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Spielfreudiger Herzbube // Morlockk Dilemma live

Spielfreudiger Herzbube // Morlockk Dilemma live

Morlockk Dilemma

Stets ein gern gesehener Gast auf Wiener Bühnen, kann Morlockk Dilemma diesmal auf ein ausverkauftes Chelsea zählen. Zuletzt spielte der Leipziger im Rahmen der „Hexenkessel“-Tour zwei gemeinsame Shows mit Brenk Sinatra, nun kehrt er als „Herzbube“ zurück. Als Aufhänger dient das gleichnamige Soloalbum, das im August erschienen ist. Für seinen Rap-Charakter, den Trunkenbold mit Hang zu Handgrifflichkeiten und romantischen Abenteuern, ist der Gürtelclub quasi das natürliche Habitat.

Da hier bereits um 23 Uhr für den regulären Wochenendbetrieb geräumt werden muss, ist der Timetable straff definiert und der Beginn früh angesetzt. Zeit für einen Support-Act ist dennoch vorhanden. So startet – wie auch beim jüngsten Wien-Besuch von Hiob im Frühjahr – HipHop Joshy in den Abend. Während das Gedränge in der Konzerthalle stetig zunimmt, spielt der Heiße-Luft-CEO Auszüge aus dem Mixtape „Wenn ich ein Auto wär, wär ich ein kaputtes Auto“. Mit Tracks wie „Tatort Hietzing“, „Gib Joint“ oder „Vorstandweiber“ – mit Gastauftritten von JerMc und Jonas Herz-Kawall – sorgt er für die passende Einstimmung.

Ausgestattet mit leicht aufgeknöpftem Hemd, charmant-schelmischem Blick und einer Handvoll Rosen, betritt schließlich der Hauptact die Bühne – ganz dem Tourmotto entsprechend. Unterstützung liefert DJ Access, sonst verlässt sich Morlockk Dilemma auf seine Qualität als Alleinunterhalter. Nach einer kleinen Intro-Sequenz widmet er sich direkt den ersten Nummern aus dem „Herzbube“-Repertoire. Morlockks Performance ist von Beginn an überzeugend, was von einem Rapper seines Formats aber auch zu erwarten ist. Die zunächst solide Stimmung bringt er zu einigen Höhepunkten, indem er regelmäßig bewährte Tracks von „Der Eiserne Besen“  und „Hexenkessel“ einstreut – und dabei oft von einer textsicheren Crowd begleitet wird.

Morlockk Dilemma

Die Dichte an Reimketten und Silben bleibt durchwegs hoch, was teils auch für die kleineren Verschnaufpausen zwischen den Tracks zutrifft. Diese füllt Morlockk mehrmals mit lyrischen Überleitungen. Wie bei einigen Tracks lässt er seinen Charakter dabei zwischen humorvoller Selbstbeweihräucherung, szenischer Kneipen- und Liebespoesie pendeln. Der Übergang vom Hochtrabenden zum Stumpfen gelingt Morlockk fließend: „Jetzt reicht’s aber mit dem sentimentalen Rumgeheule“, sagt er, ehe er die letzten Rosen verteilt, einen Schluck aus seinem Wieselburger nimmt, ein „Hoch auf die österreichische Schankwirtschaft“ ausspricht und „Sex und Gewalt“ anstimmt.

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Morlockk Dilemma

Der reguläre Part seiner Show endet nach einer „symbolischen“ Stamperlrunde vor „Cognac“, der Milieustudie „Wo die Schatten fallen“ sowie seinem Part von „Die Drinks“. Es folgt eine kurze Zugabe, für die Morlockk mit Bademantel zurückkehrt und „Sonntagshemd“ performt, ehe er die Show nach gut einer Stunde intensiver Bühnenpräsenz beendet. Anschließend nimmt er seinen Cognac zur Hand und mischt sich unter die Besucher – sehr volksnahe.

Fazit: Morlockk Dilemma zeigte sich im Chelsea von seiner besten Seite, zeigte viel Spielfreude und peformte durchwegs auf einem hohen Level. Mit einem Mix aus neuen “Herzbube“-Tracks, altbewährten Nummern und der ein oder anderen unterhaltsamen Überleitung konnte er für einige Höhepunkte sorgen. Ein starker Auftritt, mit dem er die Erwartungen vollends erfüllen konnte.

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