Pünktlich zur Einleitung des Frühlings habe ich für euch im Namen der The Message Redaktion eine Playlist für zusammengestellt. Die letzten Jahre meines Musikgeschmacks reichen überwiegend von deutschen, amerikanischen und britischen Hip-Hop über zu Indie und Electro, mit einigen Subgenres inbegriffen. Vor allem in der Zeit des ersten Lockdowns habe ich die Zeit intensiv nutzen können, um mich mit einigen Künstler*innen intensiv auseinandersetzen zu können. Wie das sicherlich viele bei der App Spotify kennen, fängt man bei einer/m Künstler*in an, sich durchzuhören und landet plötzlich zwei Stunden später bei dem einen Künstler, den man damals im Sommer 2017 rauf und runter gehört hat. Da ich eine sehr stark phasenbezogene Hörerin bin, was Genres betrifft, stelle ich euch hiermit ein passendes Mixtape zusammen, welches für mich Frühling und die Einleitung des Sommers zugleich bedeutet. Es ist eine bunte Mischung aus Hip-Hop, elektronischen und technischen Sounds, untermalt mit einigen afrikanischen und lateinamerikanischen Beats, die mich dem Sommer freudig entgegenblicken lassen. So sitze ich die meiste Zeit in meiner WG in Wien in meinem grünen Lesesessel am Fenster und lasse ständig die Wiener Windböen einem die Haare ins Gesicht wehen und höre genau diese Songs immer wieder. Ich habe zwanghaft versucht, die Playlist auf 20 Songs zu kürzen, was mich vor große Herausforderungen stellte. Es sind im Endeffekt doch 26 geworden – ich hoffe ihr kommt klar damit. Aber genug geredet, jetzt geht’s los:
Ecke Prenz – Guten Morgen
Die elektronische Rundfahrt mit den beiden von Ecke Prenz ist wirklich jedes Mal auf ein Neues ein Erlebnis, denn sie begreifen Hip-Hop in ihrem ursprünglichen Sinn. Hip-Hop ist nämlich nicht, was du spielst, sondern wie du es spielst. Das haben sie einen bei den Konzerten schon spüren lassen, als sie jedes Mal wieder auf das Neue im unschlagbaren Duo dem Publikum mutig und kompromisslos etwas Neues mitgeben wollen.
Sudan Archives – Confessions
Der nächste Song ist von Sudan Archives – aka Brittney Denise Parks. Die gebürtige US-Amerikanerin brachte sich im Kindesalter das Geige spielen selbst bei und integriert es auch heute noch in ihre Musik, was sich bei diesem Song klar erkennen lässt. Zu ihren überwiegend selbst produzierten Beats integriert sie auch gerne afrikanische Einflüsse, wie beispielsweise aus dem Sudan, obwohl sie selbst nie dort gelebt hat.
Extra Medium – Shake my Hand
Extra Medium kombiniert in dem Track „Shake My Hand“ vor allem Bristol’s Underground mit Jazzklängen des vergangenen Jahrhunderts. Für mich ist es ein beschwingter Song, der einen entspannten Sommerabend einleiten lässt.
futurebae & DISSY – Coca Cabana
K.T.U.L.E.S – „Keine Termine und leicht einen sitzen“, beschreibt so gleich das Lebensgefühl, das meine besten Freund*innen bekomme haben, als wir den Hit zum ersten Mal gehört haben. So hieß nämlich auch die erste EP der Wahlberlinerin futurebae. Das Originalzitat stammt von Harald Juhnke auf die Frage, was seine Definition von Glück ist. Prezident hat in „Hand fest aufs Lenkrad“ auch darauf angespielt. Sie beschreibt in meinen Augen eine Generation, die zwischen „Ich seh‘ nur noch Zombies“, „ich hab nicht das Gefühl, dass ich klarkomme“ und „Tanz durch die Nächte – high und frei“ versucht, einen Ausgleich zu finden. Wir haben in jedem Fall schon entschieden, dass das unser neuer Sommerhit wird, wenn wir im Sommer abends auf der Donau noch unser Feierabendbier genießen.
Kid Francescoli – From America
Kräftige Beats mit einem himmlischen Electro-Überzug bilden den Rahmen zwischen Folk, Pop und Elektronika, in dem sich ein sehr vertrauter männlich-weiblicher Dialog abspielt: Julias grazile Anmut und Mathieus Charisma. „Play me again“ ist das abwechslungsreichste Album, das Kid Francescoli bisher veröffentlicht hat, Einflüsse von Asap Rocky, Drake und Kendrick Lamar sind auf einigen Stücken herauszuhören. Das Ergebnis sind brillante Tracks, ein warmer Mix zwischen Leidenschaft und Energie, die vielschichtig zwischen harmonischen und verträumten Momenten oszillieren.
