Wunder über Wunder, MC Bomber und Shacke One sind wieder einmal in Wien. Dieses Mal nicht für Soloshows, sondern im Rahmen der „Nordachse 2 Tour“, der Tour zum im September erschienenen Kollabo-Album und Nachfolger des „Nordachse“-Tapes. Als die beiden Berliner vor über fünf Jahren das erste gemeinsame Release veröffentlicht haben, rechneten wohl die wenigsten mit dem Erfolg der beiden: Schließlich ist der Boom-Bap-Battlerap durchaus eine Gegenthese zu dem tagesaktuellen Trap-Singsang des Deutschrap-Mainstreams. Dass das Grundrezept ihrer Kunst immer noch funktioniert, sollen sie auch mit ihrer Live-Show zeigen.
Es ist gegen acht Uhr, als die „Grelle Forelle“ am Ufer des Donaukanals sich stetig füllt und immer mehr Fans durch die Türen des Techno-Clubs strömen, während die Jungs von Upstruct und der Nordachse-Cashgroup am Merchandise-Stand stehen und fleißig T-Shirts und Pullover über die Ladentheke wandern lassen.
Als gegen halb neun lautstarke Sprechchöre auf den Auftritt der beiden Rapper drängen, betreten Operator B und Operator S in Daunenjacke und Pulli gekleidet die Bühne und starten direkt in die Show. Am heutigen Abend ist kein Voract mitgereist, das Publikum ist somit zwar nicht wirklich aufgewärmt, aber immerhin noch voller Energie. Unterstützung gibt es heute von DJ Illo an den Plattendecks und Ivo als zweiten Back-up.
Erstes Lied ist logischerweise das Intro von „Nordachse 2“. Das Publikum reagiert frenetisch und zelebriert den Kiezrap. „Wir haben noch gar kein Schnitzel gefressen“, konstatiert MC Bomber und spielt damit auf seinem letzten Besuch in der österreichischen Hauptstadt an, als er vor seinem Konzert im Flex Café noch ein Wiener Schnitzel verspeiste.
Schnell steigt die Temperatur in der angenehm gefüllten, aber nicht ausverkauften Grellen Forelle und MC Bomber zieht seine Daunenjacke aus, um sein Prachtbäuchlein zu präsentieren. Man könnte meinen, dass Bomber, der sich optisch immer weiter zu einer zweiten Version King Orgasmus One verwandelt, mittlerweile ins Leihmuttergeschäft eingestiegen sei.
Auf die Ohren gibt es heute sowohl Solo- und Kollabo-Lieder. Mal gibt es was aus dem neuesten „P-Berg Battletape 5“, mal von „Shackitistan“-Album und auch von den etwas älteren Alben werden die Schätze zum Vorschein gebracht. Zwischen den Songs zeigen sich die beiden Ostberliner Atzen durchaus gesprächig. So erzählt MC Shacke von seinen Sprüherfahrungen in Wien-Heiligenstadt und Begegnungen mit der Kiwarei, während sich MC Bomber darüber amüsiert, dass Yung Hurn mittlerweile in Berlin spiele und er wiederum in Wien.
Über Lieder wie „Nettelbeckplatz“, „Versteckt die Töchter“, „Sysiphos“ und „Wat is schon dran an som Tag“ steigert sich die Stimmung stetig weiter – das Publikum ist mittlerweile vom entspannten Hüpfen zum beherzten Pogen übergegangen.
Den finalen Teil des Konzertes gibt es dann bei „Falling in Love“, bei dem die Jungs den Part des heute fehlenden Tiger104 übernehmen und „Taubensohn“, bei dem Ivo seinen Part von „Nordachse Militär“ beisteuert.
Auch für eine Zugabe lassen sich die Jungs nicht lumpen und geben dem Publikum mit „Waldgang“ und „Shack Norris“ ein schönes Abschiedsgeschenk mit auf den Heimweg.
Die zwei dynamisch-aggressiven Angreifertypen haben erneut beweisen können, dass ihre Musik trotz des Bestehens seit über einem Jahrzehnt immer noch livetauglich ist. Shacke One und MC Bomber sind Rapper aus Leidenschaft, kennen und verfolgen ihren eigenen Stil und haben es dadurch auch geschafft, eine treue Gefolgschaft um sich zu formen. Wir sind gespannt, wie sich die beiden MCs in Zukunft entwickeln werden und freuen uns auf viele weitere Konzerte in der Donaumetropole.
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