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„Seid's happy?!″ / Ansa & DJ CRUM Interview

„Seid's happy?!″ / Ansa & DJ CRUM Interview

Als das Message 2007 erstmals von den Vamummtn berichtete und ihnen ein Jahr darauf als erstes Magazin eine Coverstory widmete, waren die Vorzeichen noch andere: Ansa, Zwara und Dreia hatten zwar schon eine kleine Fanbase und großen Support aus der österreichischen HipHop Szene, allerdings passierte das Ganze nur im Internet. Vamummtn Auftritte gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keine, da man noch auf der Suche nach livetauglichen Masken“ (Zitat Dreia) war.

Wie viel aus dem zunächst stets betrunkenen Spaß herausgeholt werden konnte, konnte zum damaligen Zeitpunkt noch niemand ahnen: die Vamummtn wurden in den letzten fünf Jahren zur bekanntesten und meist gebuchtesten Rapcrew des Landes sowie 2012 zum Sieger der Amadeus Awards. Gleichzeitig häuften sich die kritischen Kommentare, die eigenen Ansprüche stiegen. So meint Ansa heute, dass wenn jemand mit Mundartrap Austropop ablösen könnte – dann die Vamummtn. Gleichzeitig kann er mit dem Rest der österreichischen HipHop Szene heute nicht mehr viel anfangen, und spricht, wie im Interview-Titel bereits angedeutet, aus, was sich im Zuge des Krunk HipHop Festivals wahrscheinlich auch noch einige andere gedacht haben dürften. Diesmal waren auch die Interview-Voraussetzungen andere: nicht mehr feucht-fröhlich in der Vamummtn Villa, sondern in nüchterner Atmosphäre stellten wir unsere Fragen. Auch die Besetzung war nicht dieselbe: neben Ansa, dem Hauptverantwortlichen für den Vamummtn-Erfolg der letzten Jahre, nahmen Dj Crum und Rapper Sunny von den War Wolves Platz. Mit Letzterem hatte Ansa nämlich vor kurzem ein gemeinsames Mixtape auf Beats von Apollo Brown veröffentlicht. Um diesen Release ging es zwar auch, hauptsächlich kreisten die Fragen aber rund um die vermummte Crew: die Einschätzung ihres eigenen Publikums, ihren Beef mit Ill Mindz, Jack Untawega und sehr vieles mehr.

Intro&Transkription: Jan Braula
Interview: Stefan Anwander & Jan Braula
Fotos: Daniel Shaked

Glaubt ihr, dass Mundartrap die Wachablöse von Austropop schaffen kann?
Ansa: Früher oder später sicher.
Crum: Das glaube ich auch und habe es mir auch in letzter Zeit schon öfters gedacht.
Ansa: Es kommt auf die Nummern an. Irgendwelche Battletracks in Mundart werden Austropop sicher nicht ablösen. Es ist halt HipHop…ist halt mini. Österreichischer HipHop ist mal kleiner und Mundartrap ist dann noch kleiner, auch wenn er in Österreich mittlerweile schon die Überhand gewinnt. Wenn dann irgendwann einmal gscheite Crews rauskommen, die nicht nur Schas machen, ist diese Wachablöse dann sicher irgendwann einmal der Fall.

Wer hätte aus eurer Perspektive dieses Potential…
Ansa: Wir.

… und außer den Vamummtn?
Ansa: Niemand. Zumindest noch. Es soll nicht überheblich klingen, aber es gibt wirklich nicht viele, die das Zeug dazu haben. Es ist einfach uninteressant, wenn jemand zum Beispiel dauernd nur sudert. Wir machen hingegen hauptsächlich Musik, die unterhält. Die Leute können feiern, können das mitgrölen. Bei A wos! gibt’s aber genauso genug deepe Nummern und das wird live sicher nicht so gut abgehen, wie eine Vamummtn Show.
Crum: Es stellt sich auch die Frage, wie viele das überhaupt wollen. Viele haben von HipHop ein ganz anderes Bild und wollen gar nicht, dass sich HipHop in diese Richtung entwickelt und dass das so Liedgut für die Allgemeinheit wird. Die wollen halt eher ihren Straßenrap oder etwas anderes.
Ansa: Das stimmt schon, aber im Endeffekt würden sie alle gern davon leben können. Wurscht was du machst, wenn du von dem, was du gerne machst leben kannst, dann hast du es richtig gemacht. Und dann kann ich noch so oft Ich bin Underground sagen. In Amerika verdienen die aus dem Underground zehnmal mehr als wir, wenn wir Major wären, was wir aber nicht sind.
Sunny: Das ist lächerlich.
Crum: Die ewige Realness-Diskussion….
Ansa: Das Wort kann ich halt nicht mehr hören. Deswegen haben wir ja die richtigrealarap-Homepage gemacht. Ich mein die Leute müssen einmal beginnen nachzudenken.

