"The hardest thing to do is something that is close…
Letzte Woche stand HipHop-Wien ganz im Zeichen des deutschen Straßenraps, gaben sich sowohl die Frankfurter Azzlackz von Celo & Abdi, die mit Hanybal und Newcomer Nimo im B72 gastierten, als auch die Hamburger Gesinnungsbrüder von der 187Strassenbande, die in der Grellen Forelle anzutreffen waren, in der Stadt die Ehre. Da zwischen beiden Konzerten gerade einmal 24 Stunden lagen, bietet sich ein Vergleich zwischen den Shows der Straßenrap-Schwergewichter an. Kleiner Spoiler: Für Action wurde auf beiden Konzerten gesorgt. Aber das sollte nun wirklich keine Überraschung sein, du weißt.
Text: Thomas Kiebl Fotos: Marlene Rosenthal
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Das hier ist kein Jay Z-Konzert! – Celo & Abdi @ B72
Donnerstag, 20 Uhr: Während ein Mix von DJ Juizzed aus den Boxen des B72 läuft, füllt sich die Location kontinuierlich. Um 21 Uhr ist es schließlich gerammelt voll – und mit gerammelt voll meine ich wirklich richtig, richtig voll. Wer zu spät kommt, muss sich mit einem der hinteren Plätze und einhergehender schlechter Sicht auf die Acts begnügen. Als Erster präsentiert sich Newcomer Nimo, der erst kürzlich als neuer Act bei 385i vorgestellt wurde. Ohne Nervosität, die einem Rookie durchaus zugestanden werden kann, performt Nimo knappe 20 Minuten, bis ihm schließlich Hanybal unter die Arme greift. Der den Wien-Gig sicher länger im Gedächtnis behalten dürfte, fällt dieser doch mit seinem Geburtstag zusammen. Hany lässt sich zunächst aber nichts anmerken, setzt genau dort an, wo Nimo aufgehört hat und präsentiert einige Track aus seinem letzten Album „Weg von der Fahrbahn“. Kommt alles hörbar beim Publikum an und erfüllt seinen Zweck. Um 21:45 übernehmen dann Celo & Abdi. Zunächst wird aber nicht ins Mic gespittet, sondern zu US-Rap-Classics von DJ Juizzed das Publikum angefeuert: „Frankfurt – Wien – Frankfurt – Wien“, eine Parole, die an besagtem Abend nicht zum einzigen Mal angestimmt wird. Vor allem zeigt aber Abdi sofort seine bekannten Showmaster-Qualitäten.
Nach Wien bringen Celo & Abdi nicht nur Tracks aus ihrem aktuellen Album „Bonchance„, sondern auch den ein oder anderen Evergreen aus den vorigen Alben und dem „Mietwagentape„. Für „Meine Stadt“ bauen Celo & Abdi – als Fußballfreaks nicht verwunderlich – Rapid Wien und Austria Wien in die Hook ein. Ob zufällig oder ob sie wussten, dass das Derby vor der Türe steht, ist unklar, beides scheint realistisch. Die Voracts bleiben ein integraler Bestandteil der Show, Hanybal greift etwa für „Sektor 6-0“ zum Mic und Nimo performt mit den Brudis den jüngsten 385i-Hit „Auf Achse“. Natürlich gibt es auch das ein oder andere Geburtstagsständchen für Hanybal – die Ankündigung erfolgt dabei mit „Erster Atemzug“. Passender geht es kaum. Beendet wird die Show um 23:15 mit „Chabos wissen wer der Babo ist“, zu dem Abdi auch die Besucher auf den oberen Rängen zum Ausrasten auffordert. Das Ganze sei schließlich kein Jay Z-Konzert. Die Sache mit dem Pogen funktioniert bei dem – sofern sich das nach dem Aussehen feststellen lässt – überwiegend jungen Publikum nicht ganz so wie gewünscht. Danach ist Schluss, dafür gibt es Fotos am Merch-Stand.
