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Lichtstrahl in der dunklen Disko: Degenhardt mit „Ausser mir“ // Video

Lichtstrahl in der dunklen Disko: Degenhardt mit „Ausser mir“ // Video

Disko im Dunkeln: Degenhardt

Manchmal muss die Musik reifen, damit die zur Untermalung ausgewählten Bilder eine ganz besondere Wirkung entfachen. Gesehen beispielsweise bei der sehr guten US-Indie-Band American Football, die ihr detailverliebtes Video zu „Never Meant“ ganze 15 Jahre nach Albumrelease an den Start brachte. Die wohligen Gefühlsregungen von Nostalgie nahmen sie dabei dankend in Kauf. Destroy Degenhardt hat für das Video zu „Ausser mir“ zwar keine 15 Jahre gebraucht, aber immerhin sechs Jahre. Die sind in der Musikwelt des Internet-Zeitalters auch eine halbe Ewigkeit: So erschien am 24. Dezember 2012 das dazugehörige Album „Harmonie Hurensohn II“ (und die EP „Destroy 1“, war ein gabenreicher Tag), welches mit den Videoauskoppelungen „Kleine Narben“ und „Der Druck bleibt“ vorab angekündigt wurde.

Dass damals „Ausser mir“ kein Video verpasst bekam, war hinsichtlich der Qualität des Hiro-MA-produzierten Tracks mit Sprachsamples aus „Game of Thrones“ und „Die drei Fragezeichen – und die flüsternden Puppen (Folge 180)“ doch ein wenig schade. Aber die Visualisierung schob Degenhardt nur auf, wurde „Ausser mir“ nun mit einer Komposition voller stimmiger Bewegtbilder, überwiegend kreiert von der eigenen Fangemeinde, versehen.

Als Abschlusssequenz des Videos dient ein Live-Cover der Nummer, performt vom gegenwärtig mancherorts hart in der Kritik stehenden Prezident. Dieser hat sich in seinen jüngst erschienenen Tracks und in einem Interview bei hiphop.de an der identitätspolitischen Ausrichtung der Linken abgearbeitet, ganz in der Tradition von ideologisch unzweifelhaften Persönlichkeiten wie Mark Lilla, Adam Soboczynski oder Ijoma Mangold. Vor allem für die Annahme Mangolds, jegliche Kritik an linker Identitätspolitik würde als versuchte Beseitigung von Minderheitsrechten aufgefasst werden, ist die Chose um Prezident ein gutes Praxisbeispiel. Die Debatte wird deswegen von vornherein abgewürgt – anstatt Prezident, dessen Ansichten sicher nicht geteilt werden müssen, argumentativ der Sachlage entsprechend Kontra zu geben.

Aber warum kommt gerade jetzt ein Video zu „Ausser mir“? Dafür gibt es natürlich einen Anlass. Wie bei American Football, deren „Never Meant“-Video im Jahr 2014 mit einer Neuauflage ihrer ersten LP in Zusammenhang stand, nimmt sich auch Degenhardt seinem alten Wirken noch einmal an. Die Doppel-Vinyl „Disko im Dunkeln“, erscheinend am 13. Juli, ist aber nicht die Neuauflage einer Platte, sondern ein gepresster Querschnitt durch große Teile seiner Diskografie. 24 Nummern, entnommen den diversen Free-Veröffentlichungen zwischen 2010 („Harmonie Hurensohn“) und 2013 („Harmonie Hurensohn 3“) und mit Featurebeiträgen von unter anderem Gossenboss mit Zett oder NMZS (R.I.P.) geschmückt, bilden die Tracklist. Für wohlige Gefühle der Nostalgie ist also auch in diesem Fall gesorgt.

Artwork:

Tracklist:
A1 Ich One
A2 Kleine Narben
A3 Raus
A4 Lovers Weepers
A5 Weg feat. Gossenboss mit Zett
A6 Nackt mit einem Bier

See Also

B1 Ex
B2 Conny Kramer
B3 Raus 2
B4 Destroy
B5 Still F.O.T.Z.E. feat. Hans Solo (Äi-Tiem)
B6 IchSoErNicht

C1 Stammheim feat. NMZS, Loock
C2 Hollywood
C3 Billy Idol
C4 Ausser mir
C5 Freund
C6 Weiss & Katholisch

D1 E.X.P. 3 feat. Fotzi Bär, Loock
D2 Der Druck bleibt
D3 Stolz
D4 Letzte Lover feat. Kamikazes
D5 Zuhause
D6 Sickboy