Handelt es sich bei der Homepage um eine Anspielung auf das
Real recognize real Album von Ill Mindz?
Ansa: Nein, die Homepage nicht. Da gibt´s schon genug Seitenhiebe, aber das nicht.
Sunny: Nur um das einmal klarzustellen: die Homepage hat es vor diesem Def Ill Telefongespräch nicht gegeben. Das war alles eine wirklich spontane, lustige Aktion.

Kommen wir gleich auf den Ill Mindz Beef mit den Vamummtn zu sprechen…

Ansa: Ja na kannst gleich schreiben: sind selbst Zipflkepf.

Was stört euch an ihrem HipHop-Zugang?
Ansa: Weil´s ein Scheißdreck ist. Die widersprechen sich in jedem Ding was sie tun. Das ist einfach nicht real was die machen…Scheiße (lacht). Die wären gerne etwas, was sie nicht sind. Und das ist einfach falsch. Man kann nicht einfach sagen: Jo i bin jetzt für den Amadeus nominiert, aber Awards sind mir eigentlich wurscht, aber der Realness halber votet’s für mich.Das ist ja ein Witz! Außerdem könnte ich mir ja, wenn ich realistisch denke, ausrechnen, dass wenn ein Nazar oder RAF nominiert sind, die Chance zu gewinnen gleich 0 ist.
Crum: Es soll jeder machen was er will, aber ich persönlich muss dazu sagen, dass ich es komisch finde, wenn jemand sagt „eigentlich ist das nix für mich″, sich dann aber genau dort hinstellt. Da fängt sich der Widerspruch schon an. Wenn ich dann mit so Argumenten komme wie: „Eure Fans sind nur Prolos, eure Fans sind maximal 15″…Ich mein, ist doch schön, oder? Ob die jetzt 15 sind oder 80, oder ob der jetzt ein Prolet ist, oder nicht…
Ansa: Außerdem ist der Vorwurf ein Schwachsinn, weil unsere Fans bunt durchmischt sind. Außerdem: wie ich 15 war, bin ich auch zu irgendeiner Band gegangen und habe sie gefeiert und wie die 15 waren, haben sie es sicher genauso gemacht… Und? War´s deswegen falsch?
Sunny: Zu dem ganzen Vamummtn Ding will ich noch dazu sagen, dass eben nix falsch ist, sondern alles real. Es ist halt deren Lifestyle, es ist ja nix Programmiertes à la „Wir machen jetzt eine Saufnummer nach irgendeinem Konzept″. „Ana geht no″ ist zum Beispiel auch durch eine lustige spontane Aktion entstanden und dann stellt man es halt einfach online ohne irgendeinen Masterplan dahinter.
Ansa: Der Apple zum Beispiel, dadurch dass der uns bookt und mit vielen Leuten redet, hört er da von ein paar Maxln schon irrsinnig oft so Dinge wie: „ Ja dieses Konzept von den Vamummtn ist ja total cool und super durchdacht„. Im Endeffekt ist bei uns aber gar nix durchdacht.
Crum: Diese richtig realen Rapper sollen einfach einmal ihren Stock aus´m Oasch ziehen…Ich fange jetzt auch nicht an irgendwelche Metal Bands zu kritisieren, ob das richtiger Metal ist, ob das wüd genug ist oder nicht. Ich will das einfach gesagt haben: hör dir die Sachen an, oder auch nicht, aber versuche nicht irgendwem etwas zu erzählen, was er oder sie hören soll oder nicht. Diese Realness Diskussion ist in Amerika schon lange weg. Busta Rhymes hat auch mit Chris Brown Tracks und der Busta Rhymes ist sicher realer, als all diese kleinen Lulukinder in Österreich, die irgendwas von Realness erzählen.
Ansa: Ist es real, wenn ich ein Wu-Tang W habe? Bin ich dann wirklich real? Nur mal so in den Raum geworfen…

