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Austro Round-up (KW 04-05/20)

Austro Round-up (KW 04-05/20)

Austro Round-up

Def Ill sorgte kürzlich als Ruffian Rugged gemeinsam mit dem Briten G-Rhyme General für eine neue Ausgabe der „One Take Show“. In Linz ist zudem das neue Video zu „Sudden Death“ von Quelle Chris & Chris Keys entstanden produziert von Dominik Galleya and Clemens Niel. Auch abseits davon gab es in den vergangenen zwei Wochen eine Menge an neuen Releases und Videos, wie das neue Round-up zeigt.

Releases

Spitting Ibex – Love Hate Fear Fate

Mit stimmungsvollen Shows erspielten sich Spitting Ibex in den vergangenen Jahren einen Ruf als Live-Band. Das konnte das Wiener Quintett auch zuletzt bei der ausverkauften Releaseshow zu „Love Hate Fear Fate“ im Porgy & Bess unterstreichen. Wie bereits die Vorboten „Let It Go“ und „Mr. Operator“ andeuteten, setzt die Truppe rund um Frontfrau Aunty beim zweiten Album stark auf funkigen Sound mit viel 80er und 90er-Flavour – oft mit Synths, Bläsern und Percussions ausgestaltet, sind die neun Tracks außerordentlich gut arrangiert. Das lange Tüfteln am Sound sorgte zwar für eine lange Wartezeit, macht sich bei den Studioaufnahmen aber definitiv bezahlt.

Während Spitting Ibex mit eingängigen, groovigen Nummern wie „Dingo Jackson“ altbewährte Stärken ausspielen, kommen inhaltlich auch einige gesellschaftspolitische Themen zur Geltung – sei es in Bezug auf die Spaltung der Gesellschaft im Zuge der Migrationsdebatte, globales Verantwortungsbewusstsein oder Gender Diversity. Weltschmerz offenbart neben „The Seeds Of Your Sorrow“ etwa auch „Illusions“, wo Jahson The Scientist auf dem schweren, Trip-Hop-artigen Instrumental mit einem Feature vertreten ist.

Kizmet – Asche EP

Bislang vor allem als Hälfte des Steyrer Duos Chaotix in Erscheinung getreten, orientiert sich Kizmet seit seinem Umzug nach Graz vor gut einem Jahr musikalisch neu. Wie MDK, der jüngst seine neue EP veröffentlichte, arbeitet der Mundart-Rapper derzeit viel mit der Fensterlos-Crew rund um die Produzenten Ital Visions, Karli Primus und Senbeiii zusammen. Für seine Solo-EP „Asche“ haben zudem Wolfi F. und Kardinal Kaos Beats beigesteuert. Auf rundem Boombap-Sound widmet sich Kizmet zunächst Battle-Lines, ehe er zunehmend sein Herz ausschüttet, über vergangene Episoden, Fehler und Ängste reflektiert – besonders emotional und mitreißend etwa am Titeltrack und der Videoauskopplung „Tabula Rasa“.

Am Wochenende stehen bei Kizmet gemeinsame Releaseshows mit MDK in Graz und Steyr an, auch eine EP mit dem Honigdachs-Rapper steht in der Pipeline und könnte noch heuer erscheinen. Weitere Chaotix-Tracks sind in nächster Zeit hingegen nicht zu erwarten, wie er uns kürzlich erzählte: „Rawo lebt noch in Steyr und ist Vater geworden. Es hat sich dadurch bisschen auseinanderentwickelt, wir finden einfach nicht mehr so viele gemeinsame Themen.“

Uncle Kareem – Your Favourite Uncle

Der Innsbrucker Rapper Uncle Kareem releaste mit „Your Favourite Uncle“ seine allererste EP. Der Intro-Track „Lnly“ kam bereits als Singleauskopplung vor zwei Wochen raus, die weiteren Tracks bieten eine Mischung aus eher düsteren, dramatischen Beats, melodischen Autotune-Hooks und herausfordernden, persönlichen Lines. Dabei treten zwei wiederkehrende Feature-Gäste in Erscheinung. Jamalito hat sich sowohl als Produzent, als auch als Rapper mit einem spanischen Feature-Part auf dem Song „Overnight“ verewigt. Darius Robinson, ein US-amerikanischer American-Football-Spieler, der für den österreichischen Meister Swarco Raiders Tirol spielt, versucht sich nun unter seinem Künstlernamen Drobceo auf der neuen EP erstmals als Rapper. Er erweist sich auf den drei Songs als würdiger Featurepartner.

