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Fashawn – The Ecology // Review

Fashawn – The Ecology // Review

The-Ecology
(Mass Appeal/VÖ: 24.02.2015)

Sechs Jahre lang für ein Album arbeiten? Für viele Künstler im schnelllebigen Internetzeitalter ein Luxus, den sich die meisten einfach nicht nehmen können. Aber Westcoast-Künstler Fashawn tickt da anscheinend anders: Nach seinem fulminanten und beinahe makellosen Debütalbum „Boy Meets World“, komplett von Exile produziert, war Pause angesagt. Obwohl, so ganz stimmt das natürlich nicht, denn immerhin veröffentlichte der Rapper aus Fresno regelmäßig mehr oder weniger gute Mixtapes und ein Kollaboalbum mit dem Seelenverwandten MURS. Wenn Fashawn aber auf die letzten Jahre zurückblickt, dürfte die aufgebaute Verbindung zur Rap-Legende NAS alles andere überstrahlen. Fashawn nannte den New Yorker immer als wichtigen Einfluss und orientierte sich am Artwork seiner ersten Platte an „Illmatic“ – nicht wenige Kritiker verglichen sogar die beiden Alben und zogen gewisse Parallelen. Auch wenn man vielleicht hier nicht so weit gehen will und sollte, steht fest, dass NAS und Fashawn über eine gemeinsame Basis verfügen. Und deshalb erscheint „The Ecology“ nun auch über Mass Appeal.

„I wasn’t KKK but I understood/Why it’s hard to hibernate in my hood/Before I ever seen an itinerary/I made 57 visits to the cemetery/From a derelict, to a diety/Easily I make a atheist believe in me, now“
(Fashawn auf „Guess Who’s Back“)

Bei NAS’ Label musste Fashawn jedoch zunächst die zweite Geige spielen, hatten die Jungs von „Run The Jewels“ releasetechnisch Priorität. Aber nach El-P und Killer Mike durfte Fash endlich ran – und veröffentlichte sein Album im Frühjahr 2015. Ein Blick auf die Credits zeigt jedoch schon einen markanten Unterschied zur Vorgängerplatte: Statt ausschließlich auf Beats aus dem Hause Exile zu vertrauen, greift Fashawn diesmal auch auf Produktionen von Beewirks, DJ Khalil oder The Alchemist zurück. Gut, insgesamt wurden, inklusive Bonus-Track, nur sechs Titel nicht von Exile produziert – die Aufregung war also doch ein bisschen umsonst.

Außerdem zählen die „Fremdproduktionen“, falls man die so nennen will, auch zu den besseren auf der Platte. Denn anders als auf „Boy Meets World“ beweist Fashawn auf „The Ecology“ ein nicht so glückliches Beat-Händchen: Exile liefert zwar selten schlechte, aber oft einfach nur durchschnittliche Beats, denen es vor allem an einem mangelt: An Ecken und Kanten. Alles schön sauber produziert, definitiv, aber leider nicht mehr. Ein weiteres Problem stellen die Hooks dar, die stellenweise einfach billig klingen – besonders jene auf „Place to Go“ und „F.T.W.“ sind richtig misslungen. Das wird aber alles noch getoppt von der BDP-Hommage in „Confess“ inklusive einem ultra-cheesigen „oohohoohohoh“ in der Hook. Auweia. Allerdings gesellt sich bei den Beats und Hooks neben viel Schatten auch einiges an Licht dazu: DJ Khalil bringt ein bisschen Afrobeat, Alchemist trägt zwar nicht überragendes, aber doch okayes Material bei, und auch Beewirks hat  einen ganz passablen Beat abgeliefert. Zudem: Wenn die Gäste die Hook übernehmen, klingt das gleich viel besser. Aloe Blacc und BJ the Chicago Kid wissen eben, was zu tun ist.

„I’m working 24/7, wondering where the day went/Feeling taken for granted, feeling underestimated/Do I need the recognition when i have the reputation?/You’re thinking entertainment, I’m thinking elevation/In an industry that’s saturated, but I’m glad I made it/I’ve seen anticipation turn to aggravation“
(Fashawn auf „Higher“)

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Auf „Boy Meets World“ zeigte sich Fashawn als Rapper, dem es wunderbar gelingt, kleine Geschichten aus dem Alltag auf interessante Weise dem Hörer zu vermitteln. Das funktioniert auch auf der neuen Platte: Tracks wie „Mother“ (wobei das ultrafröhliche Instrumental nicht wirklich zum Text passt), „Man in the House“ oder „Higher“ belegen, dass der Kalifornier auch auf seiner neuen Labelheimat nichts von seinem alten Talent verloren hat. Geschichten aus Fashawns Leben, wunderbar und nachvollziehbar erzählt – da spielt er gekonnt seine Stärken aus. Wer oder was ihn aber zu unpassenden (Party-)Tracks wie „Out the Trunk“ (guter Einzeltrack, aber im Kontext einfach total fehl am Platz) oder das schon – zu Recht – kritisierte „Confess“ bewogen hat, erscheint unklar.  Hoffentlich nicht der Labelboss.

Mit „The Ecology“ liefert Fashawn also ein Album, bei dem sich Licht- und Schattenseiten die Waage halten: Ein okayes Album mit einigen Glanzlichtern, aber auch genauso vielen Skipkandidaten. In Anbetracht der langen Wartezeit und des Vorgängers leider eine kleine Enttäuschung.

(thomki)