Du meinst sie würden sich widersprechen…

Ansa: Ja na sicher, wenn ich sage, dass ich nicht wegen der Kohle rappe und dann nicht komme, weil ich nicht eine gewisse Gage bezahlt bekomme, oder bei einer Konzert-Anfrage als Erstes frage wie viel die Gage ist, dann sind das Widersprüche. Der Anruf bei Def Ill war jetzt schon vor vier Monaten oder so, und ich wollte es ja eigentlich nicht einmal online stellen. Dann hat der Digga Mindz auf seinem Facebook-Profil aber dauernd irgendeinen Scheiss gepostet. Gut, habe ich mir gedacht: stell ich es halt online. So wie beim Def Ill, war auch vom Digga Mindz die erste Frage wie viel die Gage ist.
Sunny: Bevor sie noch wissen wo oder wann das genau ist.
Ansa: Ich spiele ja auch für Gage, ich lebe ja davon! Ich spiele für so viel Gage, wie nur geht…

Kriegt ihr beim Krunk-Festival im Vergleich zu anderen Bands mehr Gage?

Ansa: Ja natürlich!

Digga Mindz hat die Zahl des 25-fachen genannt.

Ansa: Ja aber selbst wenn es so wäre! Wir haben Facebook-mäßig zum Beispiel auch das Fünfundzwanzigfache an Fans.
Crum: Diese Diskussion ist sowieso hirnrissig. Das ist im ganzen Leben so. Egal ob ich jetzt Journalist, Skater oder keine Ahnung was bin. Was tut das zur Sache? Es bekommt jeder das, was er verdient. Und wenn er es nicht verdient hätte, dann würde es ihm keiner zahlen.

Die Facebook-Likes stehen ja nicht unbedingt in einem direkten Verhältnis zur musikalischen Qualität...
Crum: Das muss der Veranstalter für sich entscheiden. Das steht ja gar nicht in unserer Macht auszudiskutieren wer wie viel Wert ist.

Ansa rappt auf A Wos! im Track Props kriagst net unter anderem scheiß Szene, scheiß Jams. Wie ist das mit dem heutigen Auftritt beim Krunk Festival in Einklang zu bringen?
Ansa: Weil ich ein gutes Beispiel sein will und zeigen will wie man es machen sollte und fertig….

Das Festival repräsentiert ja diese Szene. Wieso sagst du dann „scheiß Szene?″
Ansa: Seid’s happy?! Wenn du jetzt da als Gast daher kommst, bist happy? Das ist jetzt die Gegenfrage. Bist du happy, wenn du zu so einer HipHop Jam kommst und da bist? Taugt´s dir so sehr, dass du dir denkst: „ bist du deppat, das is leiwand!″?!

Für euch ist es also nicht das Wahre?

Ansa: Na sicher ist es das Wahre! Es müsste aber noch viel mehr gemacht werden…nur es ist halt nix da.
Crum: Wir sind heute extra früher hergefahren um uns die Acts anzuschauen. Wir sind alle nicht das erste Mal auf solchen Festln und heute habe ich das Ganze für mich analysiert und habe auch mit paar Leuten gesprochen, die das eventuell ähnlich sehen: es gibt zu wenig Interessantes in der Szene. Die Szene ist einfach ziemlich fad und es sticht kaum jemand mit irgendwas heraus. Auf den Jams wird es dementsprechend auch immer langweiliger. Mit „scheiß Szene″ soll aber nicht gemeint sein, dass alle Oaschlöcher sind, aber man zieht einfach ein fades Aug. Österreich ist sowieso schon so klein und es wird sich gegenseitig nur gehatet, obwohl wir nur so groß sind wie ein Bundesland in Deutschland. Es gibt so viele verschiedene kleine Gruppierungen von denen jede glaubt das Rad neu erfunden zu haben. Im Endeffekt äffen´s aber eh nur irgendwas nach von eh schon wissen wo. Deshalb find ich´s scheiße, die Jams sind scheiße und es ist teilweise echt viel lustiger auf irgendwelchen ganz anderen Veranstaltungen zu spielen. Sei es sogar auf irgendeinem Disco- oder Bauernfestl als auf irgendeiner langweiligen Jam.