Mule & Man – One Hand Clap
Das Duo bestehend aus Bonaparte und Kid Simius ist bei ihrer EP „One Hand Clap“ auf der Suche nach einem neuen musikalischen Ansatz, was ihnen meiner Meinung nach erfolgreich gelungen ist.
Langoth & Da Fonz – Grounding
Der erfahrene Produzent Michael Langoth hat sein Projekt nach typisch Wiener Lebensart zuallererst einmal kulinarisch verwurzelt: er bereitete befreundeten Musikern ein Festmahl – inklusive anschließender Jam-Session zum Dessert. Mit „Grounding“ legt Langoth nun endlich den Nachfolge-Longplayer von dem Album „Sentimental Cooking“ auf „Sunshine“ vor. Und siehe da: Aus einer schönen Idee ist ein komplexer, sehr zukunftsorientierter Sound geworden, der immer zu einem gemütlichen Abend mit Freunden passt.
Smoke City – Underwater Love
Bei einer Sommerhit-Playlist von mir dürfen auch nie ein paar Tracks aus den 90er-Jahren fehlen. Die Band Smoke City ist unter anderem von brasilianischer Musik geprägt und beinhaltet Einflüsse elektronischer Beats und Jazz.
Amarula Café Club – Low
Amarula Café Club ist einer der Bands, die leider noch zu wenig Aufmerksamkeit erhalten für das, was sie drauf haben. Die 4-köpfige Band schafft es wunderbar. mehrere Musikrichtungen in einem Song unter einen Hut zu bringen. Alleine in dem Song „Low“ werden Afro-Beats mit der Indie-Richtung verbunden, was zu einem einheitlichen und runden Song in meinen Augen führt. Die Klänge und Rhythmen sind so catchy, dass ich den Song den ganzen Tag hören könnte. Auch in anderen Liedern lohnt es sich bei ihnen reinzuhören, denn dort leben sie ihre Kreativität in anderen Musikstilen aus, indem sie zusätzlich noch Hip-Hop Elemente und Elektro-Sounds miteinbauen.
Mano Tiro – Havana 1959
Wer bei diesem Song nicht an Urlaub denkt, dem kann ich auch nicht mehr weiterhelfen. Da ich selbst schon auf Kuba herumgereist bin und seit über einem Jahr nicht mehr am Meer war, versetzt mich dieser Song zurück an den Strand von Guardalavaca mit einem Plastikbecher lauwarmen Rum in der Hand während man den warmen Sand zwischen den Zehen spürt und zu so einer Musik tanzt. Dort bleibt die Zeit gefühlt stehen und man fühlt sich wie der Name sagt, zurück in die 50er Jahre versetzt, weil sich das Stadtbild auf Kuba seitdem tatsächlich sehr wenig verändert hat.
Sharktank – Washed Up
Atmosphärische Indie-Sounds, tanzbare Beats, und honigweiche Vocals. Mit einem Mal plötzlich der Bruch. Eine warme Stimme reimt im Rapjargon, die Soundästhetik wird stoischer, die Gitarren leiser und statt rhythmisch zu tanzen, möchte man jetzt nur mit dem Kopf wippen. Was sich erstmal liest wie ein seltsam zerklüfteter Mix, klingt eigentlich wie ein organisches Zusammenspiel aus Hip-Hop und Indie-Pop. Zwei Genres, die bei Sharktank aufeinandertreffen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Neben Katrins sanft verzerrter Stimme, hört man in Miles Rap-Part noch die Spuren von Oldschool-HipHop-Vorbildern heraus. Bei jedem Mal Hören erschließt sich einem der rote Faden mehr und mehr, der sich trotz der unvorhersehbaren Harmonieänderungen durch die Tracks zieht. Die Songs, mal eingebettet in federleichte Gute-Laune-Settings, mal mit melancholischen Texten untermalt, erzählen von Momentaufnahmen. Vielversprechende Newcomer*innen, die in nächster Zeit auf jeden Fall auf dem Radar gehalten werden sollen!
Crystal Waters- Gypsy Woman (She’s Homeless)
Ein weiterer Song aus den 90er Jahren, der Beachtung und Wertschätzung verdient hat. „Gypsy Woman“ erreichte 1991 weltweite Aufmerksamkeit und lässt bei einem selbst die Laune immer hochschnellen, sobald man nach einigen Klängen den Song erkannt hat. Bei dem Song kann ich einfach nie stillsitzen und muss immer sofort aufstehen, wenn die Sängerin von Crystal Waters das erste mal „She’s Homeless, Dadadi Dadada“ trällert. Der stimmige Hintergrundsound ist perfekt groovy und rhythmisch und passt harmonisch wahnsinnig gut zu ihrer Stimme.
