Bevor die 187 Straßenbande im Gasometer in Erscheinung tritt, stimmt der auf Bühnen sichtlich unerprobte Fatal ein. Sein Backup spittet laufend halbe Lines mit ins Mikro, die den eigentlich gelassenen Sound ein wenig übertönen. Man fragt sich, warum. Nach drei Tracks sind sie auch schon wieder weg.
Anschließend betritt Omik K. mit einer ordentlichen Portion Power die Bühne. Mit Assi-Vibes und aktivem Goldkettchen-Geklunker heizt er die Menge auf das perfekte Stimmungslevel für die 187 Straßenbande ein – die Tracks ziehen. Leider bietet die Bank Austria Halle nicht die Soundqualität, die bei so einer beatgeladenen Perfomance erwünscht wäre, trotzdem fährt die 187 Straßenbande „Mit den Jungs“ Bonez MC, GZUZ, Maxwell, LX und SA4 gleich richtig ein.
Vor einer wohl typischen Hamburger Kiez-Kulisse mit Kiosk und 187-Tattoostudio geben die Jungs stimmlich und körperlich alles, während auf dem Dach zwei 187-Flaggen geschwenkt werden. Die Menge, überspitzt formuliert eine Mischung aus Bauchtasche tragenden Jünglingen und professionellen Dorf-Assis, will bei so viel Action gleich die Handys zücken, aber genauso wie Pressefotos ist auch das nicht erwünscht: „Handys runter, jetzt wird gefeiert!“ Nach „100er Batzen“, „Rush Hour“ und „Schnell Machen“ wartet nicht nur für die Crowd noch eine nette Überraschung, denn Maxwell hat Geburtstag! Die Menge widmet dem Rapper ein lautstarkes Ständchen. Weiter geht die Show mit „30er Zone“, „Gaspedal“ und der Frage, ob es denn auch echte „Prolls und Prollitessinnen“ unter den Fans gibt – natürlich müssen die 187ers dann parallel zum Jägermeisterschlürfen „Prollz“ drauflegen.
Die Bühnenbande ist schon schweißgebadet, da leiten sie mit immer noch asozial viel Bock den Höhepunkt der Show ein. Bei „9mm“ gehen die Pistolenhände nach oben. Mit „10 Jahre“ bedanken sich GZUZ und seine Crew bei allen, die vielleicht sogar schon seit fast 12 Jahren mit dabei sind. Mit „Palmen aus Plastik“ rastet die Menge komplett aus, denn RAF Camora aus Fünfhaus tritt als Special Guest in Erscheinung – er performt danach auch noch „Nie ohne mein Team“ mit der Bande. Damit hätte kaum jemand gerechnet, schließlich wurde kurz zuvor „Mörder“ ohne RAF performt.
Nach etwa einer Stunde Show wird die Bühne kurz dunkel. Die motivierte Menge fängt instant an, nach „187“ zu schreien. Und da setzen sie noch einen drauf. Der Bühnen-Imbiss hat eine Garage, und aus dieser fährt – zu welchem Song wohl? – ein CL 500. Bonez putzt den Mercedes-Stern mit seinem eh schon schweißnassen Handtuch, schmeißt dieses (nicht als erstes) in die Menge, gönnt sich selbst und der Menge aber keine Pause. „Was hast du gedacht“ ist nur eins der Teilstücke des folgenden Finales, welches zu einem Sprung Maxwells in die Menschenmenge führt. Inklusive pinkem Flamingo. Und schließlich zu ein paar sehr wichtigen Fragen: „Wer von euch liebt diesen Flamingo? Wer von euch liebt den Haifisch? Und wer das Krokodil???“ Die Menge brüllt und so tun es die Rapper, wenn sie mit „Schnapp!“, „Kontrollieren“ und einer Lametta-Kanone den Abend beenden.
Fazit: Die 187ers haben Bock. Die 187ers sind authentisch. Die 187ers haben sich fette Gedanken über die Show gemacht. Auch wenn die Location mit ihrer Größe für viel Gedränge sorgt und mit ihrem Sound keine gute Grundlage fürs Eskalieren bietet, haben die Jungs durchgeballert und ebenfalls schweißgebadete Fans zurückgelassen.
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