Team128 – Infected

Das Wiener Soundcloud-Kollektiv Team128 wagt sich mit einer neuen EP wieder einmal auf Spotify. Diese heißt „Infected“, beinhaltet vier Tracks und eine beachtliche Vielzahl an Feature-Partnern. Internationale Namen, die sich sehen und hören lassen können – so finden sich bereits auf dem ersten Song namens „Fotos“ $oho Bani, Hugonameless und Ronnie Ro$e, neben den hauseigenen Musikern fface128, Moonman128 und symtex128 ein. Eddy Baker, Eric North und Rozz Dyliams sind die weiteren auf der EP vertretenen Gäste. Der Sound zeigt sich mal aggressiver, mal sanfter und sorgt so für kleine Abwechslungsmomente, ebenso wie die Mischung aus Rap auf Deutsch und Englisch.

Videos/Singles

Silk Mob – Heute ned

Aus der zunehmenden Masse an Rap-Boygroups sticht der Silk Mob, bestehend aus Donvtello, Opti Mane, Jamin, Fid Mella und Lex Lugner alleine schon durch die hochkarätige Besetzung heraus. Sind die deutschen Rapper Donvtello und Opti Mane bis dato oft mit starken Flows auf Memphis-Instrumentals in Erscheinug getreten, dominierte bei Jamin stets der butterweiche Sound. Wie der seidige Crewname andeutetet, dürfte es auf der gemeinsamen Platte, angekündigt für 27. März, auch ziemlich smooth und entschleunigt zugehen. Für einen ersten Vorgeschmack sorgt „Heute Ned“. Die drei Vokalisten widmen sich charmanten Wegen des Absagens und Versetzens, denn heute gibt’s maximal ein Date mit der Couch – oder eben der Booth.

Kreiml & Samurai – Würstlstand

Für ein audiovisuelles Highlight sorgten kürzlich Kreiml & Samurai. „Würstlstand“ erweist sich als smoothe, westcoastig vertonte Ode ans Versumpern beim Nachtgreißler des Vertrauens: „Wurscht welches Weda, ob bei Tog oder Nocht / Auf a Wurscht mit am Blech hob i’s oiwei no gschofft“. Diesmal machen die beiden Station beim seit einigen Monaten wieder florierenden Würstler in der Pfeilgasse – kein Wunder, wenn dort ein narrischer Brenk den Chef des Bratorts mimt und Kumpanen wie Voodoo Jürgens, Monobrother, perVers und „WienerAlois Frank als (Stamm-)Gäste vertreten sind. „Würstlstand“ ist der zweite Vorbote aufs neue Album „Auf olle 4re“, das am 21. Februar erscheint.

Edwin, Bibiza & HipHop Joshy – Swipe (Swipe Swipe)

Mit „Swipe“ bringen die Wiener Rapper Edwin, Bibiza und HipHop Joshy ihr erstes gemeinsames Feature raus, produziert von food for thought. BIBIZA und HipHop Joshy rappen arrogante Tinder-Lines auf heftigem 808-Sound, während Edwin mit seiner ergänzenden Hook für Abgehpotenzial sorgt: „Swipe links, Swipe rechts / Auf der Suche nach mir selbst“.