Mount Kimbie – Made to Stray
Mount Kimbie gelten als die Begründer des Post-Dubstep und schafften es den basslastigen Dubstep weiterzuentwickeln hin zu einer helleren, elektronischeren Musik, welche eine sogleich in den Bann zieht. Diese Ästhetik der Vermischung verschiedener Stile zeigt die Kreativität des Londoner Duos auf, wobei jeder Song eine neue Seite der beiden zeigt. Wo man anfangs denkt, es bleibt bei einem elektronischen Beat, der irrt sich. Nach der Hälfte des Lieds, schaltet sich die Stimme des Sängers ein, der den Song in eine neue Richtung lenkt. Im Hintergrund immer wieder die lässigen Beats, die nicht stimmiger bei dem Lied sein könnten. eine wunderbare Kombination, meiner Meinung nach. Auch da ist es mal wieder schwer, sitzen zu bleiben.
Tshegue – Muanapoto
Im Sommer dürfen natürlich auch die African Beats nicht fehlen. Das Duo Faty und Nicolas lernten sich in Paris kennen. Hier auf der Bühne verschmelzen der Kongo und Paris, schwarz und weiß, Tradition und Rebellion. Der Afropunk und Trance. Alles vermischt sich zu einem, wuchtigen, elektrisierenden, körperlichen Erlebnis.
The Kooks – Melody Maker
Ein zeitloser Klassiker, den ich in meiner Jugend gerne gehört hört und auf jedem Konzert begeistert jeden Song der Band auswendig mitsang. Melody Maker ist mein Herzenssong, der mich immer an meine besten Freunde erinnert, mit welchen ich im Jeep Richtung Salzburg fuhr, im Vordergrund die monströse Kulisse der Bergkette direkt bei Salzburg und der Wind, der einem durch die Haare fährt. Jeder leicht mitwippend, singend und ein dickes Grinsen im Gesicht.
Lokkhi Terra & Dele Sosimi – Afro Sambroso Rampa Version
Nachdem meine Mitbewohnerin Lisi und ich begeisterte African Beats Hörerinnen sind, küre ich dieses Lied zu meinem absoluten Lieblingssongs dieses Genres. Ich will und muss gar nicht sagen, warum. Hört diesen Song einfach selbst – aber unbedingt auf guten und vor allem extrem lauten Boxen!
Midnight Magic – Beam Me Up
Die 9-köpfige Band Midnight Magic lässt sich größtenteils von den 70er und 80ern inspirieren und stellt die Basis für viele Techno Remixes dar. Obwohl ich eine große Freundin des Technos bin, finde ich das Original mit Abstand am besten. Der groovige Beat, der sich sanft und doch lockerleicht durch den gesamten Song zieht, löst in mir immer eine fröhliche Stimmung aus. Und doch gibt es einem das Gefühl von Nostalgie, wie die Zeit der 70er und 80er für die Leute in ihren Mittzwanzigern ausgesehen haben muss.
La Payara – Bogotá
La Payara verbindet das Reisen mit Musik in grandioser Form! Durch seine Reisen durch die verschiedenen Regionen Kolumbiens versuchte er die einheimischen Klänge an der Wurzel ihres Schaffens zu packen und diese mit elektronischer Musik zu verbinden. Er forschte fast schon im Bereich der südamerikanischen Musik der früheren Zeit und ging der Frage nach, wie sich Rhythmus, die Geschichte und Kultur mit zeitgenössischer Musik miteinander vereinbaren lässt, ohne dass dabei die Identität der bestimmten Regionen verloren geht. Dieser Song ist von Spiritualität und traditionellen Klängen geprägt, die einem förmlich das Herz erwärmen!
Brockhampton – No Halo
Einer meiner absoluten All-Time-Classics , was zeitgenössischen Hip Hop angeht. Ich liebe alles an der Band. Ihre Texte, ihre Beats, ihre Stimmen. Jedes Album ist durch die Bank gelungen und kann immer wieder angehört werden, ohne dass man sich denkt, dass es jetzt auch mal gut ist. „Ginger“ lässt sich nämlich vor allem als Rekonstruktion verstehen, als Suche nach dieser schwindenden Quintessenz, die einst so selbstverständlich schien, dass niemand sie auszusprechen für nötig hielt. „Ginger“ zeigt mit melancholischen und gesangslastigen Nummern wie „No Halo“ oder „Big Boy“ den vollkommenen Boyband-Modus, mit vielschichtigen Beatwechseln, die gegen minimalere Produktion angelegt sind. Mit großen Fragen und vagen Antworten und mit einer ganzen Menge persönlichem Biss.