Da dürfte sich eure Einstellung aber auch etwas verändert haben, wenn man zum Beispiel an „ Dama si zom″ mit Kayo denkt…
Crum: Unsere Einstellung hat sich ja nicht geändert. Es sagt ja keiner von uns, dass wir nix mehr miteinander machen wollen. Ich habe nur gesagt, dass es langweilig ist, weil eben zu wenig Interessantes passiert. Bei uns selbst ist es eh nie langweilig.
Ansa: Ich würde auch nach wie vor auf jeden Fall mit Kayo eine gemeinsame Nummer machen. Man sieht sich nur einfach nicht. Das ist der einzige Grund. Und wir haben genug zu tun. Wir sind fast jedes Wochenende unterwegs. Jetzt kommt das Soloalbum, wir haben das Mixtape in einem Monat gemacht, ein Privatleben habe ich auch noch…ich telefoniere den Leuten halt auch nicht hinterher.

Ihr betont immer wieder Mundartrap nicht erfunden zu haben. Wer waren für euch diesbezüglich die ersten Einflüsse?
Ansa: Tibor Foco, Jack Untawega…wobei damals war er noch der Marquee…
Sunny: Bei mir auch Tibor Foco.

Mit Jack Untawega hatte Ansa auch eine Auseinandersetzung…
Ansa: Er hat eine Nummer online gestellt, wo er mich beschimpft und noch dazu meine Tochter erwähnt hat. Und das geht halt nicht. Wir haben uns ja früher gut verstanden, haben Nummern aufgenommen und es war eine coole Zeit. Auf einmal ist dann irgendwann eine Nummer gegen mich gekommen, als wir schon länger nichts mehr miteinander gemacht haben. Er hat wahrscheinlich selber ein paar Probleme und in diesem Moment selber gerade nicht gewusst, was er tut. Mein Disstrack gegen ihn ist ohne ein Schimpfwort und ich gebe ihm darin sogar Props.

Hat es seit dieser Zeit irgendeinen Kontakt mit ihm gegeben?
Ansa: Na, gar nicht. Aber er rappt ja auch gar nicht mehr. Der tut ja nix.
Crum: Momentan halt. Ich habe zu ihm Kontakt gehabt und eine Nummer für sein Album produziert und so.

Wie passt das zu deiner Zusammenarbeit mit den Vamummtn?
Crum: Wir sehen das glaube ich alle nicht so eng.
Ansa: Ich habe ja auch kein Problem mit dem Jack, ich würde mit ihm auch wieder eine Nummer machen. Er sollte mir aber zuerst sagen was da überhaupt los war.
Crum: Jeder von uns soll machen was er will, außerdem war meine Zusammenarbeit mit ihm glaube ich auch schon vor dem Diss. Ich glaube nicht, dass der Ansa jetzt irgendwie nicht so erfreut wäre, wenn ich mit irgendwem anderen zusammenarbeiten würde. Das würde vielleicht keinem so wirklich taugen, aber wir sind ja nicht beim Bundesheer wo man befehlen kann.

Wenn du die Cuts für Ill Mindz machen würdest, wäre das dann was Anderes?
Ansa: Das würde er nicht machen.
Crum: Ich käme wahrscheinlich nicht auf die Idee. Vom Digga Mindz habe ich aber schon immer ein paar Sachen cool gefunden, auch wenn ich jetzt nicht so der Fan bin. Den Style vom Def Ill mag ich halt nicht, das sage ich jetzt ganz offen und unabhängig von dieser ganzen Vamummtn-Geschichte. Ich bin ja prinzipiell, vor allem was HipHop anbelangt, für alles offen.

Es umgibt euch ja häufig, oder vielleicht umgebt ihr euch auch selbst gerne damit, eine bierig-prollige Aura, die eher an Bierzelt- und Schihüttenatmosphäre, ATV-Formate und Kronen Zeitung erinnert…
Ansa: (schnauft zunächst, Crum lacht): Naja das kommt auf die Nummern drauf an.
Sunny: Na das war jetzt scho…was kommt jetzt?

…auf dem „A wos!″-Mixtape sprecht ihr nun auch die negativen Seiten des Alkoholismus an…
Ansa: Naja, stolz sind wir auch nicht drauf. Ich will´s nicht verherrlichen, aber ob da jetzt irgendjemand raucht, oder sauft oder was auch immer…

Wieso wird von dir so ein Unterschied zwischen den Vamummtn und den Solotracks gemacht? Ist das auch weil du da in eine andere Perspektive kommst?

