Da der Herbst Karate Andi auf seiner Tour De Trance mit aller Kraft erwischt hatte, musste (nicht nur) der Auftritt in Wien verschoben werden. Vermutlich durch den neuen Sonntagstermin versuchten kurz vor der Show noch einige Besucher, ihre überflüssigen Karten loszuwerden, der Verdacht auf ein eher ruhiges Konzert kommt auf. Nach Lounge-Musik statt Vorband, die er, wie sich herausstellt, auch gar nicht braucht, legt Andi dann pünktlich in einer prall gefüllten Flex-Halle los.
Gleich von Beginn an zeichnet sich das Publikum durch Textsicherheit und Motivation aus, angestachelt durch stimmungsmachende Moderation des „Eckkneipenhustlers“. Trotzdem muss dieser nach „Spiel des Lebens“ dann erst mal ein ernstes Wörtchen mit den Wienern reden. Eigentlich wären ja eh alle bloß für donetasy gekommen, mit dem er den nächsten Track „Human Traffic“ unter Jubelrufen zum Besten gibt. Spätestens nach „Generation Andi“ ist aber klar, von Punk bis Hipster sind alle für Andi da, und das wird belohnt. Nachdem die Menge durch Gute-Laune-Beats und dreckigen Humor am Brodeln ist, wird von der Bühne aus für Erfrischung in Bierform gesorgt. Der sympathische Rapper weiß, wie man Stimmung macht und legt gleich mit einer Lebensweisheit nach: „Man soll den Arsch nicht höher hängen, als man scheißen kann.“ Zwischen „Mofa“, „Komm im Bimma“ und „Chronik III“ gibt es noch ein Trostpflaster für politisch korrektere Fans. „Your body, your choice, wenn eine Frau nein sagt, meint sie nein. Geht wählen.“
Der Pegel stimmt zwar schon, aber „da wir nicht hier sind, um Freunde zu machen, sondern um Krieg zu führen“, folgt nach „Lass mal Bleiben“ und „Verschwende deine Jugend“ ein Bier-Ex-Battle zweier glücklicher Zuschauer. Zu gewinnen gibt es ein T-Shirt vom Karate-Andi-Merch, den er immer wieder anpreist. Als „schlauen Rap aus Brandenburg, der erwachsen geworden ist mit der Zeit“ kündigt er selbstironisch die folgenden Tracks „Spiegel“, „Eisen“, „Flatrate“ und „Breakdancebattle“ an, bevor er sich nach einer guten Stunde und einem „Fuck Nazis, Wien“ verabschiedet. Die Crowd schreit nach donetasy und verdient sich so noch einen „gebrochene[n] Kieboogie“ mit Karate Andi, bevor im Flex die Lichter angehen.
Fazit: Mit den Handys in den Hosentaschen und den Händen über den Köpfen feiern die Wiener Karate Andi. Und Andi feiert es auch. Mit Guter-Laune-Mukke, Drogenaffinität und alltagsfernen Lebensweisheiten macht er den Sonntagabend zum Pre-Work-Abriss.
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