Chancha Via Circuito – Jardines (Thornato Remix)
Das musikalische Projekt des argentinischen Produzenten Pedro Canale ist ähnlich wie das von La Payara entstanden, indem sie mit akustischen, traditionellen Klängen experimentierten und daraus lateinamerikanische, elektronische Musik entstand, wie wir sie heute kennen. Dieser Song erinnert mich an späte Vormittage in Berliner Clubs, wenn man die Nacht davor auf einem Sonnenstuhl ruhig ausklingen lässt.
Crystal Fighters – Love Alight
„Gaia & Friends“ heißt das neue und bereits vierte Album der Crystal Fighters. Gaia ist eine Figur aus der griechischen Mythologie, eine Göttin – die Urmutter, die personifizierte Erde. Mit „Love Alight“ lernte ich sie lieben, denn der unverkennbare Sound der Band aus London lässt einem tagelang denselben Ohrwurm hören. Der unwiderstehliche Mix, den die Crystal Fighters mit ihrem globalen Musikstil kreieren, geht auf ihrem neuen Longplayer weiter: Tribal-Funk meets Folktronica und Sonnenschein-Pop, der aber nicht ohne nachdenkliche Momente ist. Love is the message, and the message is love.
Vladimir Dubyshkin – Lady of the Night
Wenn ich feiern gehen in Wien vor Corona beschreiben könnte, dann wäre es dieser Song. Die Mischung aus den flotten Beats und dem echoartigen Gesang ist eine wirklich runde Sache in dem Song geworden. Die Stimmung ist sehr aufgelockert und macht direkt Lust aufs Tanzen!
Nand – Wohlfühlen
Ich muss ja sagen, dass ich Musik mit Synthesizer einfach total abfeiere. Bisschen hängen geblieben in alten Zeiten, ja ich weiß, aber ich liebe es einfach. Nand schafft einfach perfekt die Mischung aus Synth, Pop und dem deutschsprachigem Gesang. Am meisten gecatcht hat mich seine erste Strophe, die ich euch mit dem Gefühl des Sommers mitgeben möchte:
„Baby tanzend durch die Straßen
Lichter flackern
Ich pass dir den Joint
Baby gib‘ ma‘ noch ein Kuss
Deine Lippen schmecken warm
Mit ein bisschen Sommerduft“
Octave One – Blackwater
Diesen Song musste ich einfach in meine Sommerhitliste packen, denn jedes Mal, wenn ich diesen Song höre muss ich an Sommer, Sonne und Festival denken. Ein Dank geht raus an meine Freundin Lory, die mir diesen Song gezeigt hat. Wenn ein Song eine Person wäre, dann wäre es bei Lory dieser Song. Vielleicht kennt ihr das, wenn man einen Song hört und dabei immer an eine bestimmte Person denken muss. Der Song ist aus meinen Playlists seitdem nicht mehr wegzudenken. Das männliche Duo aus Detroit macht elektronische Musik mit unterschiedlichsten Einflüssen, wobei der Song immer wieder überrascht und nie langweilig wird. Alleine die ersten zwei Minuten beinhalten so viele Einflüsse und Klänge, die einen förmlich mitreißen. Blasinstrumente, Geigen, Drums und der Einfluss der 90er-Jahre Beats, die immer gute Laune mitgeben.
Khruangbin & Leon Bridges – Texas Sun
Khruangbin ist momentan einer meiner absoluten Favoriten. Der Country-Touch der Band konveniert mit den Soundcollagen, die Khruangbin auszeichnen. Das Trio montiert seine Stücke mit Charakteristika aus Psychedelic, Easy Listening, Surf, Dub und dem Western-Erbe des Großmeisters Ennio Morricone. Die Band aus Texas involviert zusätzlich afghanische und iranische Folklore und dennoch liegen die Wurzeln im RnB und Soul. Eine Wahnsinns-Kombi, wenn ihr mich fragt.
Guts, Lorne Chia – Peaceful Life
Zum Abschluss meiner Playlist kommt ein ruhiger, stimmungsvoller und harmonischer Song, der zum Schunkeln und Kuscheln aufruft. Guts ist wahnsinnig talentiert und bringt dies auch auf jedem neuen Album zum Ausdruck, indem er seiner Kreativität unterschiedliche Richtungen gibt.
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