Ansa: Nein, gar nicht. Ich stehe zu jeder Nummer, die ich gemacht habe. Aber ich könnte halt nicht nur Nummern wie „Ana geht no″ machen. Das ist mir qualitativ einfach zu minder. Das ist alles in einem Spaß entstanden und es macht mir auch Spaß, die Nummern live zu spielen wenn sie die Leute mitgrölen. Das ist alles schön und gut, ich kann aber mehr und das will ich halt auch zeigen.

Immer wenn es ernster wird, stehst du bei den Vamummtn aber mehr oder weniger alleine da…
Ansa: Mittlerweile nimmer so. Also der Zwara macht auch ein Solo-Projekt, wo er auch so teilweise auf andere Themen eingeht, aber hey, es ist ganz einfach so passiert. Die anderen beiden haben vorher nicht gerappt, das haben wir vorher eh schon oft genug gesagt. Das ist einfach mein Freundeskreis. Am Anfang bin ich drübergegangen, wenn sie einen Text geschrieben haben und habe gesagt: mach das und das lieber so und so. Mittlerweile haben sie sich weiterentwickelt und schreiben ihre Sachen selber und jeder kann persönlich seine Sachen einbauen. Und das ist eh schon lange der Fall. Sonst schreibe ich aber meine Texte zu Hause, wenn ich in der Früh aufstehe, weil ich da anscheinend am kreativsten bin. Da sauf ich auch kein Bier. Wieso soll ich dann über das Saufen rappen?

Es wird euch nachgesagt, dass euer Publikum aus Minderjährigen und Trunkenbolden bestehen würde. Wie seht ihr selbst eure Fanbase?
Ansa: Wahrscheinlich sind das zum größten Teil Schüler und ein bisschen darüber hinaus. Wie wir aber zum Beispiel im B72 gespielt haben, war der Altersdurchschnitt 25+. Das kannst du also allgemein nicht sagen, es kommt komplett darauf an wo wir spielen.
Sunny: Das feiert ein Fünfzehnjähriger genauso wie meine Schwester, die älter ist als ich und mit HipHop nichts zutun hat, die Vamummtn aber schon vor mir gekannt hat.
Crum: Man muss auch sagen, dass der Ansa und überhaupt die gesamte Partie immer Supergeschmack beim Beats Picken bewiesen hat. Ob sie jetzt von einem Produzenten extra für die Vamus waren, oder einfach irgendwelche gestohlenen Beats. Das deckt musikalisch denke ich ziemlich viel ab und spricht auch ein größeres Publikum an. Wenn du irgendeine HipHop-Band hast, bei der die ganze Zeit nur ein Soul-Sample auf´s andere kommt, von der ärgsten 60er Johr-Plottn…wird das nicht so der Reißer sein.

Eure Fanbase sind also nicht nur Prolos?

Alle: Na!
Ansa: Wir sind ja selber keine, wenn wir nix getrunken haben (Sunny lacht).
Crum: Was ist denn jetzt schon ein Prolo? Ich habe jetzt schon so viele Typen auf den Konzerten mit den Vamummtn und Skero beziehungsweise beim Auflegen kennengelernt…der ist am Wochenende bladldicht, rennt mit einem „Hure, i bin zua″- Leiberl herum und am Montag sitzt er dann im Büro und ist Rechtsanwalt. Ich mein, natürlich sind die Leute voll angesoffen, die kommen ja, ich meine nicht immer, aber die kommen ja genau deshalb. Die wollen ja Party machen. Und ich finde das überhaupt nicht verwerflich. Bei Cypress Hill sind´s dann alle super drauf und zünden sich einen Spliff an, die sind dann halt wieder anders lustig drauf.

Eurer Meinung nach ist im HipHop der Marihuanakonsum also positiv, Alkoholkonsum aber negativ besetzt?
Sunny: Ja, das ist ja auch so. Das ist auch diese reale Rapper Einstellung: kiffen feiern wir voll und das ist das überrealste überhaupt und je mehr desto besser. Sobald aber einer über´s Saufen rappt, ist er ein Oasch.
Ansa: Nicht bei allen.
Sunny: Das nicht, aber Cypress Hill ist ja das beste Beispiel, also da habe ich nie diesen superralen Vorwurf gehört: „Ah die sind Oaschlöcher, weil die verherrlichen das Suchtgift…″ zu viel, egal von welcher Substanz ist halt nie gut und das wissen wir auch alle…
Crum: In Österreich trinken halt viele Leute gerne beim Wirten, deswegen passt das auch gut Tracks darüber zu machen, warum auch nicht?
Sunny: Das ist aber auch eine gschissene Diskussion…ich kiff ja auch gern…

