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Austro Round-up (KW 15/20)

Austro Round-up (KW 15/20)

Austro Round-up

Im April bleibt die Dichte an Releases und Tracks hoch. Über jene von B. Visible und Salon Supa haben wir bereits gesondert berichtet. Aus bereits bekannten Werken haben Katharsis mit „Regn“, Sketches on Duality mit „Warlock“ und Chakuza mit „Großstadtwüste“ Tracks visualisiert.

Vor einigen Tagen lieferte Def Ill mit „Pandemie 2“ eine ausführliche Momentaufnahme, mit der er sich für eine Existenzsicherung für alle, die durch die Krise alles verlieren, starkmacht. Für weniger ernste Quarantäne-Tracks sorgten etwa Der traurige Gärtner mit „Die eigenen vier Wände“, Joshi Mizu mit „Be My Quarantine“ oder Wendja mit „Quentin Quarantino“.

Releases

AUTsiderz – No Pressure

“Doch jeder Track Angelegenheit des Herzens“, heißt es direkt auf dem Intro des neuen Albums der AUTsiderz. Stolze zwanzig Songs beinhaltet „No Pressure“, einige davon sind bereits vorab als Single-Auskopplungen erschinen. Während sie sich in Form eines Sketches auf „Dirty Mikel II“ selbst nicht all zu ernst nehmen, bleiben sich die AUTsiderz ihrem Stil auch auf Albumlänge treu. Motivierender Pop-Sound und Rock, ehrlicher HipHop, ein Zusammenspiel verschiedener Genres, die Mischung aus Power-Songs und nachdenklichen Momenten. Oft wird es überraschend tiefgründig auf den Songs, dennoch gehen die positiven Vibes nicht verloren.

Source 45 – Pyro

Mit „PYRO“ präsentierten Source 45 kürzlich ihr zweites Album, bestehend aus acht Tracks. Das Grazer Duo setzt dabei wie bisher auf die DIY-Mentalität, so heißt es auch auf „Wow“: „Mach es für mich und mach es für die Bros“. Soundtechnisch bewegt sich „PYRO“ irgendwo zwischen Autotune, explosiven Beats und Newschool-Bangern. Die Tracks klingen dabei modern und bewegen sich am Puls der Zeit, ohne dass Source 45 auf jeden Zug mitaufzuspringen zu müssen.  

Videos

Hinterkopf – Zu viel, zu wenig | Ich war da

Obwohl er im März Teil der ersten Ausgabe der „The Message Cypher“ war, konzentrierte sich Hinterkopf in den vergangenen Monaten weniger aufs Rappen. So trat er etwa bei der Austropop-Formation Christina Kosik & die Gang Band als Keyboarder sowie mit Adem Delon unter dem Crewnamen Jiggytown als Produzent in Erscheinung. Kürzlich kehrte der Wiener mit zwei kontrastreichen Tracks auf die Bildfläche zurück. Mit dem Atmosphere-Cover „Ich war da“ sinniert er in ruhiger, emotionaler Manier über seinen Lebensweg. Diesen und seine gewachsenen Ideale bringt er auch auf der Single „Zu viel, zu wenig“ zum Vorschein, die trotz aller Waachheit ziemlich munter ausfällt. Unterstützt durch schönen Kopfnicker-Sound von Schieber und ein launiges Video, bringt Hinterkopf auch sonst einige Gegensätze in den Lines unter.  

Adem Delon & Noli – Feuer

Im obigen Video noch geduldig wartend am Schaukeln, kann mittlerweile auch Adem Delon auf eine stabile Versorgungskette zwischen Rennbahnweg und Großfeldsiedlung bauen. Davon überzeugt „Feuer“, aufgenommen mit Noli. Dabei treten die beiden getarnt als Kommissare in Erscheinung, im Kopf freilich nur feinste Rauchware und Nächte, die endlos sind ganz wie die Papes. Auf einem atmosphärischen Instrumental liefern die beiden viel Singsang und präsentieren als eingespieltes Team. Das dazugehörige Video fällt überzeichnet aus, versprüht auch dank des US-Streifenwagens GTA-Flavour. Nicht das kreativste Thema, aber durchaus fein umgesetzt.  

Beloskoni & Gonzalez – Flex 2020

Ähnliches Thema, weitaus härtere Gangart – mit „Flex 2020“ gibt es nach über einem Jahr wieder etwas von Beloskoni zu hören. Früher oft zusammen mit Noli auf Tracks zu hören, bekommt er diesmal Unterstützung von Gonzalez, der bereits als Teil der 12er in Erscheinung getreten ist. In einem gestrandeten Wiener U-Bahn-Waggon setzt das Duo auf einen düsteren Beat und klassische Street-Representer-Lines, bei denen vor allem Gonzalez flowtechnisch eine Duftmarke hinterlässt. Die beiden Rapper sind Teil des neu gegründeten Kollektivs/Labels Oniki. In den kommenden Monaten sollen viele weitere Singles folgen, wie Beloskoni kürzlich im ausführlichen Gespräch bei WNMRDMNP ankündigte.

