ist eigentlich über Facebook klar gegangen. Ich hätte aber selbst nicht damit gerechnet, so schnell so viele Termine zusammenzubekommen.
Trittst du da auch noch mit Band auf?
Nein, mit Band gar nicht mehr. Im Dezember 2011 war der letzte Gig mit Band, die sind ja auch eher aus dem Reggae Bereich gekommen. Sie haben sich dann wieder mehr auf den Kinetical, einen Reggae Künstler aus Linz konzentriert. Er ist auch auf meinem Album als Feature drauf. Wobei es mich schon reizen würde, wieder mit Band zu spielen. Ich finde es auch lustig, wenn man sich gegenseitig so hochpusht auf der Bühne. Aber jetzt sind wir auch zu dritt, mit Brother Louis und DJ E. Kwality.
Auf der Nummer „Staubige Finger“ meinst du, dass es die Hauptsache wäre, dass der Sound staubig klingt. Wieso?
Weil das einfach meiner Soundästhetik entspricht. Es geht darum, alte soulige und jazzige Sounds zu verwenden, unabhängig vom Tonträgermedium. Ich sample selber nicht nur von Vinyl, sondern von allem Möglichen. Ohne etwas Falsches sagen zu wollen, aber nichts nach 1990. Der HipHop, den ich gern höre und mit dem ich aufgewachsen bin, der kommt halt aus dieser Ecke, auf der Nummer zähle ich auch einige lokale Producer auf. Mein Sound ist nach wie vor sehr Boombap lastig, wobei es vielleicht in Zukunft auch leichte Veränderungen in die elektronische Richtung geben wird, wer weiß. In diese Richtung hatte ich eh schon ein paar Experimente.
Du hast schon erwähnt, dass du schon lange Vinyl sammelst…
Ja, wobei ich zugeben muss, dass es durch das Digitale in letzter Zeit weniger geworden ist. Ich bin aber schon auch noch von Zeit zu Zeit auf Flohmärkten anzutreffen. Wenn mir aber ein Album besonders gut gefällt, dann kaufe ich es auch auf Vinyl. Deswegen war es mir so wichtig, mein eigenes jetzt auch auf Vinyl rauszubringen, wobei ich es mir momentan eigentlich nicht wirklich leisten kann (lacht). Beim ersten Album haben mich viele Leute angesprochen, die gemeint haben, dass sie nur Vinyl hören beziehungsweise kaufen würden. An die habe ich auch gedacht und eben eine 100er Auflage gemacht. Auch wenn es wirtschaftlich keinen Sinn macht, aber so darf man bei Vinyl eh nicht denken, das ist ein Liebhaber-Ding.
Beim Track „Change“ rappst du, dass du dir nicht gedacht hättest, dass nach Hip Hop auch noch Soul&Funk kommen würden….
Und wie es bei so vielen so ist, glaube ich, schaut man dann erst später tiefer in die Materie und merkt: ah da wird gesampelt und da gibt es noch mehr. Im Endeffekt haben sich meine Hörgewohnheiten durch das Produzieren stark verlagert, auf viel Soul, Jazz und Funk natürlich. Ich denke, dass die Leute, die aus meiner Generation kommen, das sehr gut unterstreichen können. Und es ist, denke ich, nach wie vor kein Fehler, wenn man das für junge Leute erwähnt, damit die eben auch tiefer in die Materie blicken können und wissen, wo das herkommt.
Der musikalische Einfluss ist von Beginn weg aber vom Hip Hop gekommen?
Nicht nur. Ich habe früher durch meinen älteren Bruder auch schon viel Reggae gehört. Durch meine älteren Geschwister war der musikalische Einfluss überhaupt relativ früh gegeben. Ich habe eigentlich schon mit acht Jahren HipHop gehört.
Du warst da anfangs in St. Pölten also kein einsamer Einzelgänger?
Nein echt gar nicht. Ich bin auch mit Ska und Punkrock aufgewachsen. Ich kann mich auch noch erinnern, dass ich bei „Step into my world“ von KRS One bei meinem Bruder im Zimmer oben gebreakdancet habe, es war alles irgendwie da. Auch durch die ersten Dokumentationen, die ich dann mit ihm auf VHS gesehen habe. Später lernte man dann gleichgesinnte Leute in der Stadt kennen und dann hat man sich noch besser austauschen können.
Dein erstes besuchtes HipHop Konzert?
Das war glaube ich Schönheitsfe(h)ler in Hofstetten, das war im Jahr 2000, soweit ich mich erinnern kann.
Sind damals die Leute im Publikum auch noch viel auf- und abgesprungen?
Schon, auf jeden Fall mehr als heute (lacht). Weil wir gerade bei dem Thema sind: Ich kann mich noch genau erinnern, wie mein Bruder mit dem „Gegenüber“-Album von Texta heimgekommen ist und ich das Album dann später sehr oft gehört habe. Es haben mich überhaupt auch viele österreichische Sachen beeinflusst. Damals hätte ich mir nie gedacht, dass ich dann zehn Jahre später beim Flip im Texta-Studio sitze und mit ihm gemeinsam meinen ersten eigenen Sachen den Feinschliff verpasse. Das ist etwas wo man sieht, dass die österreichische Szene überschaubar ist und die meisten cool miteinander sind.