Es wird auch oft nachgesagt, dass ihr Rap für den sogenannten kleinen Mann machen würdet und dass ihr das sagt, was sich die anderen nicht trauen. HC Strache oder andere Rechtspopulisten meinen, dass sie der Anwalt der kleinen Leute sind und sagen, was sich die anderen nicht trauen. Seht ihr da irgendwelche Parallelen? Seid ihr sozusagen Rappopulisten?
Ansa: Na, oida! Ich mach das, was mir taugt und wozu ich steh…fertig! Die anderen sollen das selber interpretieren, mir ist das scheißegal ob jemand meint ich würde Musik für Proleten machen, oder wenn er meint ich bin ein Prolet.
Crum
: Es ist vielleicht gezielt technisch cool gerappt oder was, dass man sich überlegt wie man etwas rappt, wie scratcht man das oder wie baut man den Beat. Also zum Populismus kann man da glaube ich keine Vergleiche ziehen. Und zum kleinen Mann: mir kommt es nicht so vor, als wäre da irgendwas dahinter überlegt, so nach dem Motto: ich sage jetzt gezielt das und das damit (schnippt) 15.000 17-Jährige schreien.
Ansa: Es ist auch zehnmal cooler, wenn sie mich cool finden wie ich bin. Ich mache ja nicht Musik, damit sie jemandem gefällt, sondern ich mach Musik, die mir taugt, und wenn es dann den Leuten taugt, dann habe ich eh schon gewonnen.

Man kann sich sein Publikum nicht aussuchen und ihr sprecht wahrscheinlich zum größten Teil nicht die klassischen HipHop Heads an…
Ansa: Simma froh!

Unter euren Fans gibt es aber sicher einige Leute, die HC Strache wählen. Wie geht ihr damit um?
Sunny: So eine Diskussion ist sinnlos.

Ist es in den Disco-Zelten nie vorgekommen, dass jemand zum Beispiel mit einem HC Strache T-Shirt erkennbar war oder anderes in diese Richtung?
Ansa: Nein, das war noch nie der Fall.

Und wenn dem so wäre, wie würdet ihr damit umgehen?
Ansa: Ja bitte, wenn er´s wählen will, dann soll er´s wählen. Ich kann ihm ja nicht sagen, was er wählen soll. Politisch haben wir uns sowieso immer rausgehalten, weil mich das nicht interessiert. So wie mich Fußball nicht interessiert und mich schon hunderttausend Leute gefragt haben: kannst eine Rapid Nummer machen? Kannst eine Austria Nummer machen? Will ich nicht machen, interessiert mich auch nicht.

Von der Machart und der Attitüde her sind euch die Droogieboyz nicht so fern. Warum ist da noch nie etwas passiert?
Ansa: Es ist was passiert. Wir haben mit dem Guilty eine Nummer gemacht. Später ist das dann einfach aufgrund von anderen persönlichen Sachen auseinander gegangen. Da war kein Streit oder sonst was.
Sunny: Ich feier die Droogieboyz, also ich würde auf jeden Fall etwas mit ihnen machen. Das ist authentischer Rap: die tan wie sie san…Ich als Rapidler habe auch irgendwann eine Nummer für Rapid gemacht, die noch ein paar Leute kennen, damals noch auf Hochdeutsch….

Du warst das also damals gemeinsam mit Whizz Vienna?

Sunny: Genau, er hat den Remix zur Nummer gemacht, aber egal. Ist eh schon ewig her und ich wollte auch nicht, dass das so große Resonanz bekommt, eh wurscht (Ansa lacht).

Die Videosingle zum Mixtape ist eine Nummer über das Wuzzln mit Vamummtn-Feature geworden. Eigentlich passt sie nicht zur sonstigen Stimmung von „A wos!″…
Ansa
: Das ist auch nur deswegen, weil wir einfach jeden Montag aufgenommen haben und dann das Mixtape irgendwann fertig war und wir nichts mehr zu tun hatten. Wir haben schon lange gesagt, dass wir einen Wuzzler bräuchten. Irgendwann hat dann halt irgendeiner angerufen und gemeint er hätte einen. Wir haben sofort hektisch einen Bus organisiert und sind gleich darauf losgefahren um den Wuzzler zu holen. Seitdem haben wir immer am Montag statt kreativ zu sein gewuzzlt.