Tizudemjay – Traum

 „Von Linz nach Vienna / Wenig hat sich verändert“, heißt es auf „Traum“, dem neuen Song von Tizudemjay. Auf einem passend träumerischen Beat von Produzent Hardy, der unter anderem auch für bekannte Wiener Gesichter wie Slav oder Edwin produziert, kann er das Träumen nicht vom echten Leben unterscheiden. Tagträumerisch rappt er von seinem Hustle, der ihn zum Erfolg führen soll. „Ist es nur ein Traum, da wo ich jetzt bin?“

Mieze Medusa & Tenderboy – Rappertante

Seit 2003 machen Mieze Medusa und Tenderboy gemeinsam Musik und lassen dabei Einflüsse der 1990er Jahre hochleben. 2019 fassten sie den Entschluss, weiterzumachen, sich in Zuge dessen neu zu erfinden. So steht dieses Jahr unter dem Motto „Mehr denn immer“. Was da auf sich warten lässt, spoilern Mieze und Tenderboy mit „Rappertante“. Die HipHopper*innen von damals sind erwachsen geworden, wurden selbst zu Vorbildern, zu Eltern teilweise auch nur sprichwörtlich, wie Mieze Medusa als Mama der hiesigen Poetry Slam-Szene und in eirgendeiner Weise sind sie jetzt alle Onkel und Tanten. So ist der 10. April als Release am Internationalen Tag der Geschwister und noch passender: „American Day of encouraging young people to write“ schon nicht mal mehr aufg’legt.

Die weiteren Songs werden in den kommenden Wochen präsentiert und dürften sich musikalisch nahe an der Vorbotin orientieren: Mehr Spoken-Word und Geschichte, eingebettet in jazzigen Trip-Hop-Beats. Und es geht darum, Stimmungen zu vermitteln anstatt bloß aneinander gereihte Lines zu liefern, nur damit es sich reimt. Ein mögliches Feature mit Kollegin Yasmo läge da auch nicht weit entfernt.

Amnezzi – Paradies

Der Wiener Rapper Amnezzi ist zurück im Paradies. Der neue Track ist ehrliche Musik von Wiens Straßen und ist von und für jene Jungs, die eigentlich Scheine machen müssen und keine Zeit für Rap Musik haben. Liebe für die Hauptstadt gibt es auch, so heißt es im Refrain „Fick auf New York, denn der Kellner kommt aus Wien“. Der Beat entstammt der Feder der Produzenten 7J & Buckroll und liefert reichlich Raum für die eingängige Hook, die uns noch länger im Ohr bleiben wird.

Mire Pasha & Brato – Viertel & Blocks 2

“Viertel & Blocks 2“ ist einer von sieben Tracks auf Mire Pashas neuer EP „Connect – Push it 2 the Limit“, die am Freitag erscheinen wird. Wie das gesamte Release ist die Single von Chieel produziert. Das Musikvideo von „Viertel und Blocks 2“ porträtiert tatsächlich die Wiener Viertel und Blocks, denn die Szenen wurden den Filmemachern anonym von Fans zugesandt. Was darun zu sehen ist? Viele Scheine und mindestens genauso viele Drogen. Auf einem harten Beat rappen Mire Pasha und Featurepartner Brato genau darüber – Batzen, den giftigsten Stoff und die Fußfessel, die sitzt. Die am Ende des Musikvideos angehängte Aussage „Rap muss hart sein“ haben sie sich offensichtlich zu Herzen genommen der Song ist als Hymne für die Straße konzipiert. „Wo ist die Mannschaft? In Viertel und Blocks.“

See Also

fface128 & symtex128 – Walking Brick

„Spiele Fortnite in meinem Bett und ich order McDonald’s“, heißt es auf dem neuen Track der team128-Mitgliedr fface128 und symtext128. „Walking Brick“ nennt sich dieser und verlangt fast schon, immens laut abgespielt zu werden. Ein aggressiver Beat trifft auf harten Rap und markante Stimmen.

Celeste Collins – Do You Remember | Quarantine EP

Streng genommen ist „Do Your Remember“ keine neue Veröffentlichung, ist der Song doch schon seit Anfang des Jahres auf Spotify vorige Woche schickte Celeste Collins allerdings in Form eines Videos eine würdige Auffrischung hinterher. Der ruhige Track bekommt ein visuell stimmige Untermalung, ganz im Sinne des aktuellen Internet-Zeitgeistes. Drei Tage darauf folgen just drei neue Tracks in Form der „Quarantine„-EP. So sorgt sie mit „Bored“, „Drunk“ und „Skype Me“, für eine textlich zwar simple, aber musikalisch passende Bearbeitung der aktuellen Lage. Ob sich dahinter gleichzeitig der Beginn einer Promophase zu einem möglichen ersten Album verbirgt, oder alles lediglich das Ergebnis mehrwöchiger Selbstisolation ist, bleibt vorerst noch unklar.

Weiteres

Für den Track „Keimkraft“ haben sich die Grazer Fate & Strange den altbewährten Beat von „Clouds of Smoke“ vorgeknöpft und mit Representer-Lines neues Leben eingehaucht. Als Einzelkämpferin präsentiert sich die Welser Rapperin Gyal auf dem Track „Soldier“. Mit dem Track „Komm mit zum AMS“ spult K.Einnahme von der Donaustädter AMS Gang sein gewohntes Programm ab.

Spinelly & Testa haben mit „Spinesta & Testelly“ einen Nachfolger ihres 2017 erschienenen Mixes „65 Lit Lane“ veröffentlicht. Ra-B brachte nach dem Motto „Beats, Rhymes, Soul & Global Grooves out of Quarantine“ die dritte Ausgabe seiner „I-SOUL-LATION“-Mix-Reihe heraus.

Text: Simon Nowak, Chiara Sergi, Francesca Herr & Mira Schneidereit