Du hast nicht nur in Österreich, sondern auch international Connections gesammelt, wenn man sich die Feature Liste von „Aus aundara Aunsicht“ anschaut…
Melodiq ist ein Rapper und Sänger aus Pittsburgh, wobei er auch viele Sachen in New York gemacht hat. Auf den bin ich vor ein paar Jahren aufmerksam geworden und er war seitdem einer meiner Lieblings-MCs, sehr soulig und jazzig. Er war der Einzige, den ich explizit angeschrieben habe. Umgekehrt beim Boogie Bang, der aus Cincinnati kommt. Der macht übrigens gerade mit DJ E. Kwality ein gemeinsames Album, da nennen sie sich Red Eye Blue. Bin schon gespannt, wann das rauskommt, weil da eine Menge geiler Features drauf sind. El da Sensei, Sizzla, M-1 von Dead Prez…Bei meinen Features hat es verschiedene Herangehensweisen gegeben. Mit Demolux haben wir drei Songs starten müssen, bis wir gewusst haben, der wird’s. Was dem Ganzen auch einen neuen Vibe gegeben hat, war, dass mit Estha Esrah und Julia auch weibliche Stimmen drauf sind, es ist dadurch echt sehr abwechslungsreich geworden.
Auf „Na Danke“ kritisierst du Konsumwahn und Materialismus. Aber sind diese nicht gerade beim HipHop besonders stark ausgeprägt in puncto Kleidung und Sound-Equipement zum Beispiel?
Equipement-mäßig kann ich nur sagen, dass man aus extrem wenig, extrem dope Sachen machen kann. Im HipHop selbst, ich sage gerne Plastik-Gangster, merkt man, dass es allgemein mehr auf das Materielle rausrennt, wo andere, menschliche Werte nicht so wichtig sind. In der ersten Strophe geht es auch um Drogen. Früher hat man sehr viel Songs über Weed gehört und jetzt ist es eigentlich sehr oft Koks, das finde ich irgendwie schade. Jeder ist irgendwie materialistisch, jeder braucht Gewand und hat vielleicht seine Marken oder hat neue Schuhe. Es geht darum wie es ausartet bei manchen Leuten, die dann auch gar nicht mehr anders können und eben gewisse Dinge übersehen. Ich kann mir eigentlich seit einem Jahr kein neues gscheites Gewand leisten, weil mir andere Werte wichtiger sind (lacht).
Du hast ja auch beim FM4 Protestsongcontest mitgemacht…
Ja, nur leider sind wir über die Vorrunde nicht hinausgekommen. Die Jury hat unsere Nummer „Gifitges Göd“ glaube ich auch nicht ganz verstanden (lacht). Die Veranstaltung selbst war etwas merkwürdig, weil ich beim Publikum und den ganzen Leuten keinen wirklichen Protest mitbekommen habe. Nur als das Refugee-Camp mit 15 Tafeln auf der Bühne war, aber sonst nicht wirklich. Es ist ähnlich wie bei irgendwelchen anderen Band-Contests, wo dann eine Jury, die über manche Musikgenres vielleicht nicht so genau Bescheid weiß, Entscheidungen trifft. Nicht mein Ding.
Du hast vor 2-3 Jahren einen Remix von Busta Rhymes´ „WooHah“ auf 7-Inch veröffentlicht und bei unserem ersten Interview-Versuch gemeint, dass du die letzte Kopie ihm persönlich schicken wirst…
Sie ist zwar ausverkauft, aber das letzte Stück habe ich ihm nicht geschickt (lacht).
Dann ist das dein bisher erfolgreichster Release, oder?
Wirklich? (lacht). Es war nur eine 250er Auflage, also nein. Das war auch nur so ein Liebhaberei-Ding, was aber gut gegangen ist, weil das viele Reggae-Soundsysteme weltweit am Schirm gehabt haben. Im Reggae ist es halt doch noch so, dass viele Leute 7-Inches kaufen. Es wird vielleicht noch so ein Projekt geben mit einer ähnlichen Soundästhetik, so wie viele andere Sachen noch geplant sind…
Zum Beispiel?
Momentan nimmt der Rapper MSMC in meinem Soulstorm Studio sein neues Album auf, wo ich auch die meisten Beats beisteuere. Das sollte im März oder April fertig sein. Ich arbeite auch an einer neuen Instrumental-Geschichte, wobei ich jetzt einmal mit dem aktuellen Album so viel wie möglich live spielen möchte, um das Potential auszuschöpfen. Konzerte sind für mich nach wie vor das wichtigste Sprachrohr.
Interview: Jan Braula
Fotos: chill-ill.at
Ähnliche Posts
- "Für mich sind alle Leute Halbgötter" // Amewu Interview
Nach einem Ausflug in die Dubstep- und Grime Szene hat es den Berliner Rapper Amewu…
- "Polifame ist dann das Zentrum, wo alles zusammenkommt" - Interview + TM Exclusive
Polifame ist Musiker durch und durch. Der Oberösterreicher baut Beats, schreibt Texte und ist nebenbei…
- „Seid's happy?!″ / Ansa & DJ CRUM Interview
Als das Message 2007 erstmals von den Vamummtn berichtete und ihnen ein Jahr darauf als…