Es fällt auf, dass du versuchst das Apollo Ansa & Sunny Brown Projekt über die Vamummtn, vor allem die Facebook-Fanpage, zu pushen…
Ansa: Na wo soll ich´s sonst pushen? Das ist ja meine Crew.

Kann ein durchschnittlicher Vamummtn-Fan damit etwas anfangen?

Ansa: Wie wir letztens eine Disco-Tour gemacht haben, war auch der Sunny mit. Da hätten wir auch nur unsere eine lustige Nummer spielen können, ich habe aber gesagt: wenn wir spielen, dann das ganze Programm…und es war nicht leicht! Wir haben´s aber trotzdem gespielt, damit die Leute auch den anderen Scheiß hören, weil wir eben nicht nur „Ana geht no″ sind…

Es sind aber keine Becher auf die Bühne geworfen worden?

Ansa: Na, bis jetzt noch nicht. Schauen wir mal was heute passiert (Anm. der Verfasser.: Ansa beschimpfte während dem darauffolgenden Konzert Def Ill, Digga Mindz und Boombokkz. Aus dem Publikum folgte darauf keine negative Reaktion).
Sunny: Ja eh, heute wird damit gerechnet (Ansa lacht).
Ansa: So lang´s ein Becher ist, ist es mir wurscht.

Auf eurem vor Kurzem ins Netz gestellten Mixtape A wos habt ihr euch zur Gänze an Beats von Apollo Brown bedient. Rechnet ihr mit irgendwelchen Klagen?
Ansa: Erstens einmal wird er es, wenn er es hören sollte, sicher phat finden. Außerdem ist es sowieso for free, da wird also sicher keine Klage kommen. Das Ding war überhaupt spontan und ist innerhalb von einem Monat passiert.
Sunny: Es wird dann eh im Outro erklärt: es war Ansas Idee, eine ganze Platte über Beats von Apollo Brown zu machen.
Ansa: Er ist ja von den War Wolves und seine Leute leben in der Steiermark und tun aber irgendwie nix, ich feiere aber sein Zeug und hab gesagt er muss was tun, und jetzt haben wir einmal etwas getan.

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Dass sich Leute an Apollo Brown Beats bedient haben, war ja schon öfters der Fall. Dass man aber soweit geht den Künstlernamen abgeändert zu übernehmen, ist neu…
Sunny: Das war eine spontane Idee.
Ansa: Wir haben ihn ja nicht übernommen: Ich bin der Apollo Ansa und er ist der Sunny Brown. Und Sunny Browns, kannst googeln, gibt´s ja eh noch mehrere.
Sunny: Es sollte ja auch rauskommen, dass alle Beats vom Apollo Brown kommen.
Ansa: Wir feiern seine Beats ja auch!

Was sagst du Sunny zum Feature von 500 Fick Rick mit den Trackshittaz? Er ist ja auch aus der Steiermark und hat in der Vergangenheit ebenso mit dir und den War Wolves zusammengearbeitet…
Mit dem habe ich schon lang, also eigentlich schon ewig, nichts mehr zutun. Die War Wolves waren immer der Diz, Gouvernor und ich. Wir haben damals schon irgendwann ein Tape auf Hochdeutsch rausgebracht, ist halt auch schon ewig her. Die Grausbirn und das Video dazu ist halt auch sowas, was aus der Emotion heraus und zur Gaudi entstanden is. Mit dem 500 Fick Rick haben wir jedenfalls schon seit Ewigkeiten nichts mehr zutun und das soll auch so bleiben.

Zurück zu einem bereits angesprochenen Thema: Wie sehr hat die Kooperation mit Supercity im Zuge eures
Runde 3 Releases (2009) eure Arbeitsweise verändert?
Ansa: Gar nicht, die hat gebremst…fertig.

Was hat gebremst?
Ansa: Das ist einfach passiert, keine Ahnung. Es ist passiert.

DJ Buzz war ja danach euer Viera. Nachdem es bereits keine Zusammenarbeit mit Supercity mehr gab…
Ansa: Naja, er war dann halt unser DJ…

Wer war dann sonst der Bremsfaktor?
Ansa: Also mit den Supercity Leuten habe ich sonst nichts zu tun, außer dass ich sie kenne und cool finde. Es geht eh gar nicht um das, sondern um den Viera beziehungsweise den Buzz.

