Deschek vom Message. Gebts ma an grünen Avatar heast!
Österreichischer Rap und verwandte Disziplinen liefern derzeit reichlich Stoff, die Dichte an Neuerscheinungen ist hoch. Dieses Round-up verfolgt das Ziel, möglichst vielen erwähnenswerten Österrap-Releases und Videoauskoppelungen der vergangenen Woche eine Plattform zu bieten. Trotz großer Sorgfalt erheben wir hierbei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn auch wir können nicht immer jedes Juwel mitbekommen.
Kalenderwoche 50 erwies sich als hochkarätig besetzt. Während Der-Con zum Tag der Menschenrechte mit dem Track „Magna Carta“ AktivistInnen aus aller Welt ehrte und der Kärntner Tonträger-Fan Truemental seit einigen Tagen sein Debütalbum „Ungekocht“ ausschließlich per CD vertreibt, sind auch einige Videos sowie eine neue EP zu verbuchen.
Slav – Nie genug
Einfach so einen neuen Namen zugelegt hat sich Einfachso, nennt er sich doch fortan Slav. Kurz nach seinem gemeinsamen Live-Turn-up mit seinem Homeboy Jugo Ürdens sorgt der polnischstämmige Wiener mit „Nie genug“ für frischen Solo-Output. Auf einem entspannt vibenden Beat von ViciousCreep unterstreicht er die Vorzüge seines Ansatzes, mit Leichtigkeit durchs Leben zu gehen, regelmäßig aufzunehmen und einfach zu genießen. Nur verständlich, dass er davon nicht so schnell genug bekommt. Dass er derzeit zusammen mit Jugo Ürdens Support bei der soeben gestarteten Rin-Tour ist, die am 09. Jänner im Wiener Gasometer haltmacht, ist da nur eine weitere Episode.
siebzig prozent – Tu es Day
Ebenfalls nie genug kriegen siebzig prozent. Für die „Brettljausn“-Auskopplung „Tu es Day“ verfilmen die Grazer einen „ganz normalen“ Tag. Dabei untermauern sie gekonnt ihren Status als notorische Zuaschädeln, pendeln zwischen Couch, Booth, Corner und Lokalen – bei ihnen ist eben alles in Butter, solange sie im Öl sind und andere berauschende Stoffe mengengerecht in die Körper gelangen. Im dazugehörigen Video persifliert Kreiml den paniertesten Protagonisten, der offenbar doch nur fast „Schlaflos in Graz“ war.
Rapterror feat. Ali Capone – Normal
Neues aus dem Hause Stonepark: Nach längerer Abstinenz melden sich die Wiener Streetrap-Veteranen Rapterror und Ali Capone mit ihrem gemeinsamen Track „Normal“ zurück. Zwar ohne Video, dafür mit dopem Sound sinnieren sie über das Block-Leben und stellen klar, dass Abheben eh nie eine Option sein kann. Den catchigen Beat hat der zuletzt verstärkt als Schauspieler in Erscheinung getretene Ali Capone gemeinsam mit Hinterkopf gebastelt.
Amun Mcee – Raumtourist
Nachdem kürzlich die Single „Karussell“ erschienen ist, sorgt Amun Mcee nun mit „Raumtourist“ für eine weitere Auskopplung seiner am 21. Dezember erscheinenden EP „Signal“. Der Track ist mit viel Herzblut geschrieben – der Salzburger Rapper bezieht sich auf den Kampf gegen Raum und Zeit in Bezug auf seine Seelenverwandte, die leider in weite Ferne gerückt ist. Also rein in die Pharaonauten-Montur und ab auf die Suche zwischen Wien-Neubau und galaktischen Sphären, wie das aufwendig umgesetzte Video zeigt. Abschließend komplettieren mit dem Hidden-Track „Der Funk“ heitere Vibes.
EsRAP – Kabadayi
Ihre Stimmen gegen die rechtspopulistische Regierung erheben EsRAP auf „Kabadayi“, wobei sich Esra als Ottakringer Kabadayi inszeniert und damit in die Rolle des türkischen Patriarchen schlüpft, der in der Nachbarschaft das Sagen hat. Ihr Einsatz richtet sich strikt gegen Rassismus und Diskriminierung, eben für ein besseres Leben in Wien. Enes übernimmt wie gehabt die Gesangsparts, die Sprache switch laufend zwischen Deutsch und Türkisch. Die seit acht Jahren gemeinsam musizierenden Geschwister werkeln übrigens gerade an ihrem Debütalbum.
Familienbande – Am Boden
Dem Album „Du siehst Fabelhaft aus“ entspringt das neue Video der Familienbande: Die technisch unterschiedlich versierten Rapper Tobah, Hefal, MS MC, Sliver widmen den Track ganz ihren alltäglichen Hürden und den Wegen, sich wieder aufzurichten. Die feine Hook kommt von dem in North Carolina beheimateten Sänger Jay Attys.
Ernst – Fundament EP
Früher unter den Namen Shaolinx und Überblick aktiv, nun unter seinem bürgerlichen Vornamen: Ernst liefert mit „Fundament“ seine erste professionell umgesetzte EP, erschienen via Dopearts. Die sechs Tracks haben einen teils poppigen Charakter, Ernst präsentiert sich darauf weitgehend introspektiv und grüblerisch, bezieht sich etwa auf seinen Werdegang und die Suche nach Glück. Mit „High“ hat er kürzlich einen der stärkeren Tracks der EP visualisiert.
Kravali – SocialNazi
Popsch raus, Duckface in die Kamera und alles wird gut – die 3.000 Facebook-Freunde werden schon genug Likes da lassen. Da die Außenwelt sowieso grausam ist, kann man als „Barbiepuppenzombie“ schon mal viel Wert auf Social-Media-Selbstinszenierung legen. Auf „SocialNazi“ aus dem Album „Die dunkle Seite des Mundes“ belächelt Kravali diesen übertriebenen Geltungsdrang und bemängelt die Whackness vieler im Cyberspace.
Der traurige Gärtner – Glei Dumper
Na, liebe Kinder, schon in Weihnachtsstimmung? Falls nicht, könnte der vierte Teil der „Skalt“-Saga Abhilfe leisten! Der traurige Gärtner liefert darauf eine besinnliche Reinterpretation des angestaubten Weihnachtslieds „Es wird scho glei dumpa“, garniert mit durch den Raum hängenden Lichterketten im Video – na gut, ganz dezent eingesetzte SM-Elemente sind halt auch dabei. Dann steht’s halt in den Sternen, ob des liabe Kind nach dem Ansehen des Videos eher süß schlafen oder schweißgebadet aufwacht. Hei, Hei!
Schore Beatcember
Bei den täglich releasten Tracks im Rahmen des Schore Beatcembers ging es vergangene Woche munter weiter. Beats beigesteurt haben diesmal unter anderem DrumkidT, Digga Mindz und Pekave.