Slav – Lifestyle

Während der Beat von Slay Romeo schon eine kleine Vorfreude auf das Set bei der Afterhour auslöst, stellt Slav die Sinnhaftigkeit dieses vermeintlichen „Lifestyles“ in Frage. Ihm dämmert, „das wahre Leben“ wohl nicht mehr im trauten sechsstöckigen Wiener Altbau zu finden. Am Sofa inmitten des üblichen Partygesellschaft zeigt er sich müde vom dargebotenen Hedonismus und zweifelt fast schon überdrüssig an der etablieren Lusterfüllung.

Auch wenn ihm die kritische Schiene nicht schlecht steht, freuen wir uns, Slav mitsamt seiner Feierlaune am Line-up unserer 23-Jahres-Feier am 29. Mai im Fluc zu sehen!

See Also

Bacardy52 – Honeypot

Mit seinem neuen Track stellt der Hanuschplatzflow-Neuling Bacardy52 ein gutes Gegenstück zur klischeehaften Salzburger Schickimicki-Hochburg bereit. Während sich in der Mozartstadt laut HPF „ein Monopol an kulturbeschränkten Festspielgängern und Krone-lesenden Scheinakademikern bildet“, leben der Rapper und seine Crew lieber mit reichlich „Mozart-Haze“ und Bier in den Tag hinein. Der Track lebt zwar selbst von der massenhaften Aufzählung gängiger Klischees, liegt in seiner Selbstironie aber dennoch sehr nah am realen Salzburger Selbstbild. Beat, Text, Mix und Mastering kommt von Bacardy52 selbst, nur die Videoproduktion wurde ausgelagert an die Panzerbande.

Law – O.M.D.

Der in der Donaustadt lebende Rapper Law brachte mit „O.M.D.“ seine vierte Solo-Single raus. Produziert wurde der Track von Jimmy Sue. Law ist Teil des Künstler-Kollektiv Akashic Rekordz, zu dem unter anderem die Rapper T-Ser und Sindney gehören. Im Gegensatz zu den beiden rappt er nicht auf Deutsch, sondern zieht englischsprachige Texte vor. Auf „O.M.D.“ verbindet Law angriffslustige Lines auf einem entspannten Beat.

Spilif & Rudi Montaire – Die Summe

Gleich für ein zweites Video in einer Woche verantwortlich ist die Panzerbande bei Spilif und Rudi Montaire besteht „Die Summe“ aus dem Zusammenspiel der alltäglichen Gegensätze, einfach versinnbildlicht durch Spilifs Rap auf dem jazzig angehauchten Beat von Rudi Montaire. Getragen wird das Ganze von der Soulstimme marry-m-highs im Refrain. Das dazugehörige Album der Innsbrucker Rapperin mit dem Münchner Produzenten nennt sich „Das Leben Tarnt Sich Nur Als Schnitzeljagd“ und erscheint am 21. Februar.

Fantast – Example

Eine neue Grenzaufteilung bestimmt das Weltbild, dick eingezeichnet mit Edding am Risiko-Spielbrett. Auf einem kampflustigen 64-Bit-Sound stellen Fantast klar: „We will never defend you / we are the walls“. Gemixt wurde, wie auch schon bei der erste Single „Fabrics„, in Zusammenarbeit mit Mirac. Am 14. Februar erscheint die neue EP, am 22. Februar gibt es das Crossover-Trio in der Linzer KAPU sowie am 27. März im Wiener Rhiz zu sehen.

ShemA – Hustle

Der Wiener Rapper ShemA lässt mit der Single nach längerer Zeit mal wieder etwas von sich hören. Auf „Hustle“ mischt er seine beiden Muttersprachen, indem er mitten in den Lines zwischen Deutsch und kroatisch switcht. Harte Punchlines wechseln sich mit Shindy-ähnlicher Attitude und einer melodischen Hook ab. Auf „Hustle“ stellt ShemA sein ganzes Repertoire vor, sowohl sprachlich als auch stimmlich: „Du hast recht, ich hab Autotune in meiner Stimme / Doch der Unterschied zwischen uns: ich kann auch singen“.

Text: Simon Nowak, Chiara Sergi, Francesca Herr & Mira Schneidereit