Wieso kam es zum Bruch mit Buzz?
Ansa: Es ist besser für ihn, wenn ich das nicht offiziell sage. Im Endeffekt hat es sich auseinander gelebt.
Crum: Ich bin erst im Nachhinein dazugestoßen, also von mir war das völlig unabhängig.

Mit Manuva hast du damals auch ein Feature gehabt…
Ansa: Dadurch ist die Zusammenarbeit mit Supercity ja überhaupt erst zustande gekommen. Total Chaos habe ich damals ’98 sehr gefeiert. Ich habe gesagt, dass es lustig wäre, wenn er ein Feature machen würde. So ist dann auch erstmals der Buzz zu uns gekommen.

In einem Divinitus TV-Bericht von AmStrom 2010 hast du als einziger von den Vamummtn die Aphrodelics gekannt und gemeint, dass du sie früher auch gern gehört hast…
Ansa: Na, na! Der Dreia kennt die auch schon lang.
Sunny: Ich kann mich sogar erinnern, dass der Dreia gesagt hat, dass er sie schon damals gefeiert hat.

Du hast also unter anderem Total Chaos und die Aphrodelics gefeiert. Was noch?
Ansa: Naja, nicht so viel, also eher so die deutschen Sachen. RAG, Creutzfeld&Jakob, eher so die Schiene.

Sunny nennt auf dem Mixtape zum Beispiel auch Doppelkopf…

Sunny: Ja, bei mir is es sehr ähnlich: RAG, Creutzfeld&Jakob, Doppelkopf…
Ansa: Massive Töne…die Kopfnicker Sachen halt. Terence Chill…der war halt auch so ein Kiffer-Verherrlicher, aber damals war ich eben noch in dem Alter, wo mir das getaugt hat und so. Aber ja…guter deutscher Rap, der damals natürlich schon auch geprägt hat.

Eurem Mixtape nach zu urteilen gibt es diesen guten deutschen Rap aus eurer Sicht nicht mehr…
Ansa&Sunny: Doch, doch!
Sunny: Zurzeit ist für mich der beste deutsche Rapper Haftbefehl. Man kann von ihm halten, was man will, aber er hat das Ganze auf ein technisch neues Niveau gebracht.
Ansa: Der macht Mundartrap!
Sunny: Es ist Slangrap, was der macht.
Ansa: Der rappt halt auch so wie er redet und er ist einfach gut.
Sunny: Lance Butters ist natürlich auch noch zu nennen.
Ansa: Ja, solche Sachen.
Sunny: Genetikk…
Ansa: Lance is ja jetzt bei Four Music…schauen wir mal, was da rauskommt.

HipHop gibt es in Österreich seit mittlerweile über 20 Jahren
Ansa: Echt?
Sunny (schnauft): Ist an mir vorübergegangen.

Was waren die größten Veränderungen der letzten zwanzig Jahren?
Ansa: Naja, die größten Veränderungen…crewtechnisch halt…Ganz am Anfang hast du irgendwie was aus Deutschland gehört und versucht, es so ähnlich zu machen. So wie es die Deutschen aus Amerika übernommen haben, haben es halt die Österreicher irgendwie aus Deutschland kopiert. Mit der Zeit ist es ist einfach gewachsen. Jeder hat irgendwie seinen eigenen Stil gekriegt. Aber es sind eh viel zu wenige, die sich da wirklich weiterentwickelt haben.
Crum: Am Anfang haben´s noch alle auf Englisch gerappt, da können wir uns alle noch daran erinnern. Da war ich zwar auch noch sehr jung, ich habe nämlich ’96 mit dem Ganzen angefangen. Ich kann mich aber an die ersten Total Chaos Sachen erinnern, wo der Manuva auch noch auf Englisch gerappt hat. Und wie haben die geheißen…die Poets…?!

Die Untergrund Poeten?
Crum: Genau, die haben doch am Anfang auch noch auf Englisch gerappt? Später ist es so weitergegangen, dass alle auf Hochdeutsch gerappt haben und dann hat es diese ganze Deutschrap-Welle gegeben, die zu uns übergeschwappt ist und jetzt fangen mittlerweile immer mehr Leute mit Mundartrap an. Jetzt gibt es auch die erste Generation, die wirklich von Vornherein sagt: ich schreibe meine Raps im Slang. Alle die ich kenne, inklusive Jack Untawega, haben hingegen am Anfang noch Hochdeutsch gerappt.

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