Fazit: Eine gute, routinierte Show, die einem im B72 geboten wurde. Celo & Abdi wissen, wie sie mit dem Publikum interagieren müssen – man merkt einfach, dass die Jungs nicht erst seit gestern auf der Bühne stehen. Auch Geburtstagskind Hanybal und Nimo hinterließen einen mehr als ordentlichen Eindruck. Natürlich hätte sich manch einer den ein oder anderen Classic noch in der Tracklist gewünscht („Über Wasser halten“ wurde vom Publikum am lautesten gefordert), aber das ist Geschmacksache. Und damit wurde schon einmal die Latte für die 187Strassenbande hoch gelegt …
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Zicke Zacke, Zicke Zacke, hoi hoi hoi! – 187Strassenbande @ Grelle Forelle
Freitag 20 Uhr: Ungewöhnlich viele Leute befinden sich schon jetzt vor der Grellen Forelle, die meisten mit der Hoffnung auf eine Karte für den Gig der 187Strassenbande. Nur: Diese Hoffnung ist umsonst, keine Abendkasse, weil alle Tickets schon im Vorverkauf angebracht wurden. Aber das wundert eigentlich nicht wirklich, musste der Gig doch bereits vom kleineren B72 in die Forelle hochgelegt werden. Die 187Strassenbande zieht einfach. Vor der Grellen Forelle machen sich die ersten mit lauten „187“-Schlachtrufen warm (die einem bereits in der U-Bahn-Station begegnen), danach darf BK (Blut & Kasse) auf der Stage die Crowd weiterpushen. Das macht der Würzburger, der auch einige Zeit in Wien verbrachte (Sidos Bandprojekt, ihr wisst) nicht schlecht. Dabei verzichtet er nicht auf einige Spitzen gegen einen anderen Act, der heute ebenfalls in Wien gastiert: Money Boy. Sogar eine Sexpuppe kommt hierfür zum Einsatz. Nach Tracks der Marke „100% Macher“, die glasklar aus den Boxen dröhnen, übernehmen die 187ers in Form von Bonez MC, Sa4, Maxwell und GZUZ. Eine Säule des Kollektivs fehlt – ist aber mit den obligatorischen #FREELX-Rufen dennoch präsent. Verglichen mit dem Gig von Celo & Abdi wirkt die Stimmung hier aufgeheizter, aggressiver. Wie bei einem Fußballspiel zwischen zwei Stadtrivalen.
Apropos Fußballspiel: Anfeuerungsrufe wie „Zicke Zacke Zicke Zacke hoi hoi hoi“ oder das spätere „Finaaaale“ verstärken diesen Eindruck. Zudem werden ein paar Parolen gegen Cops angestimmt, die man auch in mancher Kurve hört. Auf die Stadt selbst, im Gegensatz zu den Azzlackz den Tag zuvor, wird hingegen weniger eingegangen.
Hinsichtlich der Performance stehen nicht nur Tracks aus GZUZs jüngstem Soloalbum „Ebbe & Flut“ (eigentlich wird ja dieser auf Tour von den 187ers präsentiert) auf der Playlist, sondern auch Tracks aus „Obststand“, „High & Hungrig“ und dem letzten Sampler werden zum Besten gegeben. Die Show wirkt zwar nicht so abgeklärt wie jene der Frankfurter, reißt aber genauso mit. Was nicht zuletzt an der Crowd liegt. Wer aber glaubt, dass die Jungs nicht auch Humor besitzen, der wird mit der Zugabe eines besseren belehrt: „Marioana“ ist, dank des Samples, wohl der poppigste Track der Hamburger. Das Publikum feiert’s trotzdem. Danach ist Schluss.
Fazit: Die 187Strassenbande legten einen überzeugenden Auftritt hin, dessen größtes Makel in der etwas zu kurzen Spielzeit liegt. Aber was bis dorthin geboten, überzeugte alle in der Grellen Forelle.
Zusammenfassend zeigten beide Acts auch anhand ihrer Liveshows, warum sie zur Speerspitze des deutschen Straßenraps gehören. Immer wieder gerne, bis zum nächsten Mal, Bonchance bei Ebbe und Flut! (s/o Arcadia).
Interviews mit Celo & Abdi, Hanybal und Nimo erscheinen in Kürze. Stay tuned!
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